Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Glas
Champagner, aus dem sie noch nicht getrunken hatte, und ihre Blicke trafen sich. »Ich tue meine Pflicht. Ich tue, was für das Institut getan werden muß.« Dann trat sie einen Schritt zurück.
Nein, dachte sie dann, ich werde auch tun, was für mich selbst nötig ist. »Du hättest mir heute abend wenigstens einmal sagen können, daß ich gute Arbeit geleistet habe. Aber vermutlich wären dir die Worte im Hals steckengeblieben.«
Damit drehte sie sich um und ging die Treppe zum zweiten Stock hoch.
»Gibt es ein Problem, Elizabeth?«
Elizabeth warf ihrem Mann einen kurzen Blick zu, dann sah sie wieder Miranda nach. »Ich weiß nicht. Aber ich werde es schon herausfinden.«
»Senator Lamb würde dich gern sehen. Er ist ein großer Förderer der NEA.«
»Ja, ich weiß.« Ihre Stimme klang eine Spur zu scharf. Freundlicher fügte sie hinzu: »Ich rede selbstverständlich mit ihm.«
Und danach würde sie sich um Miranda kümmern.
Miranda hatte Ryan aus den Augen verloren. Und Andrew machte wohl Annie mit den Boldaris bekannt. Ungefähr eine Stunde lang konzentrierte sich Miranda auf ihre Rolle als Gastgeberin. Als sie schließlich in die Damentoilette schlüpfte, war sie erleichtert, sie leer vorzufinden.
Zu viele Leute, dachte sie, während sie sich einen Augenblick lang an das Wandbord lehnte. Sie fühlte sich einfach nicht wohl in Gegenwart so vieler Leute. Konversation, Geplauder, schwache Witze. Ihr Gesicht war ganz steif vom ständigen Lächeln.
Doch dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte keinen Grund zum Jammern. Alles war gelungen. Die Ausstellung, die Gala, die Presse, die Reaktionen. All das würde dazu beitragen, den Makel in ihrer Reputation auszuwetzen.
Sie sollte dankbar dafür sein. Sie wäre ja auch dankbar, wenn sie nur wüßte, was sie als nächstes tun mußte.
Nun, morgen ist immer noch Zeit, um Entscheidungen zu treffen, redete sie sich gut zu. Morgen, nachdem sie mit ihrer Mutter geredet hatte. Das war der richtige Weg. Der einzig logische
Schritt. Es war an der Zeit, daß sie sich endlich einmal auseinandersetzten.
Und wenn ihre Mutter schuldig war? Teil einer Verschwörung mit Diebstahl und Mord?
Sie schüttelte den Kopf. Morgen, dachte sie noch einmal, und holte ihren Lippenstift aus der Tasche.
Als der Knall ertönte, zuckte sie zusammen. Das kleine Goldröhrchen fiel zu Boden. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Miranda in den Spiegel.
Schüsse? Unmöglich.
Sie war noch wie erstarrt, als sie den entsetzten Schrei einer Frau hörte.
Dann eilte sie zur Tür.
Draußen liefen schreiende Menschen umher. Miranda bahnte sich mit Händen und Ellbogen einen Weg und erreichte die Treppe gerade in dem Moment, in dem auch Ryan gerade dort ankam.
»Es ... Von oben. Es ist von oben gekommen.«
»Bleib hier.«
Er hätte sich seinen Atem sparen können. Sie raffte ihren Rock und rannte hinter ihm her. Er riß das Samtband beiseite, das den Bürobereich im dritten Stock von den Galerieräumen abtrennte.
»Du siehst hier nach«, begann sie. »Ich werde...«
»Den Teufel wirst du tun. Wenn du schon nicht unten bleiben willst, dann kommst du mit mir!« Er ergriff ihre Hand und bemühte sich, sie zu decken, während sie den Flur entlangliefen.
Von der Treppe her näherten sich weitere Schritte. Andrew nahm die letzten drei Stufen auf einmal. »Das war eine Pistole! Miranda, geh nach unten! Annie, geh mit ihr zurück.«
»Nein.«
Da keine der beiden Frauen auf ihn hörte, wies Ryan nach links. »Ihr übernehmt diese Seite. Wir gehen hier entlang. Wer auch immer geschossen hat, ist möglicherweise schon längst weg«, fügte er hinzu, als er vorsichtig eine Tür öffnete. »Miranda, bleib hinter mir.«
»Bist du etwa kugelsicher?« Sie griff unter seinem Arm
durch und schaltete das Licht ein. Ryan schob sie einfach beiseite, betrat das Zimmer, sah sich rasch um. Befriedigt darüber, daß es leer war, zog er Miranda hinein.
»Verschließ die Tür und ruf die Polizei an.«
»Ich rufe sie erst an, wenn ich weiß, was ich ihnen sagen soll.« Sie schubste ihn beiseite und machte sich auf den Weg zum nächsten Zimmer.
Er renkte ihr fast den Arm aus. »Gib dir bitte Mühe, ein bißchen weniger als Zielscheibe zu dienen, Dr. Jones!«
Sie schlichen weiter den Flur entlang. Dann entdeckte er einen schwachen Lichtschein unter der Tür, die in den Vorraum ihres Büros führte. »Hast du das Licht angelassen?«
»Nein. Und die Tür müßte eigentlich verschlossen sein. Sie ist aber
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