Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
weiteres Glas Wein ein und grinste Ryan beschwipst an. »Ich liebe dieses Lokal.«
»Ja, das sehe ich.« Er schob die Flasche aus ihrer Reichweite und winkte dem Kellner.
»War das nicht ein nettes Paar?« Sie bedachte den Platz, den ihre Tischgenossen gerade verlassen hatten, mit einem sentimentalen Lächeln. »Sie waren wirklich ineinander verliebt. Wir besuchen sie mal, wenn wir zu Hause sind, ja? Nein, wenn sie wieder zu Hause sind. Wir fliegen ja morgen schon.«
»Wir nehmen die Zabbaione«, sagte Ryan zu dem Kellner, wobei er Miranda, die begann, die Lieder der Deutschen mitzusummen, mißtrauisch beäugte. »Und Cappuccino.«
»Ich hätte lieber noch Wein.«
»Keine gute Idee.«
»Warum nicht?« Voller Zuneigung prostete sie ihrem Begleiter zu und leerte ihr Glas in einem Zug. »Mir schmeckt er aber.«
»Wegen deinem Kopf«, erwiderte er schulterzuckend, als sie erneut nach der Flasche griff. »Wenn du so weitermachst, wirst du morgen keinen angenehmen Flug haben.«
»Ich kann ausgezeichnet fliegen.« Mit zusammengekniffenen Augen schenkte sie sich das Glas bis knapp unter den Rand ein. »Sieh dir das an, meine Hände sind ganz ruhig.« Sie kicherte und beugte sich verschwörerisch vor. »Aber Abby ist eine Säuferin.«
»Kevin macht sich heftige Sorgen, daß sie über dem Tisch zusammenbricht und er sie nach Hause tragen muß.«
»Nö.« Miranda rieb sich mit dem Handrücken über die Nase. »Das würde Dr. Jones nicht zulassen. Viel zu peinlich. Laß uns zum Fluß gehen, ich möchte gern im Mondschein am Fluß entlangspazieren. Abby gestattet dir bestimmt, sie zu küssen.«
»Das ist ein interessantes Angebot, aber ich glaube, ich bringe dich besser nach Hause.«
»Ich liebe Maine.« Sie lehnte sich zurück und schwenkte ihr Weinglas. »Ich liebe die Klippen und den Nebel und die rauschenden Wellen und die Hummerkutter. Ich werde einen Garten anlegen. Dieses Jahr werde ich es bestimmt machen. Mmm«, gab sie von sich, als das cremige Dessert vor sie gestellt wurde. »Ich liebe es zu sündigen.« Sie setzte ihr Glas ab und tauchte den Löffel in die Nachspeise. »Ich kenne mich so gar nicht«, sagte sie mit vollem Mund.
»Trink mal einen Schluck Kaffee«, schlug Ryan vor.
»Ich möchte Wein.« Doch als sie nach dem Glas griff, zog er es weg.
»Kann ich dich noch für irgend etwas anderes interessieren?«
Sie musterte ihn nachdenklich und grinste dann. »Bring mir den Kopf von Johannes dem Täufer«, befahl sie und fing an zu kichern. »Hast du wirklich seine Gebeine gestohlen? Ich kann einfach nicht verstehen, daß man die Knochen eines Heiligen stehlen kann! Aber es ist faszinierend.«
Zeit zu gehen, beschloß Ryan und zog rasch sein Geld heraus, um die Rechnung zu bezahlen. »Laß uns spazierengehen, Liebling.«
»Okay.« Miranda sprang auf, mußte sich aber mit der Hand an der Wand abstützen. »O mein Gott, hier ist einiges an Schwerkraft im Raum.«
»Vielleicht wird es draußen weniger.« Er legte ihr den Arm um die Taille, zog sie durch das Restaurant und mußte selbst lachen, als sie sich nach allen Seiten fröhlich verabschiedete.
»Du bist mir schon eine, Dr. Jones.«
»Wie hieß der Wein? Er war lecker. Ich möchte mir gern eine Kiste kaufen.«
»Wenn du eine ganze Kiste trinken würdest, tätest du dir keinen Gefallen.« Ryan führte sie über die stille Straße, dankbar dafür, daß sie zu Fuß gingen und nicht auf dem Motorrad saßen. Er hätte sie festbinden müssen.
»Ich werde meine Fensterläden anstreichen.«
»Gute Idee.«
»Euer Haus hat gelbe Fensterläden. Das sieht so fröhlich aus. Alle in deiner Familie sind so fröhlich.«
Sie schlang ihm den Arm um die Taille. »Aber ich glaube, zu meinem Haus würde ein hübsches Hellblau gut passen. Ein hübsches Hellblau, und auf die vordere Veranda stelle ich einen Schaukelstuhl.«
»Es geht nichts über einen Schaukelstuhl auf der Veranda. Paß auf, wo du hintrittst. So ist es gut.«
»Ich bin heute in das Haus meiner Mutter eingebrochen.«
»Das habe ich schon irgendwo gehört.«
»Ich teile die Hotelsuite mit einem Dieb, und ich bin in das Haus meiner Mutter eingebrochen. Ich hätte sie sogar ausrauben können.«
»Du hättest mich nur darum zu bitten brauchen. Wir müssen hier links abbiegen. Wir sind fast da.«
»Es war großartig.«
»Was?«
»Das Einbrechen. Ich wollte dir das im Haus nicht sagen, aber es war großartig.« Sie umfaßte sein Gesicht mit den Händen. »Vielleicht könntest du mir ja zeigen,
Weitere Kostenlose Bücher