Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
nachvollziehen konnte. »Das wäre, neben deinem jüngsten Desaster in Florenz, ein ziemlich unattraktiver Dämpfer für deine Karriere, Dr. Jones. Ich möchte dir diese Peinlichkeit ersparen, obwohl ich keine Ahnung habe, warum eigentlich.«
»Du brauchst mir keinen Gefallen zu tun! Ich lasse mich nicht dazu erpressen, dir den Donatello oder sonst etwas zu geben. Diese Bronze ist keine Fälschung, und du gehst ins Gefängnis.«
»Du kannst einfach keinen Fehler zugeben, stimmt’s?«
Du warst dir so sicher, nicht wahr? Doch anscheinend hast du dich geirrt. Wie willst du das erklären? Ein Schauer lief ihr über den Rücken, aber sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. »Wenn ich einen mache, gebe ich ihn auch zu.«
»So wie in Florenz?« konterte er. »Die Nachrichten über deine Stümperei sind schon in die Kunstwelt durchgesickert. Die Meinungen stehen fünfzig zu fünfzig, ob du die Tests gefälscht hast oder einfach nur inkompetent bist.«
»Es ist mir egal, was die Leute denken.« Ihr Widerspruch klang schwach, und sie rieb sich die Arme, damit ihr warm wurde.
»Wenn ich ein paar Tage früher davon erfahren hätte, wäre ich nicht das Risiko eingegangen, etwas zu stehlen, das du überprüft hast.«
»Ich kann gar keinen Fehler gemacht haben.« Miranda schloß die Augen, weil der Gedanke daran plötzlich noch viel schlimmer war als das Bewußtsein, daß Ryan sie für seinen Diebstahl mißbraucht hatte. »Jedenfalls nicht solch einen Fehler. Das geht gar nicht.«
Er hörte die stille Verzweiflung in ihrer Stimme und steckte die Hände in die Taschen. Sie sah auf einmal so verletzlich aus, und vor allem unendlich erschöpft.
»Jeder macht Fehler, Miranda. Das gehört zum Leben.«
»Nicht bei meiner Arbeit.« Tränen standen ihr in den Augen, als sie ihn anblickte. »Ich mache bei meiner Arbeit normalerweise keine Fehler. Dazu bin ich zu vorsichtig. Ich ziehe keine voreiligen Schlüsse. Ich gehe die ganze Prozedur sorgfältig durch. Ich...« Ihr Stimme drohte zu versagen, und sie preßte die Hand auf die Brust, um die Tränen zu unterdrücken.
»Okay, ist schon gut. Laß uns nicht emotional werden.«
»Ich werde nicht weinen. Ich werde nicht weinen.« Sie wiederholte den Satz immer wieder, wie ein Mantra.
»Gut so, Miranda. Hier geht es ums Geschäft.« Ihre großen blauen Augen waren feucht und glänzend. Und sie lenkten ihn ab. »Wir wollen es auf dieser Ebene lassen, dann sind wir beide glücklicher.«
»Geschäft.« Sie rieb sich mit dem Handrücken über den Mund, erleichtert darüber, daß seine absurde Äußerung die Tränen hatte vergehen lassen. »In Ordnung, Mr. Boldari. Geschäft. Du sagst, die Skulptur sei eine Fälschung. Ich sage, sie ist keine. Du sagst, daß ich es nicht der Polizei erzählen werde. Ich sage, ich tue es doch. Was sagst du dazu?«
Er musterte sie einen Moment lang. Bei seiner Arbeit – in beiden Jobs – mußte er Menschen rasch und genau beurteilen können. Es war leicht zu erkennen, daß diese Frau sich absolut sicher war, was ihre Tests betraf, und daß sie die Polizei rufen würde. Letzteres bereitete ihm nicht allzu viele Probleme, aber es würde einige Unannehmlichkeiten bedeuten.
»Okay, zieh dich an!«
»Warum?«
»Wir fahren ins Labor – du kannst sie noch einmal testen, in meiner Anwesenheit, und so die geschäftliche Grundlage wiederherstellen.«
»Es ist zwei Uhr morgens!«
»Dann werden wir auch nicht unterbrochen. Und wenn du nicht im Pyjama fahren willst, zieh dir jetzt etwas an.«
»Ich kann nichts testen, was ich nicht habe.«
»Dort ist sie.« Ryan wies auf die Ledertasche, die neben der Tür stand. »Ich habe die Skulptur mitgebracht, weil ich sie dir am liebsten in den Hals gesteckt hätte. Aber meine Vernunft
hat natürlich gesiegt. Zieh dich warm an«, riet er ihr und setzte sich gemütlich in ihren Sessel, »es ist wieder kälter geworden.«
»Ich nehme dich nicht mit ins Institut.«
»Du bist doch eine logisch denkende Frau, also ... Die Skulptur und dein Ruf liegen in meiner Hand. Du willst eine Chance, erstere zurückzubekommen und zweiteren zu retten. Ich gebe sie dir.« Er wartete einen Moment lang, bis der Satz bei ihr angekommen war. »Ich gebe dir genügend Zeit, sie zu testen, bleibe aber bei dir, bis du fertig bist. Das ist der Deal, Dr. Jones. Sei klug. Ergreife die Chance.«
Sie wollte es schließlich wissen, oder nicht? Um sicher zu sein. Und sobald sie sicher war, würde sie ihn der Polizei übergeben, noch
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