Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
jetzt Carlo Rinaldi, den Mann, der behauptet hat, sie gefunden zu haben.«
»Ich möchte die Ergebnisse der zweiten Testreihe sehen.«
»Das steht nicht zur Debatte.«
»Du kannst das arrangieren. Ich habe das Recht...«
»Du hast überhaupt kein Recht, Miranda. Laß uns Klartext reden. Mein Hauptanliegen ist, zu vermeiden, daß der Schaden noch größer wird. Zwei Aufträge sind bereits von der Regierung zurückgezogen worden. Dein Ruf, und in der Folge auch meiner, stehen auf dem Spiel. Es gibt Leute, die glauben, daß du absichtlich Tests und Ergebnisse so ausführst, daß du den Ruhm einheimsen kannst.«
Langsam und bedächtig wischte Miranda den feuchten Ring weg, den eine Teetasse auf ihrem Schreibtisch hinterlassen hatte. »Glaubst du das auch?«
Elizabeths Zögern war deutlicher als die Worte, die folgten. »Ich glaube, daß Ehrgeiz, Hast und Enthusiasmus dein Urteilsvermögen und deine Logik getrübt haben. Ich übernehme
die Verantwortung dafür, schließlich habe ich dich beauftragt.«
»Ich bin für mich selbst verantwortlich. Danke für deine Unterstützung.«
»Sarkasmus ist hier nicht angebracht. Ich bin sicher, daß die Medien in den nächsten Tagen versuchen werden, dich zu erreichen. Du gibst bitte keinerlei Kommentare ab.«
»Ich habe zahlreiche Kommentare abzugeben.«
»Die wirst du für dich behalten. Es wäre übrigens das beste, du würdest Urlaub nehmen.«
»Tatsächlich?« Mirandas Hand begann zu zittern, deshalb ballte sie sie zur Faust. »Das ist ein passives Schuldeingeständnis, und das will ich nicht. Ich möchte diese Ergebnisse sehen. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann will ich zumindest wissen, wo und wie.«
»Die Sache liegt nicht in meiner Hand.«
»Gut. Ich werde einen Weg finden, dich zu umgehen.« Sie blickte irritiert auf, weil ihr Faxgerät klingelte. »Ich werde Ponti selbst anrufen.«
»Ich habe schon mit ihm gesprochen. Er hat kein Interesse an dir. Die Angelegenheit ist abgeschlossen. Verbinde mich mit Andrews Büro.«
»Oh, nur zu gern. Er hat Neuigkeiten für dich.« Wütend drückte sie die Unterbrechungstaste und läutete Lori an. »Stellen Sie den Anruf zu Andrew durch«, befahl sie und stand auf.
Dann holte sie tief Luft. Sie würde Andrew ein paar Minuten Zeit lassen und dann zu ihm gehen. Bis dahin wäre sie wieder ruhig. Ruhig und hilfreich. Sie würde ihr eigenes Problem eine Weile zur Seite schieben und sich auf den Einbruch konzentrieren.
Um sich abzulenken, trat sie ans Faxgerät und holte die Seite heraus.
Ihr gefror das Blut in den Adern.
Du warst so sicher, nicht wahr? Doch anscheinend hast du dich geirrt. Wie willst du das erklären?
Was bleibt dir, Miranda, wenn dein Ruf hinüber ist? Nichts. Denn nur daraus hast du bestanden, aus deinem Ruf, einem Namen, einer Handvoll akademischer Grade.
Jetzt bist du nur noch bemitleidenswert. Du hast nichts mehr.
Ich habe jetzt alles.
Wie fühlt es sich an, Miranda, als Betrügerin entlarvt zu werden, als unfähig angesehen zu werden?
Ein Versager zu sein?
Miranda preßte ihre Hand auf die Brust. Ihr Atem ging stoßweise, und sie mußte sich an den Schreibtisch lehnen.
»Wer bist du?« Ihre Wut brachte sie wieder zu sich. »Wer, zum Teufel, bist du?«
Es spielt doch gar keine Rolle, sagte sie sich selbst. Sie würde es nicht zulassen, daß diese schmierigen, gemeinen Botschaften sie berührten. Sie bedeuteten nichts.
Trotzdem legte sie das Blatt zu dem anderen in die Schreibtischschublade und verschloß sie wieder.
Irgendwann würde sie es in Erfahrung bringen. Es gab immer eine Möglichkeit, es herauszufinden. Sie drückte ihre Hände auf die Wangen, damit sie wieder Farbe bekamen.
Sie hatte jetzt keine Zeit, sich mit diesen bösartigen kleinen Gemeinheiten zu befassen. Miranda holte tief Luft und rieb ihre Hände, bis sie wieder warm waren.
Andrew brauchte sie. Und das Institut auch. Sie kniff die Augen zusammen, weil der Schmerz in ihrem Kopf nicht nachließ. Sie war nicht nur ein Name, eine Ansammlung von akademischen Graden.
Sie war mehr. Und sie würde es beweisen.
Miranda straffte die Schultern und machte sich auf den Weg zu Andrew.
Zumindest zwei Mitglieder dieser Familie hielten zusammen.
An Loris Schreibtisch stand Detective Cook. »Ich muß leider noch einmal Ihre Zeit beanspruchen, Dr. Jones.«
»Natürlich.« Obwohl ihr hundeelend zumute war, bewahrte sie Haltung und wies auf ihre Tür. »Kommen Sie herein und setzen Sie sich. Lori, nehmen Sie bitte meine
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