Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
würden beide mit gebrochenen Zehen in der Notaufnahme landen.«
»Ich riskiere es, wenn du Lust hast.«
Zärtlich lächelte er sie an. »Miranda, du warst schon immer ein Höhepunkt meines Lebens. Mir geht es gut. Laß uns einfach ein bißchen die Leute beobachten.«
Doch plötzlich erstarrte sein Lächeln. Miranda brauchte nicht den Kopf zu wenden, um zu wissen, daß er Elise gesehen hatte.
Sie kam auf sie zu, eine schlanke Fee in Weiß. Miranda verspürte zunächst Ärger, doch dann sah sie die Nervosität in Elises Blick.
»Ich wollte euch beiden nur zu der wundervollen, erfolgreichen Ausstellung gratulieren. Alle geraten ins Schwärmen. Ihr habt großartige Arbeit für das Institut und das ganze Unternehmen geleistet.«
»Wir hatten reichlich Hilfe«, sagte Miranda. »Die Angestellten haben etliche Überstunden gemacht.«
»Das Ergebnis könnte nicht großartiger sein. Andrew ...« Es sah so aus, als hole sie tief Luft. »Ich möchte mich entschuldigen, weil ich die Situation so schwierig mache. Ich weiß, daß es unangenehm für dich ist, daß ich hier bin. Ich werde heute abend nicht mehr lange bleiben, und ich habe beschlossen, morgen nach Florenz zurückzufliegen.«
»Du mußt wegen mir deine Pläne nicht ändern.«
»Ich tue es auch wegen mir.« Sie blickte Miranda an und bemühte sich um ein Lächeln. »Ich wollte aber nicht verschwinden, bevor ich dir nicht gesagt habe, wie sehr ich deine Leistung hier bewundere. Deine Eltern sind sehr stolz auf dich.«
Miranda mußte unwillkürlich lachen. »Meine Eltern?«
»Ja, Elizabeth sagte gerade...«
»Annie.« Andrew sprach den Namen fast wie ein Gebet aus, und Elise brach mitten im Satz ab und starrte ihn an. »Entschuldigt mich bitte.«
Er kämpfte sich durch die Menge. Sie sieht ganz verloren aus in diesem Meer von Menschen, dachte er. Und so hübsch mit ihren glänzenden Haaren. Ihr rotes Kleid leuchtete wie eine Flamme und strahlte in all dem nüchternen, konservativen Schwarz Leben und Wärme aus.
»Ich freue mich so, daß du gekommen bist!« Andrew ergriff Annies Hände wie Rettungsanker.
»Ich weiß gar nicht, warum. Ich komme mir so albern vor.« Das Kleid ist zu kurz, dachte sie. Es ist zu rot. Es paßte nicht hierhin. Ihre Warenhausohrringe sahen aus wie billige Kronleuchter – und was war in sie gefahren, daß sie sich Schuhe mit Straßspangen gekauft hatte? Sie sah so billig aus!
»Ich freue mich so, daß du da bist«, sagte Andrew noch einmal
und küßte sie, ohne auf die zahlreichen hochgezogenen Augenbrauen zu achten.
»Ich sollte mir einfach ein Tablett nehmen und Drinks herumreichen. Dann würde ich besser hierher passen.«
»Du paßt sehr gut hierher. Komm mit zu Miranda.« Als er sich jedoch umdrehte, traf sein Blick den von Elise. Sie stand immer noch an derselben Stelle. Andrew sah, daß Miranda ihren Arm berührte und etwas murmelte, aber Elise schüttelte nur den Kopf und ging weg.
»Deine Frau hat recht aufgebracht ausgesehen«, kommentierte Annie eifersüchtig.
»Exfrau«, erinnerte Andrew sie. Dankbar registrierte er, daß Miranda auf sie zukam.
»Annie, wie schön, dich zu sehen! Jetzt weiß ich endlich, nach wem Andrew den ganzen Abend Ausschau gehalten hat.«
»Ich wollte eigentlich gar nicht kommen.«
»Dann freue ich mich, daß du deine Meinung geändert hast.« Miranda folgte einem seltenen Impuls und drückte ihre Wange an Annies. »Er braucht dich«, flüsterte sie. Dann richtete sie sich lächelnd wieder auf. »Ich sehe ein paar Leute, die du bestimmt gern kennenlernen möchtest. Andrew, warum stellst du Annie nicht Mr. und Mrs. Boldari vor?«
Er folgte ihrem Blick und grinste. »Ja, danke. Komm, Annie, sie werden dir gefallen.«
Miranda freute sich über den warmen Glanz in Andrews Augen. Ihre Laune hob sich so sehr, daß sie Ryan sogar gestattete, sie zum Tanzen zu führen.
Als sie Richard erblickte, der aufmerksam ein Gemälde von der Heiligen Familie betrachtete, wandte sie sich einfach ab.
Sie würde Ryans Rat befolgen – dieses Mal zumindest – und nur für den Augenblick leben.
Sie fragte sich gerade, ob sie noch ein Glas Champagner trinken und noch einmal tanzen sollte, als Elizabeth zu ihr trat. »Miranda, du vernachlässigst deine Pflichten. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die sagten, sie hätten noch kein Wort mit dir gewechselt. Die Ausstellung allein reicht nicht, du mußt heute abend auch präsent sein.«
»Natürlich, du hast recht.« Sie reichte ihrer Mutter das
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