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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Marie. »Ich will Sie nicht aus Versehen schneiden.«
    »Ich kann nichts dafür«, gestand Debbie. »Ich hab schrecklich
kitzlige Zehen.«
Marie lachte. »Das geht einer anderen Kundin von mir genauso. Sie läßt sich fast nie eine Pediküre machen, aber als sie heiraten wollte, haben wir ihr alle gesagt, daß sie unbedingt hübsche Füße dafür haben muß.«
Da die Gelegenheit günstig war, brachte Debbie Vivians Namen ins Gespräch. »Wenn man bedenkt, daß Vivian Carpenter
nach ihrer Hochzeit nur noch drei Monate gelebt hat…« Sie
seufzte und ließ ihre Stimme verebben.
»Ich weiß. Das war doch grauenhaft! Wissen Sie, Sandra, die
Kundin, von der ich Ihnen grad erzählt hab, die Frau, die nie ’ne
Pediküre will?«
»Ja.«
»Also, an dem Tag, als sie doch eine hatte, für ihre Hochzeit,
da saß sie genau in dem Stuhl hier, und Vivian war daneben. Sie
fingen an, miteinander zu reden. Sandra ist so eine, die einem
alles von sich erzählt.«
»Worüber hat sie denn damals gesprochen?«
»Sie hat Vivian erzählt, daß sie anschließend zur Kanzlei von
ihrem Anwalt gehen wollte, um ihren Verlobten zu treffen und
einen hieb- und stichfesten Ehevertrag zu unterzeichnen.«
Debbie setzte sich etwas gerader hin. »Was meinte Vivian dazu?«
»Na ja, sie hat so ungefähr gesagt: ›Ich finde, wenn man eine
Ehe nicht damit anfangen kann, daß man sich liebt und vertraut,
dann sollte man es gleich bleiben lassen.‹«
Marie verteilte Körpermilch auf Debbies Füße und begann sie
zu massieren. »Sandra hatte sich so was nicht einfach gefallen
lassen. Sie hat Vivian erklärt, daß sie schon mal verheiratet war
und die Ehe nach drei Jahren in die Brüche ging. Sandra hat ein
paar Boutiquen. Ihr Ex-Mann hat behauptet, er hätte ihr enorm
geholfen, weil sie – ist das zu fassen? – abends eine Menge über
ihre Expandierungspläne mit ihm geredet hätte. Er bekam eine
Riesenabfindung. Sandra sagte, er hätte, als sie ihn geheiratet
hat, nicht mal gewußt, was das Wort Boutique bedeutet, und er
hätte es noch immer nicht gewußt, als sie sich getrennt haben.
Sie sagte zu Vivian, wenn der eine Ehepartner Geld hat und der
andere nicht, dann zahlt der mit Geld bei einer Scheidung unglaublich drauf.«
»Was hat Vivian dazu gemeint?«
»Vivian sah irgendwie verstört aus. Sie sagte, das sei ja sehr
interessant und nicht von der Hand zu weisen. Sie hat gesagt:
›Vielleicht ruf ich lieber meinen Anwalt an.‹«
»Hat sie das ironisch gemeint?«
»Das weiß ich nicht. Bei ihr hab ich mich nie ausgekannt.«
Marie deutete auf das Tablett mit Nagellack. »Dieselbe Farbe
wie Ihre Finger, Erdbeer-Sorbet?«
»Bitte.«
Marie schüttelte die Flasche, schraubte den Deckel ab und begann mit sorgfältigen Strichen Debbies Zehennägel zu lackieren.
»Ein echter Jammer«, äußerte sie. »Im Grunde war Vivian wirklich ein netter Mensch, nur so schrecklich unsicher. Der Tag, als
sie sich damals mit Sandra unterhalten hat, war das letztemal,
daß ich sie je gesehen hab. Drei Tage später war sie tot.«
45

D
as Restaurant The Captain’s Table, das zum Hyannis Yacht
Club gehört, lag über dem Hafen.
    Als langjähriges Klubmitglied und häufiger Gast in dem Restaurant hatte John einen begehrten Tisch in dem Glasanbau
beim Speisesaal ergattert. Er bestand darauf, daß Menley am
Fenster gegenüber saß, damit sie den Blick auf den Nantucket
Sound genießen konnte, auf die anmutigen Segelboote, die eleganten Jachten und die majestätischen Dampfschiffe, die nach
Martha’s Vineyard und Nantucket Touristen beförderten und
wieder zurück.
    Als Menley um Viertel vor sieben vom Remember House
weggefahren war, lag Hannah bereits für die Nacht versorgt im
Bettchen. Als sie jetzt an ihrem Sekt nippte, ließ sie ein Gedanke
nicht los. War irgendwo in den Spragueschen Unterlagen eine
Abbildung von Kapitän Andrew Freeman, die ihr flüchtig unter
die Augen gekommen war, sie aber unbewußt doch beeindruckt
hatte, als sie durch den Riesenberg von Papieren ging? In diesem Glauben hatte sie Jan Paley gelassen. Und dann fragte sie
sich, wie oft sie wohl in den letzten Tagen die Begriffe »unbewußt« und »im Unterbewußtsein« verwendet hatte. Sie rief sich
ins Gedächtnis zurück, daß selbst die nur gelegentlichen Beruhigungspillen, die sie einnahm, sie benommen machen konnten.
    Sie schüttelte den Kopf, um ihn wieder freizubekommen.
Jetzt, da sie hier im Restaurant saß, war sie froh, daß sie gekommen war. Vielleicht war das

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