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Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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beobachtete die beiden stämmigen Männer, die die Marmorsäule in die Mitte des Raumes wuchteten. Sie wußte, daß es genau die Mitte war, weil sie es dreimal hintereinander persönlich ausgemessen hatte. »Ja, so ist es richtig. Gut.«
    »Ist das die letzte, Dr. Jones?«
    »In diesem Bereich, ja, danke.«
    Sie kniff die Augen zusammen und stellte sich die Donatello-Skulptur der Venus auf dieser Säule vor.
    Ringsum sollten die Werke aus der frühen Renaissance ausgestellt werden. Eine Zeichnung von Brunelleschi und zwei
prächtig gerahmte Gemälde von Masaccio hingen bereits an den Wänden, ebenso wie ein Bellini, der einmal eine venezianische Villa geschmückt hatte. Eine drei Meter sechzig hohe Botticelli-Skulptur zeigte die majestätische Himmelfahrt der Muttergottes.
    Mit dem Donatello im Mittelpunkt belegte die Ausstellung den ersten wirklichen Ausbruch künstlerischer Innovation, der nicht nur die Grundlage für die Brillanz des sechzehnten Jahrhunderts bildete, sondern auch an sich eine Periode großartiger Kunst darstellte.
    Zwar war der Stil dieser Periode weniger emotional und leidenschaftlich und die figürliche Darstellung in Masaccios Werk ein wenig statisch, da die menschlichen Emotionen eher stilisiert als echt wirkten.
    Das Wunderbare jedoch war, daß es die Exponate gab und daß man sie noch Jahrhunderte, nachdem sie ausgeführt wurden, studieren und analysieren konnte.
    Miranda tippte sich mit dem Finger an die Lippen und überprüfte den Raum noch einmal. Die großen Fenster waren eingerahmt von tiefblauen, golddurchwirkten Vorhängen. Die unterschiedlich hohen Tische waren mit dem gleichen Stoff verhüllt, und darauf lagen die Utensilien der Künstler aus jener Zeit. Die Meißel und Paletten, die Greifzirkel und Pinsel. Sie hatte jedes einzelne Stück selbst aus dem Museumsbestand ausgesucht.
    Es war zwar schade, daß sie sie unter Glas legen mußte, aber auch ein reiches, gebildetes Publikum konnte lange Finger machen.
    Auf einer mächtigen Holzstaffelei stand eine riesige, prachtvolle aufgeschlagene Bibel, in ordentlicher Schrift von Mönchen geschrieben. Auf anderen Tischen war der Schmuck dekoriert, den Männer und Frauen in jener Zeit getragen hatten. Es gab bestickte Schuhe, einen Kamm, einen Schmuckkasten aus Elfenbein, jedes Stück sorgfältig ausgesucht. Riesige eiserne Kerzenleuchter flankierten den Durchgang.
    »Sehr beeindruckend.« Ryan trat ein.
    »Beinahe perfekt. Kunst, vor ihrem sozialen, ökonomischen, politischen und religiösen Hintergrund. Die Mitte des fünfzehnten
Jahrhunderts. Die Geburt von Lorenzo il Magnifico, der Friede von Lodi und das daraus entstehende Gleichgewicht der Hauptstaaten Italiens.«
    Miranda wies auf eine große Karte aus dem Jahr 1454, die an der Wand hing. »Florenz, Mailand, Neapel, Venedig und natürlich das Papsttum. Auch die Geburt einer neuen Schule in der Kunst – des Humanismus. Rationale Untersuchung war das Gebot der Stunde.«
    »Kunst ist niemals rational.«
    »Natürlich ist sie das.«
    Ryan schüttelte nur den Kopf. »Du bist viel zu sehr damit beschäftigt, in das Werk hineinzusehen, anstatt es einfach zu betrachten. Schönheit ist völlig irrational«, sagte er und wies auf das heitere Gesicht der Madonna. Du bist nervös«, fügte er hinzu, während er ihre Hände ergriff und fühlte, daß sie eiskalt waren.
    »Aufgeregt«, verbesserte sie ihn. »Hast du die anderen Bereiche schon gesehen?«
    »Ich habe gehofft, du führst mich herum.«
    »In Ordnung, aber ich habe nicht viel Zeit. Ich erwarte meine Mutter in einer Stunde, und ich möchte, daß alles an Ort und Stelle ist, wenn sie kommt.«
    Sie ging mit ihm durch den Raum. »Ich habe die Skulpturen – mit der Donatello-Bronze als Mittelpunkt – in den Raum gestellt, damit man um sie herumgehen kann. Die Leute sollen frei umherwandern können und dann hier durch die nächste Galerie betreten, die größte, in der die Hochrenaissance ausgestellt ist.«
    Miranda trat in den Durchgang. »Wir zeigen auch hier nicht nur die Kunst selbst, sondern das, was um sie herum war und sie inspirierte. Hier habe ich mehr Gold und Rot verwendet. Für die Macht, die Kirche und das Königtum.«
    Ihre Absätze klapperten auf dem Marmorboden, während sie herumging und noch kleine Korrekturen vornahm. »Diese Ära war prunkvoller, und es geschahen mehr Dramen. Sie konnte nicht ewig andauern, aber während ihrer kurzen Blütezeit sind die bedeutendsten Werke aller Zeiten entstanden.«
    »Heilige und

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