Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Tänzerin.«
»Vielleicht bist du nur nie richtig geführt worden.« Miranda zog mißbilligend die Augenbrauen hoch, genau wie er gehofft hatte. »Komm, laß es uns versuchen.«
Ryan legte ihr die Hand unten auf den Rücken, während er sie durch die Menge führte. Auch er wußte offenbar, wie man sich in einer großen Gesellschaft bewegt. Wie er im Vorbeigehen mit wenigen Worten bezaubern konnte. Sie hörte die fernen Klänge eines Walzers – Klavier und Geige –, gemurmelte Gespräche und plötzlich aufbrausendes Gelächter.
Sie hatte die Center Hall mit Weinranken und Palmenkübeln dekorieren lassen. In den Palmen glitzerten die winzigen Lichterketten, die sie immer an Sterne erinnerten. Überall waren Kristallvasen mit duftenden weißen Lilien und blutroten Rosen verteilt. Jeder einzelne Tropfen des antiken Kristallüsters
war mit Essigwasser abgewaschen worden, so daß er jetzt in seiner ganzen Pracht strahlte.
Auf der Tanzfläche drehten sich die Paare. Andere standen an der Treppe und tranken Wein oder saßen auf den Stühlen, die sie mit rosafarbenem Damast hatte beziehen lassen.
Ständig wurde Miranda angesprochen und beglückwünscht. Wenn es gelegentlich eine gemurmelte Bemerkung über die Fiesole-Bronze gab, so waren doch die meisten Leute diskret genug, zu warten, bis sie außer Hörweite war.
»Da ist Mrs. Collingforth!« Miranda nickte einer Frau mit dicken weißen Haaren in einem braunen Samtkleid zu.
»Von den Portland-Collingforths?«
»Ja. Ich möchte mich vergewissern, daß sie sich wohl fühlt – und dich ihr vorstellen. Sie mag attraktive junge Männer.«
Miranda trat auf die Witwe zu. »Mrs. Collingforth, ich hoffe, es gefällt Ihnen bei uns.«
»Hübsche Musik«, erwiderte diese. »Und schönes Licht überall. Es wurde auch Zeit, daß Sie ein bißchen Schwung hier hereinbringen. Orte, an denen Kunst ausgestellt wird, dürfen nicht allzu verstaubt sein. Kunst ist lebendig, und man sollte sie nicht wie Leichen verstauen. Und wer ist das?«
»Ryan Boldari.« Er verbeugte sich und küßte ihr die Hand. »Ich habe Miranda gebeten, uns einander vorzustellen, Mrs. Collingforth. Ich wollte Ihnen persönlich für Ihre Großzügigkeit danken, daß Sie dem Institut so viele wundervolle Stücke aus Ihrer Sammlung geliehen haben. Sie tragen wesentlich zum Erfolg der Ausstellung bei.«
»Wenn das Mädchen mehr Parties gäbe, statt sich in einem Labor zu vergraben, hätte ich sie ihr schon früher geliehen.«
»Da haben Sie vollkommen recht.« Ryan strahlte Mrs. Collingforth an, und Miranda kam sich völlig überflüssig vor. »Kunst muß zelebriert, nicht nur studiert werden.«
»Sie klebt förmlich an ihren Mikroskopen.«
»Und dabei übersieht man häufig das Gesamtbild.«
Mrs. Collingforth kniff die Augen zusammen und schürzte die Lippen. »Ich mag Sie.«
»Danke. Ich frage mich, Madam, ob ich Sie wohl zu einem Tanz überreden könnte?«
»Nun –« Ihre Augen funkelten. »Ich würde mich sehr freuen, Mr. Boldari.«
»Bitte nennen Sie mich Ryan«, forderte er sie auf, während er ihr half, aufzustehen. Er warf Miranda über die Schulter ein wölfisches Grinsen zu und geleitete Mrs. Collingforth zur Tanzfläche.
»Das war gekonnt«, murmelte Andrew hinter Miranda.
»Ganz schön schleimig. Es ist ein Wunder, daß er nicht ausrutscht und sich den Hals bricht.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Champagner. »Hast du seine Familie schon kennengelernt?«
»Machst du Witze? Ich glaube, jede zweite Person hier ist mit ihm verwandt. Seine Mutter hat mich umarmt und wollte wissen, ob ich schon einmal daran gedacht habe, hier Kunstunterricht für Kinder anzubieten, und warum denn nicht, ob ich Kinder nicht mögen würde? Und bevor ich reagieren konnte, hat sie mich auch schon dieser Kinderpsychologin vorgestellt – alleinstehend, weiblich«, fügte Andrew hinzu. »Sie ist großartig.«
»Die Psychologin?«
»Nein – na ja, sie war ganz nett und fast genauso verwirrt wie ich. Nein, Ryans Mutter. Sie ist großartig.« Er fummelte nervös mit seinen Händen herum.
Miranda ergriff seine Hand und drückte sie. »Ich weiß, daß es schwer für dich ist. All diese Leute – und dann Elise.«
»Eine Art Feuerprobe. Elise, die Eltern und überall kostenloser Stoff.« Er blickte zum wiederholten Mal zum Eingang. Annie war noch nicht gekommen.
»Du mußt dich beschäftigen. Möchtest du tanzen?«
»Mit dir?« Er warf ihr einen verblüfften Blick zu und lachte dann lauthals auf. »Wir
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