Das Haus auf den Klippen
Fliegengittertür. »Hört ihr beiden mal auf zu schmusen und laßt euern Besuch rein?«
Die ersten Gäste waren eingetroffen.
Es ist eine sehr nette Party, sagte sich Menley, als sie von der
Buffettafel zurückkehrte und sich wieder auf die Couch setzte.
Sechs der Paare kamen schon ihr Leben lang im Sommer zum
Cape, und einige von ihnen schwelgten jetzt in nostalgischen
Erinnerungen. »Adam, weißt du noch, wie wir damals mit dem
Boot von deinem Vater nach Nantucket sind? Er war gar nicht
einverstanden damit.«
»Ich hatte vergessen, ihm von unsern Plänen zu erzählen«,
sagte Adam mit einem Grinsen.
»Meine Mutter war’s doch, die sich irrsinnig aufgeregt hat«,
sagte Elaine. »Sie hat sich endlos darüber ereifert, daß ich das
einzige Mädchen mit fünf jungen Männern war. ›Was sollen
denn die Leute denken?‹«
»Und wir andern waren total sauer, daß wir nicht eingeladen
worden sind«, sagte die ruhige Brünette aus Eastham gedehnt.
»Wir waren alle in Adam verknallt.«
»Was, du warst nicht in mich verknallt?« protestierte ihr
Mann.
»Das fing im Jahr drauf an.«
»Damals, als wir die Grube zum Muschelbacken gegraben
haben… Ich hab mir fast das Genick gebrochen vor lauter Su
chen nach Seetang… Dieses blöde Balg, das zum Strand gerannt
und beinah in die Grube gefallen ist… Das Jahr, als wir…«
Menley lächelte und versuchte zuzuhören, aber in Gedanken
war sie woanders.
Elaines Verlobter, John Nelson, saß auf einem Sessel bei der
Couch. Er wandte sich an Menley. »Was haben Sie denn als
Teenager getrieben, als die Leute hier das Cape unsicher gemacht haben?«
Menley drehte sich erleichtert zu ihm. »Ich hab genau dasselbe gemacht, was Amy jetzt gerade tut: Babysitten. Ich bin drei
Jahre hintereinander mit einer Familie mit fünf Kindern an den
Strand von Jersey gegangen.«
»Nicht gerade die schönsten Ferien.«
»Es war okay. Das waren nette Kinder. Übrigens möchte ich
Ihnen wirklich sagen, daß Amy ein wunderbares Mädchen ist.
Sie ist großartig mit dem Baby.«
»Danke. Ich kann Ihnen ja ruhig sagen, daß es gar nicht einfach ist, weil sie Elaine nicht leiden kann.«
»Glauben Sie nicht, daß sich das ändert, wenn sie erst zum
College geht und neue Freunde kennenlernt?«
»Hoffentlich. Früher hat sie sich immer Sorgen gemacht, ich
könnte einsam sein, wenn sie zum College geht. Jetzt scheint sie
Angst zu haben, daß sie kein Zuhause mehr hat, wenn Elaine
und ich erst verheiratet sind. Lächerlich, aber mein Fehler, weil
ich ihr das Gefühl gegeben hab, sie sei die Dame des Hauses,
und jetzt will sie nicht, daß jemand anders an ihre Stelle tritt.«
Er zuckte mit den Achseln. »Nun ja. Sie kommt schon darüber
hinweg. Jetzt hoffe ich bloß, junge Dame, daß Sie auch so viel
Freude am Cape gewinnen wie ich. Wir sind vor zwanzig Jahren
für die Ferien hierhergekommen, und meiner Frau hat es so gut
gefallen, daß wir Wurzeln geschlagen haben. Zum Glück konnte
ich mein Versicherungsunternehmen verkaufen und hier bei
einem in Chatham einsteigen. Wenn Sie erst einmal soweit sind,
sich ein Haus zu kaufen, werde ich mich gut um Sie kümmern.
Viele Leute verstehen wirklich kaum etwas vom Versicherungswesen. Es ist eine faszinierende Branche.«
Zehn Minuten später entschuldigte sich Menley, um eine Tasse Kaffee zu holen. Das Versicherungsgeschäft ist doch nicht so faszinierend, dachte sie und bekam dann Gewissensbisse, daß
sie so etwas denken konnte. John Nelson war ein sehr netter
Mensch, auch wenn er ein bißchen langweilig war.
Adam gesellte sich zu ihr, als sie sich Kaffee einschenkte.
»Amüsierst du dich, mein Schatz? Du warst so in ein Gespräch
mit John vertieft, daß ich dich gar nicht auf mich aufmerksam
machen konnte. Wie gefallen dir meine Freunde?«
»Sie sind großartig.« Sie versuchte ihrer Stimme Begeisterung
zu verleihen. In Wirklichkeit allerdings wäre sie viel lieber allein
mit Adam zu Hause gewesen. Die erste Woche ihres Urlaubs war
fast vorbei, und zwei Tage davon hatte er in New York verbracht.
Heute nachmittag dann waren sie für seinen Termin mit Scott
Covey vom Strand zurückgekommen, und jetzt am Abend waren
sie mit all diesen Leuten zusammen, die ihr völlig fremd waren.
Adam blickte an ihr vorbei. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Elaine unter vier Augen zu reden«, sagte er. »Ich
möchte ihr von dem Treffen mit Covey erzählen.«
Menley rief sich in Erinnerung zurück, daß sie sich darüber
gefreut hatte, als
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