Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Arm und wirbelte sie mit einer Heftigkeit herum, die sie beide erschreckte. »Du wirst erst dann gehen, wenn du mir eine Antwort gegeben hast. Ich bin es leid, daß du mir ständig ausweichst. Warum konntest du mir nie eine Mutter sein?«
»Weil du nicht meine Tochter bist«, stieß Elizabeth wütend hervor. »Du bist nie meine Tochter gewesen.« Sie riß sich los. Ihr Atem kam stoßweise. »Wag es nicht, Forderungen an mich zu stellen, nach allem, was ich geopfert habe, was ich erlitten habe, weil dein Vater beschlossen hatte, seinen Bastard als mein Kind auszugeben.«
»Seinen Bastard?« Der Boden schwankte unter Mirandas Füßen. »Ich bin nicht deine Tochter?«
»Nein, das bist du nicht. Und ich habe mein Wort gegeben, daß ich es dir nie sagen würde.« Wütend, weil sie die Beherrschung verloren hatte, trat Elizabeth ans Fenster und starrte hinaus. »Nun, du bist eine erwachsene Frau, und vielleicht hast du sogar ein Recht darauf, es zu wissen.«
»Ich ...« Miranda preßte eine Hand auf ihr Herz, als sei sie nicht ganz sicher, daß es weiterschlagen würde. Sie konnte nur auf den geraden Rücken der Frau starren, die ihr auf einmal endgültig fremd geworden war. »Wer ist denn meine Mutter? Wo ist sie?«
»Sie ist vor ein paar Jahren gestorben. Sie war niemand Besonderes«, fügte Elizabeth hinzu und drehte sich wieder um. Im Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, erkannte Miranda, daß Elizabeth erschöpft aussah, beinahe krank. Dann schob sich eine Wolke vor die Sonne, und der Augenblick war vorbei. »Eine von den ... kurzfristigen Affären deines Vaters.«
»Er hatte eine Affäre?«
»Sein Name ist schließlich Jones, nicht wahr?« entgegnete Elizabeth bitter. Dann machte sie eine ärgerliche Geste. »In diesem Fall war er unvorsichtig, und die Frau wurde schwanger. Und sie ließ sich offensichtlich nicht so leicht abschütteln wie die meisten anderen. Charles hatte natürlich nicht die Absicht, sie zu heiraten, und als sie das erkannte, bestand sie auf dem Handel mit dem Kind. Es war eine schwierige Situation.«
Ein stechender Schmerz durchfuhr Miranda. »Sie wollte mich also auch nicht.«
Achselzuckend trat Elizabeth wieder an den Tisch und setzte sich. »Ich habe keine Ahnung, was die Frau wollte. Jedenfalls entschloß sie sich, von deinem Vater zu verlangen, daß er dich aufzog. Er kam zu mir und schilderte mir das Problem. Ich hatte die Wahl, mich von ihm scheiden zu lassen, mit dem Makel zu leben, zu verlieren, was ich hier im Institut aufgebaut hatte, und meine Pläne für mein eigenes Unternehmen aufzugeben. Oder ...«
»Du bist bei ihm geblieben.« Unter dem Schock und der Verletzung regte sich leise Wut. »Nach einem solchen Verrat bist du dennoch bei ihm geblieben.«
»Ich hatte die Wahl. Ich habe mich für das entschieden, was für mich das beste war. Und – ohne Opfer ist es auch nicht vonstatten gegangen. Ich mußte mich zurückziehen und habe Monate verloren, während ich darauf wartete, daß du zur Welt kamst.« Die Erinnerung daran war immer noch bitter. »Als du dann geboren warst, mußte ich so tun, als ob du mein Kind wärst. Das habe ich dir übelgenommen, Miranda«, sagte sie gleichmütig. »Vielleicht ist es unfair, aber so war es eben.«
»Richtig, wir sollten bei der Wahrheit bleiben.« Miranda wandte sich ab, weil sie es nicht mehr ertragen konnte. »Wir sollten uns immer an die Fakten halten.«
»Ich bin keine mütterliche Frau, und ich habe es auch nie von mir behauptet.« Elizabeths Stimme klang ungeduldig. »Nachdem Andrew geboren war, hatte ich nicht die Absicht, noch ein Kind zu bekommen. Niemals. Und dann wurde mir durch Umstände, die ich nicht beeinflussen konnte, die Verantwortung übertragen, ein weiteres Kind meines Mannes als mein eigenes auszugeben. Für mich warst du die ständige Erinnerung an seine Unvorsichtigkeit, an seinen Mangel an ehelicher Treue. Für Charles warst du die Erinnerung an eine dumme Fehlkalkulation.«
»Fehlkalkulation«, sagte Miranda leise. »Ja, das ist wohl der richtige Ausdruck. Jetzt ist es kaum mehr verwunderlich, warum keiner von euch mich jemals lieben konnte – warum ihr überhaupt nie lieben konntet. Es steckt einfach nicht in euch.«
»Wir haben gut für dich gesorgt, dir ein schönes Zuhause, eine gute Ausbildung gegeben...«
»Und nicht einen Augenblick wahrer Zuneigung«, beendete Miranda den Satz, wobei sie sich wieder umdrehte. Vor ihr saß eine äußerst beherrschte, ehrgeizige Frau, die alle Emotionen
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