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Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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an und hatte zahlreiche illegitime Kinder, die anzuerkennen er sich jedoch weigerte. Mein Großvater setzte diese Tradition fort.«
    »Es gibt viele Jones in Jones Point.«
    Miranda schüttelte den Kopf. Noch vor einer Weile hätte sie die Bemerkung als Beleidigung aufgefaßt, jetzt aber amüsierte sie sich darüber. »Ja, vermutlich. Jedenfalls beschloß meine Urgroßmutter, die Gewohnheiten ihres Mannes zu ignorieren, und verbrachte die meiste Zeit des Jahres in Europa, wo sie sich rächte, indem sie soviel Geld wie möglich ausgab. Leider reiste sie dann auf diesem luxuriösen Schiff mit Namen Titanic in die Staaten zurück.«
    »Wirklich?« Ryan war jetzt so nahe am Leuchtturm, daß er das verrostete Schloß an der dicken Holztür erkennen konnte. »Toll.«
    »Nun, sie und ihre Kinder kamen in ein Boot und wurden gerettet. Aber sie holte sich auf dem Nordatlantik eine Lungenentzündung und starb ein paar Wochen später. Ihr Mann trauerte so sehr um sie, daß er kurz darauf mit einer Opernsängerin anbandelte. Er kam um, als der Mann der
Opernsängerin, dem das Arrangement nicht so recht gefallen wollte, das Haus in Brand steckte, in dem sie beide in Sünde lebten.«
    »Dann ist er wahrscheinlich glücklich gestorben.« Ryan nahm ein Schweizer Messer aus der Tasche und machte sich daran, das Schloß zu öffnen.
    »Nicht. Ich habe einen Schlüssel im Haus, wenn du dir den Turm von innen ansehen willst.«
    »Das hier macht mehr Spaß, und es geht schneller. Siehst du?« Er öffnete die Tür. »Feucht«, sagte er und zog seine Taschenlampe heraus, um den Raum auszuleuchten, »aber gemütlich.«
    Die Wände waren mit altmodischem Pinienholz verkleidet, und in der hinteren Ecke befand sich ein kleiner Kamin mit kalter grauer Asche.
    Ryan fand es schade, daß derjenige, der den Raum entworfen hatte, die Wände nicht rund gelassen, sondern rechtwinklig gestaltet hatte.
    »Hier hat Großvater also seine Damen beglückt?«
    »Wahrscheinlich.« Miranda zog sich die Jacke enger um die Schultern. Die Luft hier drinnen war eisig und abgestanden. »Meine Großmutter verachtete ihn, aber sie hielt an der Ehe fest, zog meinen Vater groß und pflegte meinen Großvater sogar in den letzten zwei Jahren seines Lebens. Sie war eine wundervolle Frau. Stark und eigensinnig. Sie hat mich geliebt.«
    Er drehte sich um und streichelte ihr mit dem Handrücken über die Wange. »Natürlich.«
    »Wenn es in meiner Familie um Liebe geht, gibt es kein natürlich.« Sie wandte sich ab, weil sie in seinen Augen Mitleid entdeckte. »Bei Tageslicht könntest du mehr sehen.«
    Einen Augenblick lang schwieg er. Ihm fiel ein, daß er sie früher einmal für kalt gehalten hatte. Er hatte sich bisher selten derart geirrt.
    Sie war nicht kalt, sie hatte sich nur gegen alle Verletzungen in ihrem Leben gewappnet. Verletzungen, verursacht durch Vernachlässigung, Gleichgültigkeit und durch die Kälte seitens der anderen, die er ihr zugeschrieben hatte.
    Ryan ging in dem Zimmer umher und freute sich, als er eine Öllampe und Kerzen fand. Er zündete beides an und bewunderte das unheimliche Aussehen, das sie dem Raum verliehen. »Gespenstisch.« Dann legte er seine Taschenlampe weg und grinste Miranda an. »Bist du als Kind immer hierhergekommen und hast nach Gespenstern Ausschau gehalten?«
    »Sei nicht albern.«
    »Liebling, du hattest wirklich eine armselige Kindheit. Wir müssen dich dafür entschädigen. Komm her.«
    »Was hast du vor?«
    »Wir gehen hoch.« Er kletterte bereits die spiralförmige Metalltreppe empor.
    »Faß nichts an.« Sie eilte hinter ihm her. »Da oben funktioniert alles automatisch.«
    Er entdeckte ein kleines Schlafzimmer, in dem sich nur noch eine Matratze und eine alte Kommode befanden. Wahrscheinlich hatte die Großmutter alle wertvollen Teile von hier entfernt. Recht so.
    Ryan trat an das runde Fenster und bewunderte die Aussicht. Die See tobte, immer wieder durchschnitten von dem Lichtstrahl. Auch kleine Inseln tauchten entlang der zerklüfteten Küste auf. Er lauschte dem Rauschen der Wellen, dem kühlen Klang, mit dem die Brecher gegen die Felsen schlugen.
    »Toll hier! Drama, Gefahr und Herausforderung.«
    »Es ist nur selten ruhig«, bestätigte Miranda hinter ihm. »Aber vom anderen Fenster aus blickt man über die Bucht. Dort ist das Wasser manchmal spiegelglatt. Es sieht dann so aus, als könntest du darüber laufen.«
    Ryan sah sie über die Schulter an. »Was magst du am liebsten?«
    »Ich mag beides, aber vermutlich

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