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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dachte sie. Damals machte man selten Feuer in der guten Stube.
Die Gottesdiener mußten blau vor Kälte gewesen sein.
    Die frühen Familien auf dem Cape wohnten im keeping room oder Familienzimmer, wie sie die Küche nannten, den Raum,
wo die große Feuerstelle Wärme spendete, wo es einladend nach
leckerem Essen roch, wo die Kinder bei Kerzenlicht auf dem
langen Eßtisch ihre Hausaufgaben machten und die Familie gemeinsam die langen Winterabende verbrachte. Sie versuchte
sich die Generationenfolge von Familien vorzustellen, die an die
Stelle der ursprünglichen unglückseligen Besitzer getreten war.
    Sie hörte Schritte auf der Treppe und ging in die Eingangshalle. Adam kam herunter, mit Hannah in den Armen. »Wer behauptet hier, daß ich sie nicht höre, wenn sie schreit?« Er schien
sehr zufrieden mit sich selbst zu sein. »Sie ist frisch gewickelt
und hat Hunger.«
    Menley griff nach der Kleinen. »Gib sie mir. Ist es nicht herrlich, sie ganz für uns alleine zu haben, nur mit einer TeilzeitBabysitterin? Wenn Elaines zukünftige Stieftochter auch nur
halb so gut mit Kindern ist, wie sie es sein soll, wird unser
Sommer ungeheuer gut.«
    »Wann kommt sie denn?«
»Gegen zehn, glaub ich.«
Um genau zehn Uhr fuhr ein kleines blaues Auto in der Einfahrt vor. Menley beobachtete Amy, wie sie den Weg heraufkam, bemerkte ihre schlanke Erscheinung, ihre langen aschblonden Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengesteckt
waren. Menley fiel etwas Aggressives an der Haltung des Mädchens auf, an der Art, wie sie die Hände in die Taschen ihrer
Fransenshorts geschoben hatte und trotzig die Schultern herausreckte.
»Ich weiß nicht«, murmelte Menley, als sie die Tür öffnen
ging.
    Adam schaute von seinen Arbeitspapieren auf, die er auf dem
Tisch ausgebreitet hatte. »Du weißt was nicht?«
»Seht«, mahnte Menley.
Als sie im Haus war, machte das Mädchen jedoch einen ganz
anderen Eindruck. Sie stellte sich vor und ging unverzüglich
zum Baby hin, das in dem kleinen Tagesbett lag, das sie in der
Küche aufgestellt hatten. »Hallo, Hannah.« Sie bewegte sanft
ihre Hand hin und her, bis Hannah nach einem Finger griff.
»Gutes Mädchen. Du kannst ja kräftig zupacken. Willst du mein
kleiner Kumpel sein?«
Menley und Adam warfen sich einen Blick zu. Die Zuneigung
schien echt zu sein. Nach ein paar Minuten Unterhaltung mit
Amy hatte Menley das Gefühl, daß Elaine allenfalls die Kompetenz des Mädchens noch untertrieben hatte. Sie hatte seit ihrem
dreizehnten Lebensjahr verschiedene Jobs als Babysitterin übernommen und war kürzlich erst bei einer Familie mit einjährigen
Zwillingen gewesen. Sie hatte vor, Kindergärtnerin zu werden.
Sie kamen überein, daß sie mehrere Nachmittage pro Woche
kommen würde, um auszuhelfen, während Menley für ihre
schriftstellerischen Projekte recherchierte, und daß sie gelegentlich auch abends dableiben würde, wenn die Nichols’ zum Essen
ausgehen wollten.
Als das Mädchen sich verabschiedete, sagte Menley: »Ich bin
so froh, daß Elaine Sie vorgeschlagen hat, Amy. Haben Sie denn
noch irgendwelche Fragen an mich?«
»Ja… ich… nein, ist nicht wichtig.«
»Worum geht’s denn?«
»Nichts, ganz ehrlich, nichts.«
Als sie außer Hörweite war, sagte Adam ruhig: »Das Mädchen hat Angst vor irgendwas.«
10

H
enry Sprague saß auf der Couch in der Glasveranda, ein
    Fotoalbum auf dem Schoß. Phoebe war neben ihm und
schien aufmerksam zu sein. Er wies sie auf verschiedene Bilder
hin. »Das war damals, als wir zum erstenmal mit den Kindern
zum Plymouth Rock gefahren sind. Bei dem Felsen hast du ihnen die Geschichte von der Landung der Pilgerväter erzählt. Sie
waren damals erst sechs und acht, aber sie waren ganz fasziniert.
Du hast immer Historisches wie eine Abenteuergeschichte vermittelt.«
    Er warf ihr einen Blick zu. Ihren Augen war keinerlei Wiedererkennen abzulesen, aber in ihrem Bemühen, ihm Freude zu
machen, nickte sie. Es war eine schlimme Nacht gewesen. Um
zwei war er aufgewacht, nur um Phoebes Seite des Betts leer
vorzufinden. Obwohl er extra Schlösser an den Türen angebracht hatte, war es ihr letzte Woche irgendwie gelungen, durch
das Küchenfenster nach draußen zu gelangen. Er hatte sie gerade noch eingeholt, als sie dabei war, den Wagen anzulassen.
    Letzte Nacht war sie dann in der Küche gewesen, mit dem
Wasserkessel auf dem Herd, und eine der Gasstellen war angestellt.
    Gestern hatte sich das Pflegeheim bei ihm gemeldet. Am 1.
September

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