Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
überhäuft worden, sondern auch die Presse hätte sie wahrgenommen. Hier ging es um Michelangelo, um Liebe, Geheimnis und Geld. Miranda schloß die Augen und zwang sich, weiter nachzudenken.
Beide Objekte waren ihre Forschung gewesen. Beide Objekte hatten ihre Reputation befördert. Und beide Objekte waren gefälscht worden. Was, wenn es gar nicht um die Skulpturen gegangen war?
Wenn sie selbst das Ziel war?
Sie faltete die Hände im Schoß und wartete darauf, daß sich ihr innerer Aufruhr legte. Es war nicht nur logisch, es klang mehr als plausibel.
Aber was war das Motiv?
Sie überlegte, welche anderen Objekte sie überprüft hatte, die ohne viel Spekulation oder Aufwand im Institut noch einmal getestet werden konnten. Der Cellini. Bei dem Gedanken daran zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Die Nikestatue, dachte sie und bemühte sich um klare Gedanken. Und die kleine Skulptur von Romulus und Remus mit der Wölfin.
Sie mußte ins Labor. Sie mußte sicher sein, daß keins dieser Stücke durch Fälschungen ersetzt worden war.
Als das Telefon klingelte, zuckte sie zusammen und starrte ein paar Sekunden lang auf den Apparat, bevor sie den Hörer abnahm. »Hallo?«
»Miranda, ich habe problematische Neuigkeiten.«
»Mutter.« Sie rieb sich mit der Hand über das Herz. Ich glaube, jemand versucht mich zu verletzen. Ich glaube, sie versuchen mich zu vernichten. Sie war echt, die Skulptur war echt! Du mußt mir zuhören. Doch die Wörter überschlugen sich nur in ihrem Kopf. »Was ist los?«
»Donnerstag nacht ist im Labor eingebrochen worden. Geräte, Berichte, Daten – alles ist zerstört.«
»Zerstört?« wiederholte Miranda. Ja, ich werde zerstört.
»Giovanni...« Es folgte eine lange Pause, und zum ersten Mal, seit Miranda sich erinnern konnte, hörte sie Gefühl in der Stimme ihrer Mutter. »Giovanni ist umgebracht worden.«
»Giovanni?« Du bist schuld. O Gott, du bist schuld. Tränen traten ihr in die Augen. »Giovanni«, sagte sie noch einmal.
»Allem Anschein nach wollte er die Feiertage nutzen, um in Ruhe im Labor arbeiten zu können. Wir wissen nicht, mit welchem Projekt er beschäftigt war. Die Polizei...«
Wieder schwankte Elizabeths Stimme. »Die Polizei stellt Nachforschungen an, aber bis jetzt haben sie noch keine Spur. Ich habe in den vergangenen beiden Tagen versucht, ihnen zu helfen. Die Beerdigung ist morgen.«
»Morgen?«
»Ich dachte, es ist das beste, wenn ich es dir selbst sage. Du kannst es ja Andrew mitteilen. Ich weiß, daß ihr beide Giovanni gern gehabt habt. Das ging uns nicht anders. Es ist nicht nötig, daß ihr zur Beerdigung herkommt. Sie wird im kleinsten Kreis stattfinden.«
»Seine Familie...«
»Ich habe mit seiner Familie geredet. Wir haben zwar vereinbart, daß in seinem Namen Geld für wohltätige Zwecke gespendet wird, aber ich glaube, sie würden sich über Blumen freuen. Es ist eine schwierige Zeit für uns alle. Ich hoffe, wir beide können unsere geschäftlichen Differenzen beilegen und gemeinsam einen Kranz an die Familie schicken.«
»Ja, natürlich. Ich könnte heute abend noch fliegen.«
»Das ist weder notwendig noch klug.« Elizabeths Stimme wurde wieder kühl. »Die Presse weiß ganz genau, daß ihr gemeinsam an der Fiesole-Bronze gearbeitet habt. Deine Anwesenheit hier würde alles nur wieder aufrühren. Und aus Rücksicht auf Giovannis Familie sollte die Beerdigung still und würdig verlaufen.«
Miranda fielen erneut die Worte auf dem letzten Fax ein: Sein Blut klebt an deinen Händen. Kannst du es sehen? »Du hast recht. Es würde die Lage nur noch schlimmer machen.« Sie schloß die Augen, um sich besser darauf konzentrieren zu können, daß ihre Stimme gleichmütig klang. »Weiß die Polizei, warum ins Labor eingebrochen wurde? Ist irgend etwas gestohlen worden?«
»Es ist schwer zu sagen, aber es sieht so aus, als ob nichts fehlt. Es ist eine ganze Menge zerstört worden. Der Alarm wurde von innen abgestellt. Die Behörden glauben, daß Giovanni seinen Mörder vermutlich gekannt hat.«
»Ich möchte, daß du mich auf dem laufenden hältst. Ich habe ihn sehr gern gehabt.«
»Ich weiß, daß ihr eine persönliche Beziehung zueinander hattet.«
»Wir hatten keine Liebesbeziehung, Mutter.« Miranda seufzte. »Wir waren Freunde.«
»Ich wollte nicht...« Elizabeth schwieg ein paar Sekunden lang. »Ich sorge dafür, daß du unterrichtet wirst. Wenn du die
Stadt verläßt, solltest du Andrew sagen, wo du zu erreichen bist.«
»Ich habe
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