Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
dem Quatsch aufhören und unseren Handel beenden.«
»Ich handle nicht mit dir.« Sie ergriff die Skulptur und reichte sie ihm. »Glaubst du, du kannst einfach in mein Haus eindringen, mir diese offensichtliche Fälschung als mein Eigentum andrehen, und ich gebe dir etwas anderes dafür? Du bist ein Irrer!«
»Ich habe diese Skulptur in gutem Glauben gestohlen.«
»Oh, um Gottes willen – ich rufe jetzt den Wachdienst.«
Er packte sie am Arm und drückte sie hart gegen den Tresen. »Hör mal, Schätzchen, ich habe dieses kleine Spiel wider besseres Wissen geduldet. Jetzt ist es vorbei. Vielleicht hast du tatsächlich nicht versucht, mich hereinzulegen. Vielleicht war es ein echter Fehler, aber ...«
»Ich habe keinen Fehler gemacht. Ich mache nie Fehler.«
»Fällt dir bei dem Wort Fiesole etwas ein?«
Die ärgerliche Röte wich aus ihren Wangen. Ihr Blick wurde unsicher und glasig. Einen Moment lang dachte er, sie würde ohnmächtig. Er hatte sie wohl unterschätzt.
»Ich habe keinen Fehler gemacht«, wiederholte sie mit zitternder Stimme. »Ich kann es beweisen. Es existieren schließlich die Aufzeichnungen, meine Notizen, die Röntgenaufnahmen und die Ergebnisse der Tests an der echten Skulptur.«
Ihre offensichtliche Verletztheit bewirkte, daß Ryan sie losließ. Kopfschüttelnd folgte er ihr in einen Raum voller Aktenschränke.
»Das Gewicht war falsch«, sagte sie, während sie eine Schublade aufschloß. »Die Proben stimmten auch nicht überein, aber daß das Gewicht falsch war, wußte ich bereits in dem Moment, als ich sie in die Hand nahm. Sie war zu schwer, aber ... Wo, zum Teufel, ist der Aktenordner?«
»Miranda ...«
»Sie war zu schwer, eine Spur zu schwer, und auch die Patina, sie ist zwar ähnlich, aber nicht richtig. Sie ist einfach nicht richtig. Und selbst wenn man das übersieht – bei den Korrosionslevels kann man sich nicht irren. Da kann man sich einfach nicht irren.«
Vor sich hinstammelnd schob sie die Schublade wieder zu, schloß eine andere auf und dann noch eine.
»Sie sind nicht da. Die Akten sind nicht da. Sie sind weg.« Mühsam um Beherrschung ringend schloß sie die letzte Schublade. »Die Bilder, die Notizen, die Berichte, alles über die Davidskulptur ist weg! Du hast es genommen.«
»Zu welchem Zweck?« fragte er – mit bewundernswerter Geduld, wie er fand. »Sieh mal, wenn ich doch hier eindringen und eine Fälschung mitnehmen kann, hätte ich genausogut alles mögliche andere nehmen können. Was hätte ich davon gehabt, ausgerechnet die Unterlagen mitzunehmen, Miranda?«
»Ich muß nachdenken. Sei still. Ich muß nachdenken.« Sie preßte die Hände vor den Mund und ging unruhig auf und ab. Logisch, denk logisch, befahl sie sich. Betrachte die Fakten.
Er hatte die Skulptur gestohlen, und sie war eine Fälschung. Warum hatte er eine Fälschung gestohlen und sie dann zurückgebracht? Das ergab keinen Sinn. Wenn sie echt gewesen wäre, wäre er nie im Leben zurückgekehrt. Also war die Geschichte, die er ihr erzählt hatte, wahr – so absurd sie auch klingen mochte.
Sie hatte die Skulptur getestet und war zu den gleichen Ergebnissen gekommen wie er.
Hatte sie einen Fehler gemacht? O Gott, hatte sie etwa vorher einen Fehler gemacht?
Nein. Sei logisch, sei nicht so emotional, ermahnte sie sich. Miranda zwang sich, ganz still stehenzubleiben.
Wenn man die Gesetze der Logik richtig anwendete, war es erstaunlich einfach.
»Jemand hat dich reingelegt«, sagte sie ruhig. »Jemand hat dich reingelegt und die echte Skulptur durch eine Fälschung ersetzt.«
Sie wandte sich zu ihm um und sah an dem Ausdruck auf seinem Gesicht, daß er wohl zum gleichen Ergebnis gekommen war.
»Nun, Dr. Jones, es sieht so aus, als ob wir beide einen Tritt bekommen hätten.« Ryan musterte sie. »Und was machen wir jetzt?«
12
Miranda beschloß zu akzeptieren, daß dies offenbar ein Tag war, an dem lauter ungewöhnliche Dinge geschahen. Um sechs Uhr morgens saßen sie in einer Raststätte an der Route 1.
Die Kellnerin brachte ihnen eine Kanne Kaffee, zwei große braune Becher und die in Plastik eingeschweißten Speisekarten.
»Was machen wir hier eigentlich?«
Ryan schenkte ihnen ein, schnüffelte an seinem Becher, nahm einen Schluck und seufzte. »Endlich Kaffee!«
»Boldari, was tun wir hier?«
»Wir frühstücken.« Er lehnte sich zurück und studierte die Karte.
Miranda holte tief Luft. »Es ist sechs Uhr morgens. Ich habe eine harte Nacht hinter mir, und ich bin
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