Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
gelegt.
Guten Morgen, Dr. Jones! Ich habe Kaffee gekocht. Falls du nicht zu lange schläfst, ist er noch frisch. Du hast keine Eier mehr. Ich rufe dich an.
Obwohl sie sich vorkam wie ein alberner Teenager, las sie die Worte ein halbes dutzendmal und legte sie dann wie eine poetische Liebeserklärung in ihren Schmuckkasten.
Der Ring, den er ihr an den Finger gesteckt hatte, der Ring, den sie in einer kleinen Samtschachtel in ihrem Schmuckkasten aufbewahrte, war weg.
Sein Flugzeug landete um neun Uhr dreißig, und um elf Uhr war Ryan bereits in seiner Galerie. Sie war nur einen Bruchteil so groß wie das Institut und wirkte eher wie ein luxuriöses Zuhause.
Die hohen Decken, breiten Flure und geschwungenen Treppen verliehen dem Gebäude eine luftige, offene Atmosphäre. Die Teppiche, die auf den Marmor- und Holzböden lagen, waren ebenso sehr Kunstwerke wie die Gemälde und Skulpturen.
Sein Büro befand sich im vierten Stock. Es war ein kleiner Raum, da jeder verfügbare Raum der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollte, aber es war sorgfältig eingerichtet und wies jeden Komfort auf.
Ryan verbrachte drei Stunden an seinem Schreibtisch, um mit seiner Assistentin die angefallene Arbeit zu erledigen, hatte eine Sitzung mit seinem Galeriedirektor, um sich über Verkäufe und Neuerwerbungen zu informieren, und kümmerte sich um die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen für den Transport der Kunstwerke, die nach Maine gingen.
Er vereinbarte Interviewtermine mit der Presse für die Ausstellung und die Gründung der Stiftung, beschloß, eine Anprobe für einen neuen Smoking einzuschieben, und rief seine Mutter an, um ihr zu sagen, sie solle sich ein neues Kleid kaufen.
Er wollte die ganze Familie bei der Gala in Maine dabeihaben.
Als nächstes stand ein Anruf bei seinem Vetter, dem Reiseagenten, auf dem Plan.
»Joey, ich bin’s, Ry.«
»Hey, mein Lieblingsreisender. Wie geht es dir?«
»Ganz gut. Ich brauche einen Flug nach San Francisco, übermorgen, Rückkehr noch offen.«
»Kein Problem. Unter welchem Namen möchtest du fliegen?«
»Unter meinem.«
»Was für eine Veränderung! Okay, ich buche dir einen Flug und schicke dir die Zeiten per Fax. Wo bist du?«
»Zu Hause. Du kannst auch schon Flüge für meine Familie nach Maine buchen.« Er gab seinem Vetter die Daten.
»Verstanden. Alles erster Klasse, richtig?«
»Natürlich.«
»Es ist doch immer ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen, Ry.«
»Nett, das zu hören, vor allem, weil ich dich um einen Gefallen bitten muß.«
»Schieß los.«
»Ich gebe dir eine Liste mit Namen. Ich muß wissen, welche Reisen diese Leute gemacht haben. In den letzten dreieinhalb Jahren.«
»Dreieinhalb Jahre! Um Himmels willen, Ry!«
»Du kannst dich auf internationale Flüge konzentrieren, vor allem nach und von Italien. Können wir anfangen?«
»Hör mal, Ry, ich liebe dich wie einen Bruder. Aber für so einen Auftrag brauche ich Tage, vielleicht sogar Wochen, und es ist eine haarige Sache. Ich kann nicht einfach ein paar Knöpfe drücken und mir diese Infos holen. Fluggesellschaften dürfen die normalerweise nicht herausgeben.«
Das Lied kannte Ryan schon. »Ich habe Saisonkarten für die Yankees. VIP-Lounge mit Zutritt zu den Umkleideräumen.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte kurzes Schweigen. »Gib mir die Namen.«
»Ich wußte, daß ich auf dich zählen kann, Joey.«
Als er fertig war, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Er holte den Ring, den er Miranda gegeben hatte, aus der Tasche und betrachtete ihn.
Er würde seinen Freund, den Juwelier, bitten, die Steine herauszunehmen und sie zu Ohrringen für sie zu verarbeiten. Ohrringe waren sicherer als ein Ring. Frauen – sogar intelligente, praktisch veranlagte Frauen – kamen bei einem Ring auf falsche Ideen.
Sie wird die Geste richtig verstehen, dachte er. Und schließlich schuldete er ihr etwas. Er würde die Ohrringe anfertigen lassen und sie ihr schicken, sobald er – samt der Skulpturen – in sicherer Entfernung war.
Er steckte den Ring wieder in die Tasche. Er wollte sich nicht länger vorstellen, wie er an ihrer Hand aussah.
Sie würde schließlich bekommen, was sie wollte. Aber als er aufstand, spielten seine Finger immer noch mit dem Ring. Sie würden beweisen, daß ihre Bronze echt gewesen war, sie würden einen Fälscher entlarven, dazu einen Mörder, und sie würde mit ihrer makellosen Reputation wieder im Rampenlicht stehen.
Er hatte einige Kunden, die
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