Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
sie ihr das Projekt weggenommen hat. Ich habe herausgefunden, daß jemand die Skulptur gestohlen hat. Er ist einfach in die Lagerräume des Nationalmuseums marschiert und hat sie da weggenommen. Warum sollte jemand eine Kopie stehlen? Soviel für etwas riskieren, das nicht mehr wert ist als der Preis für das Metall, aus dem es besteht?«
»Kunst ist eine subjektive Geschichte, Detective. Vielleicht hat jemand eine Vorliebe für diese Skulptur gehabt.«
»Könnte sein, aber auf jeden Fall war es ein Profi, nicht irgendein Gelegenheitsdieb. Da würden Sie mir doch sicher zustimmen,
Mr. Boldari, oder? Schließlich sind Sie doch selbst ein Profi.«
»Sicher.« Ich mag diesen Polizisten, dachte Ryan.
»Sehen Sie. Ich frage mich wirklich, welchen Wert diese Bronze für irgend jemanden hat.«
»Sobald ich es weiß, Detective, teile ich es Ihnen mit. Aber ich kann Ihnen heute schon sagen, daß, selbst wenn diese Bronze echt war, wenn sie Millionen wert war, Miranda nicht dafür töten würde. Und ich nehme an, Sie stimmen mir zu«, ergänzte Ryan, »schließlich sind Sie ja ebenfalls ein Profi.«
Cook schmunzelte. Irgend etwas stimmte mit diesem Kerl nicht. Und trotzdem mochte er ihn. »Nein, ich glaube auch nicht, daß sie jemanden umgebracht hat, und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sie durch die Weltgeschichte gondelt und überall Bilder und Statuen mitgehen läßt. Die Frau hat den Begriff Integrität auf der Stirn stehen. Deshalb weiß ich aber auch instinktiv, daß sie etwas zu verbergen hat. Sie weiß mehr, als sie sagt. Und wenn Sie wirklich eng mit ihr befreundet sind, Boldari, überreden Sie sie, sich mir anzuvertrauen, bevor irgend jemand auf die Idee kommt, sie aus dem Weg zu räumen.«
Miranda fragte sich gerade selbst, wieviel sie erzählen sollte, wieviel zu erzählen sie wagen konnte. Sie saß in der Südgalerie inmitten all der Kunstwerke, hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und litt.
Sie wußte, daß Cook oben war. Sie hatte ihn hereinkommen sehen und war wie ein Kind, das eine Schulstunde schwänzt, hinter ihm durch die Tür geschlüpft.
Als ihre Mutter zu ihr trat, ließ sie die Hände sinken.
»Ich dachte mir, daß ich dich hier finde.«
»Natürlich.« Miranda stand auf und ergriff eine der Champagnerflöten, die noch auf dem Tisch standen. »Ich hänge glorreichen Zeiten nach. Wo sollte ich sonst sein? Wohin sollte ich sonst gehen?«
»Ich kann deinen Bruder nicht finden.«
»Ich hoffe, er schläft. Es war eine harte Nacht.« Miranda sah keinen Grund, ihr zu erählen, daß er nicht geschlafen hatte,
zumindest nicht in seinem eigenen Bett, als sie heute früh aus dem Haus gegangen war.
»Es war für uns alle hart. Ich fahre jetzt ins Krankenhaus. Ich bin dort mit deinem Vater verabredet. Hoffentlich kann Elise schon Besucher empfangen. Sie will durchsetzen, daß sie sie heute nachmittag entlassen.«
»Grüß sie von mir. Ich versuche, sie heute abend noch zu besuchen, entweder im Krankenhaus oder im Hotel, falls sie sie gehen lassen. Sag ihr bitte, daß sie, so lange sie will, in meinem Haus wohnen kann.«
»Das wäre unangenehm für sie.«
»Mag sein, aber ich biete es ihr trotzdem an.«
»Sehr großzügig von dir. Sie ... sie hatte Glück, daß sie nicht ernster verletzt worden ist. Es hätte sein können ... wir hätten sie auch so finden können wie Richard.«
»Ich weiß, daß du sie sehr gern magst.« Miranda stellte das Glas wieder ab. Sorgsam achtete sie darauf, daß es wieder genau am selben Platz stand. »Mehr, als du jemals deine eigenen Kinder gemocht hast.«
»Das ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt für solche Belanglosigkeiten, Miranda.«
Miranda blickte auf. »Haßt du mich?«
»Was für eine lächerliche Frage, und was für ein ungeeigneter Zeitpunkt dafür.«
»Wann wäre denn der geeignetste Zeitpunkt, um meine Mutter zu fragen, ob sie mich haßt?«
»Wenn das etwas mit der Angelegenheit in Florenz zu tun hat...«
»Oh, es geht viel weiter zurück, geht viel tiefer als das, was in Florenz passiert ist. Aber im Moment können wir uns auch gern darauf konzentrieren. Du hast in der Sache nicht hinter mir gestanden. Das hast du allerdings nie getan. Dabei habe ich mein ganzes Leben lang auf solch einen Augenblick gewartet. Warum, zum Teufel, warst du nie für mich da?«
»Ich weigere mich, dein Benehmen zu dulden.« Mit eisigem Blick drehte Elizabeth sich um und machte sich auf den Weg zur Tür.
Aber Miranda war schneller, packte Elizabeths
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