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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zu erfahren, daß die Jungen schon im Alter
von zehn Jahren zur See gingen und daß einige von ihnen Kapitäne ihrer eigenen Schiffe wurden, als sie erst Anfang Zwanzig
waren. Sie fand, daß es interessant wäre, in dem neuen DavidBand einen Jungen aus dem siebzehnten Jahrhundert auftreten
zu lassen, der die Seefahrt zu seiner Karriere machte.
Sie kam zu einem Kapitel, das Kurzbiographien von einigen
der prominentesten Seefahrer aufführte. Ein Name fiel ihr auf:
Kapitän Andrew Freeman, 1663 in Brewster geboren, ging als
Kind zur See und wurde mit dreiundzwanzig Herr seines eigenen Schiffs, der Godspeed. Als Lotse und Mannschaftskapitän
stand er in dem Ruf, völlig furchtlos zu sein, und sogar Piraten
gewöhnten sich daran, einen weiten Bogen um die Godspeed zu
machen. Er ertrank 1707, als er wider alle bessere Vernunft die
Segel hißte, obwohl er wußte, daß sich ein Nordoststurm anbahnte. Die Masten brachen, und das Schiff kenterte und sank
mit seiner gesamten Mannschaft. Die Wrackteile wurden meilenweit an der Sandbank von Monomoy angeschwemmt.
Ich muß mehr über ihn herausfinden, dachte Menley. Als sie
endlich um zwei Uhr das Buch auf den Nachttisch legte und das
Licht ausmachte, hatte sie das prickelnde Gefühl von Belebung,
das sie immer empfand, wenn ein Handlungsverlauf sich deutlich in ihrer Vorstellung abzeichnete. Hannah fing um Viertel
vor sieben an sich zu beschweren. Wie sie es versprochen hatte,
schüttelte Menley Adam wach und legte sich wieder mit geschlossenen Augen zur Ruhe. In ein paar Minuten kehrte er zurück, den noch halb schlafenden Säugling gegen seine Schulter
gelehnt. »Menley, warum hast du Hannah gestern abend zur
Wiege rübergetan?«
Menley setzte sich ruckartig auf und starrte ihn an. Verwirrt
und auch bestürzt dachte sie: Ich kann mich gar nicht erinnern,
daß ich zu ihr reingegangen bin. Aber wenn ich das sage, denkt
Adam bestimmt, daß ich verrückt bin. So gähnte sie statt dessen
und murmelte: »Als Hannah aufgewacht ist, wollte sie sich einfach nicht beruhigen, also habe ich sie eine Weile gewiegt.«
»Das dachte ich mir schon«, sagte Adam zu ihr.
Hannah hob den Kopf von seiner Schulter hoch und drehte
sich um. Die Jalousien waren unten, und das Licht, das am Rand
hereinspitzte, war gedämpft. Hannah gähnte voller Inbrunst und
flatterte mit den Augenlidern, lächelte dann und streckte sich.
In dem dämmrigen Raum ähnelten die Konturen ihres Gesichts so sehr Bobbys Gesichtszügen, dachte Menley. Genauso
war auch Bobby aufgewacht: Er gähnte und lächelte und streckte sich.
Menley blickte zu Adam auf. Sie wollte nicht, daß er mitbekam, wie nah sie sich einem Panikanfall fühlte. Sie rieb sich die
Augen. »Ich hab noch so lange gelesen. Ich bin noch ganz verschlafen.«
»Schlaf so lange, wie du willst. Hier, gib dem Morgenstern
einen Kuß, und ich nehme sie mit runter. Ich kümmer mich
schon gut um sie.«
Er reichte ihr das Baby. »Das weiß ich doch«, sagte Menley.
Sie hielt Hannah so, daß das kleine Gesicht nur Zentimeter von
ihrem eigenen entfernt war. »Hallo, mein Engel«, flüsterte sie,
während sie gleichzeitig dachte: Dein Daddy kann dich gut versorgen, und soviel kann ich dir versprechen: Wenn je der Tag
kommt, an dem ich glaube, daß ich’s nicht kann, dann ist das
mein Ende.
7 . August
24

H
    enry und Phoebe Sprague saßen draußen an einem Tisch
des Restaurants Wayside Inn. Zum erstenmal in diesem
Sommer hatte Henry sie zu einem Sonntags-Brunch im Freien
mitgenommen, und ein erfreutes Lächeln spielte auf Phoebes
Lippen. Sie hatte schon immer gern die Leute beobachtet, und
heute herrschte viel Betrieb auf der Hauptstraße von Chatham.
Touristen und Einwohner schauten sich die Schaufenster an,
strömten in die Spezialläden und wieder heraus oder steuerten
auf eines der vielen Gasthäuser zu.
    Henry warf einen Blick auf die Speisekarte, die ihnen die
Empfangsdame gereicht hatte. Wir bestellen Eggs Benedict,
Schinkentoast mit pochierten Eiern und Sauce hollandaise,
dachte er. Das ißt Phoebe hier immer gern.
»Guten Morgen. Sind Sie soweit, zu bestellen, Sir?«
    Henry blickte hoch und starrte dann die fast unverschämt hübsche Serviererin an. Es war Tina, die junge Frau, die er in dem
Pub gegenüber vom Friseur Anfang Juli gesehen hatte, dieselbe,
von der Scott Covey berichtet hatte, sie sei eine Schauspielerin
mit einer Rolle im Cape Playhouse.
    Ihre Miene verriet in keiner Weise, daß sie ihn erkannte, aber

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