Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
nahm.
»Nachrichten?«
»Größtenteils Faxe. Seit einiger Zeit schon. Seitdem du weg warst, kamen sie jeden Tag. Faxe und eine e-Mail, hier und im Büro.«
Wieder setzte er sich auf. Dieses Mal waren seine Augen ganz schmal und kühl. »Drohungen?«
»Eigentlich nicht, bis auf die letzten.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Ich sage es dir ja jetzt.«
»Warum, zum Teufel, hast du mir nicht schon früher davon erzählt?« Der verständnislose Blick, mit dem sie ihn ansah, ließ ihn so schnell aufspringen, daß das Glas über die Klippe fiel. »Es ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, nicht wahr? Mir zu sagen, daß jemand dir solche Angst macht! Und erzähl mir nicht, daß du keine Angst hast«, stieß er hervor, bevor sie antworten konnte. »Ich sehe es dir am Gesicht an.«
Er kennt mich schon viel zu gut, dachte Miranda. »Was hättest du denn dagegen tun können?«
Ryan starrte sie an, dann steckte er die Hände in die Taschen und wandte sich ab. »Was steht darin?«
»Unterschiedliche Sachen. Manche Nachrichten sind ganz kurz und unterschwellig drohend. Andere sind ausführlicher. Persönlicher, und sie handeln von Dingen, die in meinem Leben passiert sind.«
Nun stand auch Miranda auf. »Eine kam nach Giovanni ... nach Giovanni«, wiederholte sie. »Darin stand, sein Blut klebe an meinen Händen.«
Warum verletzte es derart seinen Stolz, daß sie ihm nicht vertraut hatte? Nicht auf ihn gerechnet hatte? Er drehte sich wieder um und sah sie an. Jetzt war nicht der richtige Moment, um darüber nachzudenken.
»Wenn du das glaubst, wenn du es zuläßt, daß irgendein anonymer Bastard dir das einredet, dann bist du dumm und verhältst dich genauso, wie sie es wollen.«
»Das weiß ich, Ryan. Ich verstehe es vollkommen.« Mirandas Stimme brach. »Ich weiß, daß es jemand ist, der mich gut genug kennt, um zu wissen, womit er mich treffen kann.«
Er trat zu ihr und nahm sie in die Arme. »Halt dich an mir fest. Komm, halt dich fest.« Als auch sie ihn umschlang, rieb er seine Wange an ihrem Haar. »Du bist nicht allein, Miranda.«
Aber sie war so lange allein gewesen! Ein Mann wie er würde nie wissen, wie es war, in einem Raum voller Menschen zu stehen und sich einsam zu fühlen. Wie eine Außerirdische. Unerwünscht.
»Giovanni ... er war einer der wenigen Menschen, bei denen ich mich ... normal gefühlt habe. Ich weiß, daß sein Mörder mir die Nachricht geschickt hat. Ich weiß das in meinem Kopf, Ryan. Aber in meinem Herzen habe immer ich die Schuld. Und das wissen sie.«
»Aber du darfst es nicht zulassen, daß sie dich oder ihn derart mißbrauchen.«
Miranda schloß die Augen, überwältigt von dem Trost, den er ihr gewährte. Dann, als seine Worte ihr aufgingen, öffnete sie die Augen wieder und starrte aufs Meer. »Ihn mißbrauchen«, murmelte sie. »Du hast recht, ich habe zugelassen, daß sie mich verletzen, indem sie ihn mißbrauchen. Wer auch immer es ist, er haßt mich. Und in dem Fax, das heute kam, steht das auch ganz deutlich.«
»Hast du Kopien von allen?«
»Ja.«
»Zeig sie mir.« Als sie sich von ihm lösen wollte, hielt er sie fest und strich ihr über die Haare. »Die e-Mail ... Hast du sie zurückverfolgt?«
»Ich hatte kein Glück. Der Name des Users taucht nicht auf dem Server auf – es ist der Server, den wir hier und bei Standjo benutzen.«
»Hast du sie noch im Computer?«
»Ja.«
»Dann können wir sie auch zurückverfolgen.« Oder Patrick, dachte er. »Es tut mir leid, daß ich nicht hier war.« Er trat zurück und umfaßte ihr Gesicht mit den Händen. »Aber jetzt bin ich da, Miranda, und niemand wird dich verletzen, solange ich bei dir bin.« Als sie nicht antwortete, packte er sie fester und blickte ihr forschend ins Gesicht. »Ich mache keine leichtherzigen Versprechungen, weil ich mein Wort grundsätzlich nicht breche. Ich werde das mit dir durchstehen, bis zum bitteren Ende. Und ich werde nicht zulassen, daß dir etwas passiert.«
Er schwieg. Dann fragte er vorsichtig: »Willst du immer noch mit Cook sprechen?«
Sie war so sicher gewesen, daß dies das einzig richtige war. So sicher, bis Ryan sie angesehen und ihr sein Versprechen gegeben hatte. Und wider besseres Wissen hatte er ihr damit das Gefühl gegeben, daß sie ihm vertrauen konnte.
»Wir stehen es allein durch, Ryan. Wahrscheinlich könnte keiner von uns beiden anders handeln.«
»Stellen Sie die Säule direkt auf die Markierung.« Miranda trat einen Schritt zurück und
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