Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
alle Nachforschungen ihm überlassen. Ich habe mich nur an die Quellen gehalten, die er mir gegeben hat. Er hat die Wahrheit genauso erkannt wie ich. Wahrscheinlich in der Minute, in der er die Skulptur in der Hand hielt.«
»Ich würde sagen, da liegst du richtig, Dr. Jones.«
Sie sah jetzt ganz deutlich vor sich, wie alles abgelaufen war. »Richard hat die Bronze gestohlen und sie kopiert. Und den David muß er auch genommen haben.« Sie preßte sich die Faust auf den Magen. »Er hat Giovanni umgebracht!«
»Es wäre kein Beweis«, sagte Ryan und legte das Notizbuch auf ihren Schreibtisch, »aber ein wichtiger Hinweis.«
»Wir müssen das Notizbuch der Polizei übergeben.«
»Noch nicht.« Er legte seine Hand darüber, bevor sie danach greifen konnte. »Ich würde mich sehr viel... wohler fühlen, wenn wir die Skulpturen in der Hand hätten, bevor wir mit der Polizei reden. Ich fliege morgen nach Florenz und nehme seine Garage in Augenschein. Wenn sie da nicht stehen, sind sie in seiner Wohnung, oder es gibt dort einen Hinweis, wo sie sind. Sobald wir sie haben, besprechen wir, was wir der Polizei sagen.«
»Er muß für den Mord an Giovanni bezahlen.«
»Das wird er. Er wird für alles bezahlen. Gib mir achtundvierzig Stunden Zeit, Miranda. Wir sind kurz vor dem Ziel.«
Sie preßte die Lippen zusammen. »Ich habe noch nicht vergessen, was das für meine Karriere oder die Kunstwelt bedeuten kann. Und ich weiß, daß wir ein Abkommen geschlossen haben. Aber ich bitte dich, mir zu versprechen, daß die Aufklärung des Mordes an Giovanni an erster Stelle steht.«
»Wenn Hawthorne dafür verantwortlich ist, wird er bestraft. Das verspreche ich dir.«
»In Ordnung. Wir gehen erst zur Polizei, wenn du aus Florenz zurück bist. Aber heute abend ... Wie sollen wir den heutigen Abend überstehen? Er wird dasein!«
»Heute abend läuft alles wie geplant. Es kommen Hunderte von Leuten«, fuhr er fort, bevor sie etwas einwenden konnte. »Alles ist vorbereitet. Du läßt dich einfach treiben. Das Institut und meine Galerien haben schließlich viel investiert. Und wir wissen nicht, ob er allein gearbeitet hat.«
Miranda fuhr sich mit den Händen an den Armen entlang. »Es ist immer noch möglich, daß es meine Mutter war. Jeder von ihnen könnte es gewesen sein.« Wieder trat der entsetzte Ausdruck in ihre Augen.
»Du mußt damit zurechtkommen, Miranda.«
»Das habe ich auch vor.« Sie ließ die Hände sinken. »Das werde ich auch.«
»Hawthorne hat einen Fehler gemacht. Und jetzt warten wir ab, ob er – oder jemand anders – noch einen macht. Sobald ich die Skulpturen habe, übergeben wir ihn der Polizei. Und ich habe das Gefühl, er wird nicht allein hängen wollen.«
Miranda sprang auf. »Hängen!«
»Das ist nur so ein Ausdruck.«
»Aber ... Gefängnis oder noch etwas Schlimmeres. Das heißt das doch. Ja, selbst lebenslänglich Gefängnis oder ... Wenn es jemand aus meiner Familie war, wenn es einer von ihnen ist, Ryan, dann kann ich es nicht. Nein, das halte ich nicht aus.«
»Miranda.« Er griff nach ihren Händen, doch sie entzog sie ihm.
»Nein, nein! Es tut mir leid. Es ist nicht richtig, ich weiß, daß es nicht richtig ist. Giovanni, und dann dieser arme Mann, seine Frau und die Kinder, aber ... wenn wir herausfinden,
daß es jemand aus meiner Familie war, weiß ich nicht, ob ich mit dem Wissen weiterleben kann, daß ich ihn hinter Gitter gebracht habe.«
»Nur eine Minute.« Ryan packte sie, bevor sie ihm ausweichen konnte. »Wer auch immer für das alles verantwortlich ist, hat dein Leben aufs Spiel gesetzt. Und ich werde dafür sorgen, daß er dafür bezahlt.«
»Nein, nicht mein Leben. Meinen Ruf, meine Karriere.«
»Wer hat denn diesen Bastard engagiert, der dich mit dem Messer bedrohte? Wer hat dir Faxe geschickt, um dich zu ängstigen und zu verletzen?«
»Das muß Richard gewesen sein.« Traurig blickte Miranda ihn an. »Und wenn nicht, dann will ich trotzdem nicht dafür verantwortlich sein, daß jemand aus meiner Familie ins Gefängnis kommt.«
»Und was hast du für eine Alternative? Sie laufenzulassen? Die Dunkle Lady da zu lassen, wo sie ist, das Notizbuch zu verbrennen, zu vergessen, was geschehen ist?«
»Ich weiß nicht.«
Er nahm das Büchlein und legte es sich auf die Handfläche, als wolle er sein Gewicht abschätzen. Dann hielt er es ihr hin. »Nimm du es und bewahr es auf.«
Sie starrte darauf und ergriff es so zögerlich, als ob ihr das Leder die Hand
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