Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
werde... ich werde heute abend zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker gehen.«
In ihren Augen flackerten Hoffnung, Mitleid und Liebe auf. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das das richtige für mich ist. Ich gehe einfach mal hin, höre mich um und entscheide dann, wie ich mich dabei fühle.«
»Es ist auf jeden Fall ein guter Anfang, glaube mir.«
Andrew stand auf und starrte auf das ruhelose Meer. »Als ich heute früh weggefahren bin, wollte ich unbedingt etwas zu trinken kaufen. Ich habe die Dringlichkeit der Angelegenheit erst gar nicht registriert. Aufgefallen ist es mir erst, als ich angefangen habe zu zittern und mir klar wurde, daß ich nur auf der Suche nach einem geöffneten Geschäft durch die Gegend fuhr.«
Er blickte auf seine Hand, krümmte die Finger und spürte die leisen Schmerzen. »Ich war zu Tode erschrocken.«
»Ich helfe dir, Andrew. Ich habe alles darüber gelesen, und ich war auch schon auf ein paar Guttempler-Sitzungen.«
Er starrte sie fassungslos an. Sie erwiderte seinen Blick. »Ich hatte Angst, du würdest mich hassen«, sagte er.
»Das hätte ich gern getan. Aber ich konnte es nicht.« Sie wischte sich die Tränen ab. »Ich war so wütend auf dich, weil du dich so von mir entfernt hast! Als du heute weggefahren bist, habe ich die ganze Zeit gedacht, du kämst betrunken zurück oder du würdest dich zu Tode fahren. Dafür hätte ich dich gehaßt.«
»Ich bin zu Annie gefahren. Auch das ist ganz unbewußt passiert. Auf einmal stand ich vor ihrem Haus. Sie ist... ich bin... verdammt! Ich werde ein paar Tage bei ihr wohnen. Dann bist du mit Ryan ungestört, und du und ich bekommen ein bißchen Abstand voneinander.«
»Annie? Du willst bei Annie wohnen?«
»Ich schlafe nicht mit ihr.«
»Annie?« fragte sie noch einmal und starrte ihn ungläubig an. »Annie McLean?«
»Hast du ein Problem damit?«
Bei seiner defensiven Antwort mußte sie lächeln. »Nein, überhaupt nicht. Mir würde das äußerst gut gefallen. Sie ist eine willensstarke, ehrgeizige Frau. Und sie wird dir nichts durchgehen lassen.«
»Annie und ich...« Er wußte nicht, wie er es erklären sollte. »Wir haben eine gemeinsame Geschichte. Vielleicht können wir jetzt etwas Neues aufbauen.«
»Ich wußte gar nicht, daß ihr mehr als Freunde seid!«
Andrew starrte den Strand entlang und glaubte fast, die Stelle ausmachen zu können, an der zwei Teenager damals ihre Unschuld verloren hatten. »Es war einmal mehr, und dann war es vorbei. Wo wir heute stehen, weiß ich noch nicht.« Das herauszufinden gab ihm ein Ziel, das er lange nicht mehr gehabt hatte. »Ich werde ein paar Nächte auf ihrer Couch schlafen und versuchen, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen, so schwer es auch sein mag. Nur – wenn es schiefgeht, enttäusche ich dich wieder.«
Miranda hatte alles über Alkoholismus gelesen. Sie wußte von den Rückschlägen, Neuanfängen und den Mißerfolgen. »Heute enttäuschst du mich nicht.« Sie reichte ihm die Hand
und verschränkte ihre Finger mit seinen. »Du hast mir so gefehlt.«
Er zog sie vom Felsen hoch, um sie zu umarmen. Am Zucken ihres Körpers merkte er, daß sie weinte, aber sie gab keinen Laut von sich. »Gib mich nicht auf, okay?«
»Versprochen. Das wäre mir gar nicht möglich.«
Andrew lachte leise und drückte seine Wange an ihre. »Was du da mit New York laufen hast...«
»Wie kommt es, daß er zuerst Ryan war und jetzt auf einmal New York?«
»Weil er jetzt mit meiner Schwester rummacht, und ich mir mein Urteil darüber noch aufspare. Also, diese Geschichte«, wiederholte er, »funktioniert sie?«
Miranda zog sich zurück. »Heute funktioniert sie.«
»Okay. Und jetzt, wo wir uns ausgesprochen haben, laß uns ins Haus gehen, die Sache mit einem Drink feiern?« Er zeigte seine Grübchen. »Der Humor eines Alkoholikers. Wie wäre es mit einem Eintopf?«
»Es ist schon zu spät, um noch anzufangen, zu kochen. Ich mache dir ein ordentliches Steak.«
»Auch gut.«
Auf dem Heimweg holte Miranda tief Luft, weil ihr klar war, daß sie mit ihrer schrecklichen Nachricht den Augenblick zerstören würde. »Andrew, Mutter hat heute angerufen.«
»Kann sie sich nicht mal am Ostersonntag freinehmen wie andere Leute auch?«
»Andrew.« Sie blieb stehen und legte ihm die Hand auf den Arm. »Jemand ist in Florenz ins Labor eingebrochen. Giovanni war da, allein. Er ist ermordet worden.«
»Was? Giovanni? 0 mein Gott.« Andrew trat ans Wasser und blieb bewegungslos
Weitere Kostenlose Bücher