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Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie.
    Dann nahm sie einen Beutel Tiefkühlerbsen aus dem Gefrierfach. »Leg dir das auf die Hand. Ich mache sie dir gleich sauber.«
    »Danke.« Andrew hatte zwar bis jetzt keine Schmerzen gespürt, doch plötzlich registrierte er sie. Seine ganze Hand tat mörderisch weh. Als er den kalten Beutel darauf legte, unterdrückte er ein Stöhnen. Schließlich hatte er sein Ego und seine Männlichkeit schon genug vor Annie McLean gedemütigt.
    »Und jetzt erzähl mir, warum du dich mit deiner Schwester gestritten hast.«
    Er wollte lügen, irgendeinen dummen Streit unter Geschwistern erfinden, aber unter ihrem ruhigen, forschenden Blick gelang ihm das nicht. »Ich war sturzbetrunken und habe sie vor ihrem neuen Freund blamiert.«
    »Miranda hat einen Freund?«
    »Ja, ganz plötzlich. Er ist recht nett. Ich habe ihm gleich den richtigen Eindruck vermittelt, indem ich zuerst die Treppe hinuntergefallen und dann einen Teil meines Mageninhalts vor seinen Augen losgeworden bin.«
    Annie verspürte Mitleid mit ihm, schüttelte aber trotzdem vorwurfsvoll den Kopf. »Du bist schlimm, Andrew.«
    »Stimmt.« Er warf den Beutel mit den Erbsen in das Spülbecken, damit er auf und ab gehen konnte. Er vermochte einfach nicht ruhig sitzenzubleiben, und seine Hände waren ständig in nervöser Bewegung. »Und heute morgen habe ich dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt, indem ich ihr einen
Vortrag über die Arbeit, unsere Familienprobleme und ihr Sexleben gehalten habe.« Er fuhr sich mit den Fingern über die Wange, als spüre er immer noch den Schreck über ihre Ohrfeige.
    Annie wandte sich ab, um ihr Mitleid zu verbergen, und holte aus einem Küchenschrank Jod. »Über die Erwähnung ihres Sexlebens war sie wahrscheinlich am meisten verärgert. Frauen haben es nicht gern, wenn ihre Brüder sich da einmischen.«
    »Ja, vielleicht hast du recht. Aber wir haben eine Menge Probleme im Institut, und ich stehe zur Zeit ganz schön unter Streß.«
    Sie schürzte die Lippen und blickte auf den Stapel von Papieren und Formularen, die Quittungen, die Bleistiftstummel und die Auflistungen, die aus der Rechenmaschine quollen. »Du hast schon Streß, wenn du nur atmest. Du trinkst dir die Dinge angenehm, und wenn du wieder klarer siehst, ist der Streß da.«
    »Vielleicht habe ich ja wirklich ein kleines Problem, aber ich kann sicher damit umgehen. Ich brauche nur ein bißchen Zeit, bis mein Organismus wieder zur Ruhe gekommen ist. Ich...« Schwankend drückte er sich die Finger auf die Augen.
    »Du hast ein großes Problem, und du kannst damit umgehen.« Sie trat zu ihm und zog ihm die Hände von den Augen, damit er sie ansah. »Und du brauchst nicht viel Zeit, sondern nur einen Tag dazu. Und der heutige Tag zählt.«
    »Bis jetzt war es ein ziemlich beschissener Tag.«
    Lächelnd stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Wahrscheinlich wird er sogar noch schlimmer werden. Setz dich. Ich verarzte deine Knöchel, harter Junge.«
    »Danke.« Er seufzte und sagte noch einmal: »Danke, Annie.«
    Er küßte sie ebenfalls auf die Wange und ließ seinen Kopf an ihre Stirn sinken, weil es ein so tröstliches Gefühl war. Sie hielt immer noch seine Handgelenke fest, und ihre Haare rochen so frisch, daß er ihr unwillkürlich einen Kuß darauf drückte.
    Und irgendwie küßte er auf einmal ihren Mund, und sein Geschmack überflutete ihn wie Sonnenlicht. Er umfaßte ihr Gesicht mit den Händen, zog sie an sich, und ihre Wärme tat ihm unendlich wohl.
    So viele Gegensätze, dachte er. Der feste, schmale Körper, die weiche Fülle des Haares, die beherrschte Stimme und der großzügige Mund.
    Ihre Strenge und ihre Weichheit trösteten ihn und waren ihm so vertraut. Und er brauchte sie so sehr.
    Immer war sie dagewesen. Er hatte immer gewußt, daß sie dasein würde.
    Es war nicht leicht, sich aus seiner Umarmung zu lösen, weil er sie so sanft hielt. Seine Hände glitten leicht wie Vogelflügel über ihr Gesicht, und sein Mund war fordernd und zärtlich zugleich.
    Annie hatte sich schon oft gefragt, ob er sich noch genauso anfühlen würde wie früher. Doch das war schließlich lange her, und sie hatte sich immer gleich eingeredet, daß ihr seine Freundschaft genügen würde. Und jetzt wurde sie kaum mit dem Gefühl fertig, das sein langer Kuß in ihr auslöste.
    Sie mußte all ihre Willenskraft aufwenden, um das Bedürfnis, das er in ihr wieder zum Leben erweckt hatte, zu unterdrücken. Ein Bedürfnis, das schließlich ihnen

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