Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Vorwurf daraus machen. Ich hätte dein Leben ruiniert.« Sie wollte gerade die Flasche an die Lippen setzen, als er auf sie zutrat. Angesichts der heißen Wut in seinen Augen wich sie an den Tresen zurück. Er nahm ihr
die Flasche aus der Hand, stellte sie ab und packte sie grob bei den Schultern.
»Ich weiß nicht, wie es gewesen wäre. Aber ich habe es mich in den vergangenen Jahren mehr als einmal gefragt. Ich weiß allerdings, wie es an jenem Abend war. Vielleicht war ich nicht in dich verliebt. Aber mit dir zu schlafen hat mir etwas bedeutet.« Das hatte er noch niemals laut gesagt, darüber hatten sie noch nie gesprochen. »So armselig ich auch reagiert haben mag, jener Abend hat mir etwas bedeutet. Und verdammt, Annie, verdammt«, fügte er hinzu und schüttelte sie, »vielleicht wäre mein Leben mit dir anders verlaufen.«
»Ich war nicht die richtige für dich«, flüsterte sie wütend.
»Woher, zum Teufel, willst du das wissen? Wir hatten ja nie eine Chance! Du erzählst mir, du bist schwanger, und bevor ich auch nur die Gelegenheit habe, es zu verdauen, läßt du das Kind abtreiben.«
»Ich habe nicht abgetrieben.«
»Du hattest einen Fehler gemacht«, entgegnete er. »Und dann hast du ihn in Ordnung gebracht. Ich hätte für dich, für euch beide gesorgt.« Er ballte die Fäuste, weil sich auf einmal der lange verdrängte Schmerz gewaltsam Bahn brach. »Ich hätte mein Bestes für euch getan. Aber das war ja nicht gut genug. Okay, es war deine Entscheidung, dein Körper. Aber verdammt noch mal, es war doch auch ein Teil von mir!«
Sie hatte die Hände gehoben, um ihn wegzustoßen, ließ sie dann aber auf sein Hemd sinken. Sein Gesicht war leichenblaß und seine Augen dunkel. »Andrew, ich habe nicht abtreiben lassen. Ich habe das Baby verloren. Ich habe dir doch gesagt, daß ich eine Fehlgeburt hatte.«
Ein schwaches Funkeln trat in Andrews Augen. Sein Griff lockerte sich, und er trat zurück. »Du hast es verloren?«
»Ich habe es dir doch erzählt, als es passiert ist.«
»Ich dachte immer – ich habe angenommen, du...« Er wandte sich ab und trat ans Fenster. Ohne nachzudenken riß er es auf und sog tief die kühle Luft ein. »Ich habe gedacht, du wolltest es uns beiden damit leichtermachen. Ich habe gedacht, du vertraust nicht darauf, daß ich zu dir stehe, daß ich für dich und das Baby sorge.«
»Ich hätte nie abgetrieben, ohne es dir zu sagen.«
»Danach bist du mir lange Zeit aus dem Weg gegangen. Wir haben nie darüber geredet. Ich wußte, daß du das Kind gewollt hattest, und die ganze Zeit über dachte ich, du hättest die Schwangerschaft beendet, weil ich dir nicht so beistand, wie du es gebraucht hättest.«
»Du...« Sie mußte den Kloß in ihrer Kehle hinunterschlucken. »Du hättest das Baby akzeptiert?«
»Ich wußte es nicht genau.« Selbst jetzt wußte er es nicht. »Aber ich habe in meinem ganzen Leben nichts mehr bedauert, als daß ich an jenem Tag am Strand nicht zu dir gestanden habe. Und dann war alles vorüber. Als sei es nie passiert.«
»Es hat mir weh getan. Ich mußte darüber hinwegkommen. Über dich hinwegkommen.«
Langsam schloß er das Fenster wieder. »Und hast du es geschafft?«
»Ich habe mir mein Leben eingerichtet. Eine lausige Ehe, eine häßliche Scheidung.«
»Das ist keine Antwort.«
Als er sich umdrehte und sie mit seinen blauen Augen fragend ansah, schüttelte sie den Kopf. »Das ist im Moment keine faire Frage. Ich werde mit dir nichts anfangen, was auf der Vergangenheit basiert.«
»Dann sollten wir lieber überlegen, wo wir jetzt stehen. Und von diesem Punkt aus beginnen.«
21
Miranda arbeitete erneut am Computer, überprüfte ihre Statistiken, erstellte neue. So hielt sie sich beschäftigt, doch ab und zu erwischte sie sich dabei, daß sie aus dem Fenster blickte und sich wünschte, Andrews Auto käme den Hügel herauf.
Ryan hatte sich mit seinem Handy ins Schlafzimmer zurückgezogen. Wahrscheinlich wollte er nicht, daß sie seine Anrufe mithörte. Darüber machte sie sich keine weiteren Gedanken.
Miranda machte sich über etwas ganz anderes Gedanken. Wenn er recht hatte, dann war der Überfall nicht nur ein Zufall gewesen. Dann war es dem Dieb gar nicht um ihr Bargeld gegangen, sondern der Angriff ein sorgfältig geplanter Teil des Ganzen gewesen. Mit dem Motiv, Mirandas Reise nach Italien und den Beginn ihrer Arbeit an der Skulptur zu verzögern.
Wer auch immer die Bronze gestohlen und kopiert hatte, wollte ihrem Ruf schaden.
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