Das Haus auf den Klippen
ja der Grund, weshalb Adam so
darauf aus war, sie in Gesellschaft anderer Menschen zu wissen.
Früher hatte sie wirklich viel unternommen, doch seit Bobbys
Tod fiel es ihr ausgesprochen schwer, ein fröhliches Gesicht
aufzusetzen und sich für irgend jemanden oder irgend etwas zu
interessieren.
Während ihrer Schwangerschaft mit Hannah hatte sie das letzte Buch über David geschrieben und war damals froh, völlig in
der Arbeit daran aufzugehen. Ihr war aufgefallen, daß sie, sobald sie nicht beschäftigt war, sich Sorgen zu machen begann,
irgend etwas könne schiefgehen, sie könne vielleicht eine Fehlgeburt erleiden oder das Baby werde tot geboren.
Und seit Hannahs Geburt kämpfte sie nun mit den quälenden
Anfällen des Streßsyndroms – Flashbacks, Angstattacken, Depressionen.
Eine ganz schön trübselige Leier von Beschwerden für einen
Mann wie Adam, der mit einem überaus anstrengenden Job leben mußte, überlegte sie. Sie war ja zunächst so aufgebracht
gewesen über Adams augenscheinliche Bemühungen, sie zum
Ausgehen zu bewegen und Amy im Remember House übernachten zu lassen. Jetzt aber wünschte sie sich verzweifelt, er
säße hier bei ihr am Tisch.
Menley war sich bewußt, daß sie endlich wieder wie früher
aussah. Ihre Taille war wieder ganz wie sonst, und heute abend
hatte sie einen hellgrauen Seidenhosenanzug mit einem Bolerojäckchen und weiten langen Hosen ausgesucht. Dunkelgraue
Ärmelaufschläge betonten das ebenfalls dunkelgraue Oberteil.
Ihr von der Sonne aufgehelltes Haar hatte sie im Nacken zu einem einfachen Knoten zusammengesteckt. Die schmale Silberhalskette mit den Diamanten und dazu passende Ohrringe – beides ein Verlobungsgeschenk von Adam – ergänzten ihr Erscheinungsbild. Sie erkannte, wie gut es ihr tat, sich wieder nett herzurichten.
Die Entdeckung, daß John und Elaine auch Scott Covey eingeladen hatten, war eine nicht unangenehme Überraschung gewesen. Menley bemerkte seinen anerkennenden Blick, als der
Empfangschef sie zum Tisch geleitete. Zu Scotts Charme gehörte auch, wie sie feststellte, daß er sein eigenes blendendes Aussehen überhaupt nicht zu beachten schien. Sein Verhalten war
eher ein wenig scheu, und er hatte die Gabe, jedem, der gerade
sprach, genau zuzuhören.
Er erwähnte kurz die Hausdurchsuchung. »Ihre Auskunft war
richtig, Menley. Als ich Adam erreicht habe, sagte er mir, daß er
in dieser Sache nichts unternehmen kann, und meinte allerdings
auch, ich solle besser in Kontakt mit ihm bleiben und immer
meinen Anrufbeantworter anlassen.«
»Adam ist ein sehr entschiedener Mensch«, sagte Elaine mit
einem Lächeln.
»Ich bin verdammt froh, daß er auf meiner Seite ist«, erwiderte Covey und fügte dann hinzu: »Aber laßt uns nicht den Abend
mit dieser Geschichte verderben. Ein Trost ist immerhin, wenn
man nichts zu verbergen hat – es ist ein schreckliches Gefühl,
wenn einem die Polizei das Haus auseinandernimmt, weil sie
beweisen will, daß man ein Verbrecher ist, aber immerhin ist es
ein großer Unterschied, ob man aufgebracht ist oder Angst hat.«
Erregt hakte Elaine ein: »Wenn ich bloß daran denke! Die
Carpenters hätten sich bloß halb soviel um Vivian kümmern
sollen, als sie noch am Leben war, wie sie sich jetzt wohl zu
kümmern glauben, wo sie tot ist. Ich kann euch sagen, als die
Arme vor drei Jahren ihr Haus gekauft hat, da kam sie mir so
einsam vor. Ich hab später eine Flasche Champagner rübergebracht, und es war zum Erbarmen, wie dankbar sie dafür war.
Sie hockte einfach völlig alleine da.«
»Elaine«, warnte sie John.
Als sie Tränen in Scotts Augen aufsteigen sah, biß sich Elaine
auf die Lippen. »O Gott, Scott, es tut mir so leid. Du hast recht.
Wechseln wir besser das Thema.«
»Das tu ich«, ergriff John strahlend das Wort. »Wir machen
hier unseren Hochzeitsempfang, und ihr beide seid die ersten,
die hiermit offiziell in Kenntnis gesetzt werden, daß er um genau vier Uhr am Samstag, den sechsundzwanzigsten November,
stattfindet. Wir haben sogar schon das Essen ausgesucht: geschmorter Truthahn.« Sein Auflachen klang wie hähähä. »Vergeßt nicht, das ist zwei Tage nach Thanksgiving.« Er drückte
Elaines Hand.
Elaine sah wie eine Braut aus, dachte Menley. Eine Halskette
aus Gold und Perlen unterstrich ihr weißes Kleid mit dem Kapuzenkragen. Ihr sanft gebürstetes blondes Haar schmeichelte ihrem schmalen, etwas kantigen Gesicht. Der große birnenförmige
Diamant an ihrer linken Hand war ein
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