Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Es war ganz normal und außergewöhnlich zugleich.
Dieses Mal waren sie nicht mehr unschuldig, keine eifrigen, neugierigen Jugendlichen mehr.
Die Jahre seit damals hatten die Gefühle zwischen ihnen reifen lassen.
Jetzt war es wie Wein von einem alten, guten Jahrgang.
Annie schlang die Arme um ihn. Er war so liebevoll, so vorsichtig. Seine Hände streichelten sie, fuhren ihren Hals entlang, ihre Schultern, und er folgte ihrem Weg mit den Lippen.
Während er sein Jackett auszog und sich von ihr aus dem Hemd helfen ließ, murmelte er leise Liebesworte. Und dann waren sie nackt, berührten sich, seufzten auf.
Der Morgen brach mit rosigem Licht herein, das Sturm ankündigte. Aber in dem schmalen Bett herrschten Friede und Geduld. Jede Berührung, jeder Kuß wurde mit stiller Freude gegeben und genommen.
Sogar als das Verlangen sich bereits wie ein Schmerz in ihr aufbaute, lächelte Annie noch, als er sie küßte.
Andrew nahm sich Zeit, streichelte ihren Körper, paßte sich ihrem Tempo an.
Er bedeckte ihren Rücken bis hinunter zu den Hüften mit Küssen, dann drehte er sie um, liebkoste ihre Brustwarzen. Ihre Hände erkundeten seinen Körper und erregten ihn. Ihr Atem wurde schwerer, und als die Sonne aufgegangen war, glitt er endlich in sie.
Sie bewegten sich in einem langsamen, stetigen Rhythmus. Annie paßte sich seinen Bewegungen an und umschlang ihn, als sie gemeinsam kamen.
Dann löste er sich von ihr und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.
»Ich mag es immer noch, wie du dich bewegst, Andrew.« Sie seufzte leise an seiner Schulter. »Ich mag es wirklich.«
Andrew kam sich vor wie geheilt. »Und ich mag dein Tattoo, Annie. Ehrlich.«
Sie zuckte zusammen. »O Gott, das habe ich ganz vergessen.«
»Ich werde Schmetterlinge nie wieder mit den gleichen Augen sehen können wie früher.« Er grinste sie an, und sie
mußte lachen. »Ich habe lange gebraucht, bis ich wußte, was ich will. Gib mir die Chance, dich glücklich zu machen. Ich möchte mit dir leben und eine Familie haben.«
»Wir haben es beide beim ersten Mal verdorben.«
»Wir waren eben noch nicht bereit dazu.«
»Nein.« Sie berührte sein Gesicht. »Aber jetzt sind wir bereit.«
»Du sollst zu mir gehören.« Er küßte ihre Handfläche. »Und laß mich zu dir gehören. Ja, Annie? Willst du?«
»Ja.« Sie legte ihre Hand über sein Herz. »Ja, Andrew. Ich will.«
Ryan stand in Mirandas Büro und versuchte, es sich vorzustellen. Er sah noch deutlich vor sich, wie die Szene am Abend zuvor ausgesehen hatte. Solche Dinge brannten sich ins Gedächtnis, und man konnte sie selbst mit größter Anstrengung nicht auslöschen.
Auf dem Teppich war ein häßlicher Fleck, die Fenster waren blutbespritzt, und über allem lag der Puder der Spurensicherung.
Wie weit mag die Kugel in Richards Körper eingedrungen sein? fragte er sich. Wie nahe hatten er und sein Mörder beieinander gestanden? Ziemlich nahe, dachte er, denn die Kugeln haben Pulverspuren auf seinem Smokinghemd hinterlassen. Auf jeden Fall so nahe, daß Hawthorne in den Augen seines Mörders seinen Tod gesehen hatte.
Da war sich Ryan absolut sicher.
Er ging zur Tür und blickte sich abermals im Zimmer um.
Schreibtisch, Stühle, die Lampe, die eingeschaltet gewesen war. Ablage, Aktenschränke. Er konnte alles sehen.
»Sie dürfen sich hier nicht aufhalten, Mr. Boldari.«
»Sie haben das Siegel weggenommen«, erwiderte Ryan, ohne sich umzudrehen. »Anscheinend hat die Spurensicherung schon alles erledigt.«
»Aber der Raum bleibt besser noch eine Zeitlang verschlossen.« Cook wartete, bis Ryan aus der Tür getreten war. Dann schloß er sie. »Dr. Jones braucht das nicht alles noch einmal zu sehen, nicht wahr?«
»Nein, absolut nicht.«
»Aber Sie wollten es sich noch einmal ansehen?«
»Ich wollte sehen, ob ich alles richtig in Erinnerung habe.«
»Und?«
»Nicht ganz. Es gibt keine Anzeichen für einen Kampf, Detective, oder?«
»Nein. Alles scheint unberührt – bis auf den Schreibtisch.«
»Das Opfer und der Mörder haben sich so nahe gegenübergestanden wie wir beide jetzt. Meinen Sie nicht auch?«
»So ungefähr. Er wußte also genau, wer auf ihn schießt, Boldari. Sie haben ihn kennengelernt, nicht wahr?«
»Als er am Freitag ankam wurden wir einander vorgestellt. Und dann habe ich ihn gestern, als er starb, noch einmal gesehen.«
»Vorher kannten Sie ihn nicht?«
»Nein.«
»Seltsam, wo Sie doch beide im Kunstgeschäft tätig sind.«
»Es gibt viele
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