Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
wie ihre blitzenden Augen kalt wurden. »Geh von mir runter. Geh verdammt noch mal von mir runter.«
»Okay.« Er ließ sie los und richtete sich auf. Sie schlug die Hand, die er ihr entgegenstreckte, beiseite und stand ohne Hilfe auf.
»Wenn du Andrew etwas getan hast...«
»Warum, zum Teufel, sollte ich Andrew etwas tun? Du hast die Skulptur dokumentiert.«
»Und du hast sie gestohlen.« Sie griff nach ihrem Morgenmantel. »Was willst du jetzt machen? Mich erschießen und dann das Haus leerräumen?«
»Ich erschieße niemanden. Ich bin ein Dieb, kein Schwerverbrecher.«
»Dann bist du bemerkenswert dumm. Was glaubst du, werde ich tun, sobald du gegangen bist?« fauchte sie ihn über die Schulter an, während sie in den Morgenmantel schlüpfte. »Ich werde an dieses Telefon gehen, Detective Cook anrufen und ihm sagen, wer ins Institut eingebrochen ist.«
Er hakte die Daumen in die Taschen seiner Jeans. Dieser Morgenmantel, dachte er, ist genauso unattraktiv wie der Pyjama. Es gab eigentlich überhaupt keinen Grund, warum er sich nicht langsam einen Weg durch diesen ganzen Flanell bahnen sollte.
»Wenn du die Polizei rufst, wirst du wie eine Idiotin dastehen. Erst einmal, weil dir niemand glauben würde. Ich bin überhaupt nicht hier, Miranda. Ich bin in New York.« Sein Lächeln war spöttisch und selbstsicher. »Und es gibt zahlreiche Leute, die nur zu gern bereit wären, das zu beschwören.«
»Kriminelle.«
»Du solltest nicht so über meine Familie und meine Freunde reden. Zumal du sie überhaupt noch nicht kennst. Zum zweiten«, fuhr er fort, während sie mit den Zähnen knirschte, »würdest du der Polizei erklären müssen, warum das gestohlene Kunstwerk für eine sechsstellige Summe versichert war, obwohl es nur ein Taschengeld wert ist.«
»Du lügst. Ich habe das Stück selbst überprüft. Es ist aus dem sechzehnten Jahrhundert.«
»Ja, und die Fiesole-Bronze stammt von Michelangelo.« Ryan grinste sie höhnisch an. »Jetzt bist du still, was? Setz dich hin, und ich sage dir, was wir machen werden.«
»Ich will, daß du gehst.« Miranda reckte das Kinn. »Ich möchte, daß du sofort mein Haus verläßt.«
»Oder was?«
Es war ein wilder Impuls, aber zum ersten Mal in ihrem Leben folgte sie ihrem Instinkt. Blitzschnell zog sie die Schublade
auf und griff nach der Pistole. Doch seine Hand schloß sich um ihr Handgelenk, und er fluchte leise, während er ihr die Waffe entwand. Mit der anderen Hand schob er sie aufs Bett zurück.
»Weißt du eigentlich, wie viele Menschen aus Versehen erschossen werden, weil die Leute geladene Waffen im Haus haben?«
Er war stärker, als sie gedacht hatte. Und schneller. »Das hier wäre kein Versehen gewesen.«
»Du hättest dich selbst verletzen können«, murrte er, und holte die Patronen heraus. Dann steckte er sie ein und warf die Pistole zurück in die Schublade. »Und nun...«
Miranda wollte sich aufrichten, aber er drückte ihren Kopf mit der gespreizten Hand zurück.
»Bleib sitzen. Hör mir zu. Das schuldest du mir, Miranda.«
»Ich...« Sie verschluckte sich beinahe. »Ich schulde es dir?«
»Ich hatte einen makellosen Ruf. Immer, wenn ich einen Auftrag übernahm, habe ich den Kunden auch zufriedengestellt. Und dies war mein letzter Auftrag, verdammt noch mal. Ich kann es kaum glauben, daß am Ende ein cleverer Rotschopf meinen Ruf verdirbt! Ich mußte meinem Kunden ein Stück aus meiner privaten Sammlung geben und ihm sein Geld zurückzahlen, nur um unseren Vertrag zu erfüllen.«
»Ruf? Kunde? Vertrag?« Miranda raufte sich die Haare und hätte beinahe laut geschrien. »Du bist ein Dieb, um Himmels willen, kein Kunsthändler!«
»Ich will keine semantische Diskussion mit dir führen«, erwiderte er ruhig und beherrscht. »Ich will die kleine Venus, den Donatello.«
»Wie bitte, was willst du?«
»Die kleine Venus, die mit deinem gefälschten David zusammen ausgestellt war. Ich könnte zwar hingehen und sie mir holen, aber das würde die Lage auch nicht besser machen. Ich möchte, daß du sie mir gibst, und wenn sie authentisch ist, dann ist die Angelegenheit erledigt.«
Entgeistert sah Miranda ihn an. »Du hast den Verstand verloren.«
»Wenn du es nicht tust, sorge ich dafür, daß der David wieder auf den Markt kommt. Sobald die Versicherungsgesellschaft ihn entdeckt und ihn routinemäßig überprüfen läßt, wird deine Inkompetenz aufgedeckt.« Ryan erkannte an ihrem Stirnrunzeln, daß sie seine Gedankengänge sehr wohl
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