Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Seine Handschuhe ließ er jedoch an, als er die Skulptur aus der Tasche holte und sie ihr gab. »Ich verstehe etwas von Echtheitsüberprüfungen, Dr. Jones, und ich werde dich sehr genau beobachten.«
Doch genau das, sagte er zu sich, ist eines der größten Risiken meiner langen Karriere. Daß er mit ihr hierhergekommen war. Den wahren Grund dafür wußte er selbst nicht. Na ja, warum er zurückgekommen war, wußte er schon. Er sah zu, wie sie eine Brille aus einer Schublade nahm und sie aufsetzte.
Die sexy Schulmeisterin. Doch er verdrängte den Gedanken und ließ sich bequem nieder, während sie mit der Bronze zu einem Arbeitstisch ging, um eine Probe zu nehmen.
Sein Ruf und sein Stolz – was ein und dasselbe war – standen auf dem Spiel.
Und doch wäre er besser seiner ursprünglichen Absicht gefolgt, hätte Miranda damit konfrontiert, hätte sie bedroht und gezwungen, seine Verluste zu ersetzen, und wäre dann gegangen.
Er hatte jedoch der Versuchung nicht widerstehen können, sie zu überlisten. Insgeheim zweifelte er nicht daran, daß sie die Tests zu ihren Gunsten auslegen würde, daß sie versuchen würde, ihn davon zu überzeugen, daß die Skulptur echt war. Und dafür würde sie bezahlen.
Der Cellini war eine faire Bezahlung für seine Geduld. Das Institut würde der Galerie Boldari ein großzügiges Geschenk machen, beschloß er und steckte die Hände in die Taschen, während er ihr zusah.
Es würde sie umbringen.
Miranda hatte die Stirn gerunzelt und sah vom Mikroskop auf. In ihrem Magen war ein Knoten, der nichts mehr mit Wut oder irritierter Erregung zu tun hatte. Aber sie sagte kein Wort, sondern machte sich mit ruhiger Hand Notizen.
Sie nahm eine weitere Probe von der Bronze, dieses Mal Patina und Metall zusammen, legte sie auf ein Glasplättchen und studierte sie unter dem Mikroskop. Dann stellte sie die Bronze auf eine Waage und machte sich weitere Notizen. Ihr Gesicht war blaß und gefaßt.
»Ich muß den Korrosionslevel testen und eine Röntgenaufnahme machen.«
»Gut. Gehen wir.« Er durchquerte mit ihr das Labor, wobei er sich ausmalte, wie er den Cellini ausstellen würde. Die kleine Bronzevenus, die sie ihm würde geben müssen, war für
seine eigene Sammlung gedacht, aber der Cellini war für die Galerie, für die Öffentlichkeit bestimmt, und würde sein Prestige beträchtlich aufwerten.
Ryan zog eine schlanke Zigarre aus seiner Tasche und suchte nach Streichhölzern.
»Hier wird nicht geraucht«, fuhr Miranda ihn an.
Er steckte sie einfach in den Mund und zündete sie an. »Ruf doch die Polizei«, schlug er vor. »Was hältst du von einem Kaffee?«
»Laß mich in Ruhe und halt die Klappe.«
Der Knoten in ihrem Magen wurde härter und breitete sich immer mehr aus. Sie führte den Test vorschriftsmäßig durch, aber sie wußte das Ergebnis eigentlich schon.
Sie erhitzte den Ton, wartete und betete, daß die Kristalle endlich aufblitzten. Schließlich biß sie sich auf die Lippen, um ein Keuchen zu unterdrücken. Diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben.
Aber als sie die Röntgenaufnahme hochhielt und ihren Verdacht bestätigt sah, waren ihre Finger eiskalt.
»Nun?« Ryan zog eine Augenbraue hoch und wartete auf ihre Erklärung.
»Die Skulptur ist eine Fälschung.« Ihre Beine gaben nach, und sie mußte sich auf einen Hocker setzen. Deshalb fiel ihr das überraschte Aufleuchten in seinen Augen nicht auf. »Die Formel ist, soweit ich das anhand dieser Voruntersuchungen feststellen kann, korrekt. Die Patina wurde jedoch erst kürzlich aufgetragen, und die Korrosionslevel stimmen nicht mit einer Bronze aus dem sechzehnten Jahrhundert überein. Auch die benutzten Werkzeuge sind nicht authentisch. Es ist gut gemacht«, fuhr sie fort, wobei sie sich unbewußt die Hand auf ihren schmerzenden Magen preßte, »aber es ist eine Fälschung.«
»Nun, Dr. Jones«, murmelte Ryan, »du überraschst mich.«
»Das ist nicht die Skulptur, die ich vor drei Jahren überprüft habe.«
Er steckte die Daumen in seine Hosentaschen und wippte auf den Absätzen. »Du hast dich geirrt, Miranda. Du mußt dich der Tatsache stellen.«
»Es ist nicht dieselbe Skulptur«, wiederholte sie und stand auf. »Ich weiß nicht, was du beweisen wolltest, indem du mir diese Fälschung gebracht und diese lächerliche Scharade veranstaltet hast.«
»Das ist die Bronze, die ich in der Südgalerie gestohlen habe«, erwiderte er, »und zwar auf deine Echtheitsüberprüfung hin, Doktor. Laß uns also mit
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