Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Miranda nach einer schlaflosen Nacht durch das Klingeln des Telefons aus einem unruhigen Dämmern gerissen. Verwirrt und mit schmerzendem Kopf griff sie nach dem Hörer.
»Dr. Jones. Pronto .« Nein, nicht Italien, Maine, zu Hause. »Hallo?«
»Dr. Jones, hier ist Ken Scutter, Sicherheitsdienst.«
»Mr. Scutter.« Sie verband kein Gesicht mit dem Namen und war auch zu erschöpft, um es zu versuchen. »Was gibt es?«
»Es gab einen Zwischenfall.«
»Einen Zwischenfall?« Miranda richtete sich im Bett auf. Laken und Decke hatten sich so um sie gewickelt, daß sie Mühe hatte, sich zu befreien. »Was meinen Sie damit?«
»Wir haben es erst vor ein paar Augenblicken beim Schichtwechsel bemerkt, aber ich wollte Sie sofort anrufen. Es gab einen Einbruch.«
»Einbruch?« Jetzt war sie völlig wach. Sie sprang auf. »Im Institut?«
»Ja, Ma’am. Ich dachte, Sie wollen vielleicht gleich herkommen.«
»Ist etwas beschädigt oder gestohlen worden?«
»Es ist nichts kaputt, Dr. Jones. Aber in der Südgalerie fehlt ein Ausstellungsstück. Laut Katalog ist es eine Bronzeskulptur von David aus dem fünfzehnten Jahrhundert, Künstler unbekannt.«
Eine Bronzeskulptur, dachte sie. Sie wurde auf einmal von Bronzeskulpturen verfolgt. »Ich bin schon auf dem Weg.«
Miranda sprang aus dem Bett, raste in ihrem blauen Flanellpyjama in Andrews Zimmer und schüttelte ihn heftig.
»Andrew, wach auf! Es gab einen Einbruch.«
»Huh? Was?« Er schob ihre Hand weg, fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und gähnte. Seine Kieferknochen knackten, während er sich aufrichtete. »Was? Wo? Wann?«
»Im Institut. Eine Bronzeskulptur wurde aus der Südgalerie gestohlen. Zieh dich an, wir müssen hinfahren.«
»Eine Bronzeskulptur?« Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Miranda, hast du schlecht geträumt?«
»Scutter vom Wachdienst hat gerade angerufen«, stieß sie hervor. »Ich träume nicht. Zehn Minuten, Andrew«, rief sie ihm noch über die Schulter zu, während sie hinauseilte.
Vierzig Minuten später stand sie neben ihrem Bruder in der Südgalerie und starrte auf den perfekten Kreis im Glas und den leeren Raum dahinter. Dann wurde ihr übel.
»Rufen Sie die Polizei an, Mr. Scutter.«
»Ja, Ma’am.« Er gab einem seiner Männer ein Zeichen. »Ich habe eine Durchsuchung des Gebäudes angeordnet – sie ist noch im Gange –, aber bis jetzt haben wir nichts Ungewöhnliches gefunden, und es fehlt auch sonst nichts.«
Andrew nickte. »Ich möchte mir die Aufzeichnungen der letzten vierundzwanzig Stunden ansehen.«
»Ja, Sir.« Scutter stieß einen Seufzer aus. »Dr. Jones, der Nachtchef hat von einem kleinen Problem mit zwei der Kameras berichtet.«
»Problem?« Miranda drehte sich zu Scutter um. Er war ein kleiner, dicker Mann, ein früherer Polizist, erinnerte sie sich wieder, der beschlossen hatte, den Streifendienst gegen eine private Wachorganisation einzutauschen. Sein Ruf war makellos. Andrew hatte selbst das Gespräch mit ihm geführt und ihn persönlich eingestellt.
»Diese Kamera.« Scutter wies nach oben. »Sie ist gestern morgen zirka neunzig Sekunden lang ausgefallen. Niemand hat sich etwas dabei gedacht, und es ist nur die Standardüberprüfung durchgeführt worden. Gestern nacht, ungefähr um Mitternacht, fiel dann die Außenkamera am Südeingang für eine knappe Minute aus. Wir hatten starken Wind, und der Ausfall wurde dem Wetter zugeschrieben. Diese Kamera hier ist dann auch wieder für etwa achtzig Sekunden ausgefallen, zwischen Mitternacht und ein Uhr. Die genauen Zeiten sind auf den Bändern vermerkt.«
»Ich verstehe.« Andrew steckte die Hände in die Taschen und ballte sie zu Fäusten. »Was ist Ihre Meinung, Mr. Scutter?«
»Ich denke, der Einbrecher ist ein Profi, und er kennt sich mit Sicherheitssystemen und Elektronik aus. Er ist durch den Südeingang gekommen und hat den Alarm und die Kameras umgangen. Er wußte, wonach er suchte, und hat sich nicht lange aufgehalten. Das heißt, er kannte das Museum und die Exponate.«
»Und er tanzt hier herein«, sagte Miranda wütend, »nimmt sich, was er will, und tanzt wieder hinaus – trotz eines komplexen und teuren Sicherheitssystems und einem halben Dutzend bewaffneter Wachleute?«
»Ja, Ma’am.« Scutter preßte die Lippen zusammen. »So könnte man es sagen.«
»Danke. Würden Sie bitte die Polizei in der Halle empfangen?« Sie wartete, bis er gegangen war, dann erlaubte sie sich, ihrer Wut Luft zu machen.
»Dieser verdammte
Weitere Kostenlose Bücher