Das Haus auf den Klippen
Florida. Fred war bei der Erwähnung seines eigenen Namens als fallengelassener und wiedererwählter Freund
und nun Verlobter zusammengezuckt. Der Bericht stellte ihn als
Idioten hin.
Ja, er mußte ein Ende machen. Morgen, wenn er sie zum
Flugplatz fuhr, würde er ihr Bescheid sagen. Eines allerdings
beschäftigte ihn noch. Es würde Tina nur zu ähnlich sehen,
wenn sie sich weigerte, ihm den Schmuck seiner Mutter zurückzugeben.
Als er um sechs Uhr bei Tina ankam und feststellte, daß sie
wie gewöhnlich noch nicht fertig war, hatte er den Fernsehapparat angestellt und dann den Schmuckkasten aufgemacht.
Die Perlenkette, Uhr und Anstecknadel seiner Mutter waren
da, ebenso wie der Verlobungsring, den er Tina gerade erst
überreicht hatte. Er hatte seinen Zweck für sie erfüllt, und sie
konnte es vermutlich kaum erwarten, ihn vom Finger zu streifen,
dachte er. Er steckte die Schmuckstücke in die Hosentasche.
Und dann riß er die Augen auf. Unter Tinas billigen Ketten
und Armbändern begraben, blitzte ein Ring hervor. Es war ein
großer grüner Edelstein mit rechts und links einem Diamanten in
einer Platinfassung.
Er griff nach dem Schmuckstück und betrachtete es genau.
Selbst ein Einfaltspinsel hätte die Reinheit und Tiefe dieses
Smaragds wahrgenommen. Fred begriff, daß er das Familienkleinod in der Hand hielt, das man Vivian Carpenter vom Finger
gerissen hatte.
Als Menley von dem Besuch im Haus des Baumeisters Tobias
Knight heimkehrte, saß Amy auf den Eingangsstufen. »Sie haben bestimmt schon gedacht, ich hätte Sie ganz vergessen«, entschuldigte sich Menley.
»Nein, ich weiß, daß Sie das nicht tun.« Amy befreite Hannah
aus dem Kindersitz im Wagen.
»Amy, ich hab gestern mitgekriegt, daß Sie mit meinem Mann
über das Video von Bobby geredet haben. Erzählen Sie mir davon.«
Widerstrebend berichtete Amy, wie es dazu gekommen war,
daß es in ihre Hände geriet.
»Wo ist es jetzt?«
»Daheim. Ich hab’s gestern abend aus Elaines Haus mitgenommen, als ich mir noch mehr Filme ausgeliehen hab. Ich
wollte es Mr. Nichols geben, wenn er am Donnerstag zurückkommt.«
»Geben Sie’s mir morgen früh.«
»Selbstverständlich.«
A
m Tag nach der Anhörung beschlossen Graham und Anne
Carpenter, auf eine Kreuzfahrt zu gehen. »Wir brauchen
eine Ortsveränderung«, bestimmte Graham.
Die jüngsten Ereignisse hatte eine tiefe Depression in Anne
ausgelöst, und sie gab teilnahmslos ihr Einverständnis. Ihre anderen beiden Töchter waren zu dem Gerichtsverfahren angereist,
und Emily, die ältere, erklärte jetzt unumwunden: »Mutter, du
mußt aufhören, dir Vorwürfe zu machen. Auf ihre Weise hat die
arme Vivy dich und Dad sehr geliebt, und ich glaube nicht, daß
sie dich gern so sehen würde. Mach eine Reise. Geh weg von
alldem. Mach dir eine tolle Zeit mit Daddy, und kümmert ihr
beiden euch umeinander.«
Nachdem Emily und Barbara mit ihren Ehemännern abgereist
waren, saßen Anne und Graham am Dienstag abend auf der
überdachten Veranda vorne und schmiedeten Reisepläne. Annes
Stimme klang frischer, und sie lachte, als sie sich einige der anderen Kreuzfahrten wieder ins Gedächtnis riefen, die sie schon
mitgemacht hatten.
Graham mußte es in Worte fassen, wie er sich fühlte: »Es war
für keinen von uns beiden angenehm, in den Boulevardblättern
als Rabeneltern dargestellt zu werden, und die stürzen sich auch
bestimmt mit größter Freude auf die Anhörung. Aber wir haben
getan, was wir tun mußten, und irgendwo, glaube ich, weiß Vivian auch, daß wir versucht haben, dafür zu sorgen, daß ihr Gerechtigkeit widerfährt.«
»Und ich hoffe inständig, daß sie genauso weiß, daß wir darüber hinaus nichts tun können.«
»Ach, sieh mal, da ist Pres Crenshaw mit Brutus.«
Sie schauten zu, wie ihr hochbetagter Nachbar mit seinem
Schäferhund an der Leine langsam an ihrem Tor vorbei die
Straße hinunterging.
»Kannst deine Uhr danach stellen«, sagte Graham. »Punkt
zehn.«
Einen Augenblick später fuhr ein Wagen an ihrem Tor vorbei.
»Pres sollte sich in acht nehmen, diese Straße ist dunkel«, sagte
Anne.
Sie drehten sich um und gingen ins Haus.
M
enley lud Amy ein, zum Abendessen dazubleiben. Sie
spürte, daß das junge Mädchen sich irgendwie verloren
vorkam. »Ich mach bloß einen Salat und Linguine mit Muschelsoße«, erklärte sie, »aber Sie können gerne mitessen.«
»Würd ich liebend gern.«
Sie ist wirklich ein nettes Kind, dachte Menley, und
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