Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Macht die Faust in den Bauch, und er keuchte auf.
»Ich habe dir gesagt, du sollst die Finger von mir lassen.«
»Das hast du in der Tat gesagt.« Ryan nickte langsam und rieb sich den Bauch. Ein bißchen tiefer, dachte er, und es hätte verdammt weh getan. »Du hast einen festen Schlag, Dr. Jenes.«
»Du kannst dankbar sein, daß ich mich zurückgehalten habe, Boldari.« Das war zugegebenermaßen übertrieben. »Sonst lägst du jetzt auf Händen und Knien und würdest nach Luft schnappen. Ich denke, wir verstehen einander.«
»Vollkommen. Ruf jetzt an, Miranda. Und laß uns mit der Arbeit anfangen.«
Sie tat, was er sagte, weil er recht hatte. Einmal mußte sie anfangen.
Um halb zehn saß sie in ihrem Arbeitszimmer und rief Daten auf dem Computer ab.
Das Zimmer war genauso praktisch eingerichtet wie ihr Büro im Institut, nur auch ein wenig gemütlicher. Ryan hatte hier ebenfalls Feuer gemacht, obwohl sie es nicht so kalt fand, daß sie sich danach sehnte. Der Kachelofen knisterte, und durch die zurückgezogenen Vorhänge schien die Spätwintersonne.
Sie saßen nebeneinander am Schreibtisch und gingen die Namen durch.
»Es sieht so aus, als hätte es vor achtzehn Monaten eine ungewöhnlich hohe Fluktuation gegeben«, sagte Ryan.
»Stimmt. Meine Mutter hat ihr Labor in Florenz neu strukturiert. Ein paar Angestellte sind dorthin gegangen oder von da ins Institut gekommen.«
»Es überrascht mich, daß du die Gelegenheit nicht auch ergriffen hast.«
»Welche Gelegenheit?«
»Nach Florenz zu gehen.«
Miranda schaltete den Drucker ein. Wenn sie eine Kopie in
Händen hatte, brauchte sie nicht so dicht neben ihm zu sitzen. »Die Möglichkeit hatte ich gar nicht. Andrew und ich leiten das Institut. Meine Mutter leitet Standjo.«
»Ich verstehe.« Ryan zögerte kurz. »Probleme zwischen dir und Mama?«
»Meine familiären Beziehungen gehen dich nichts an.«
»Mehr als Probleme, würde ich sagen. Was ist mit deinem Vater?«
»Wie bitte?«
»Bist du Daddys kleines Mädchen?«
Miranda mußte lachen. Dann stand sie auf, um den Ausdruck aus dem Drucker zu holen. »Ich war niemals jemandes kleines Mädchen.«
»Schade«, erwiderte er aufrichtig.
»Es geht hier nicht um meine Familie.« Sie setzte sich wieder und versuchte, sich auf die Namen zu konzentrieren, die vor ihren übermüdeten Augen verschwammen.
»Möglicherweise doch. Ihr habt ein Familienunternehmen. Vielleicht wollte sich jemand an eurer Familie rächen, indem er die Skulptur gefälscht hat.«
»Jetzt kommt der Italiener in dir durch«, erwiderte sie trocken.
Ryan lächelte. »Iren sind genauso interessiert an Rache, Liebling. Erzähl mir was über die Leute auf der Liste.«
»John Carter. Laborleiter. Hat an der Duke promoviert. Er arbeitet seit sechzehn Jahren am Institut. Sein Spezialgebiet ist orientalische Kunst.«
»Nein, ich will es persönlicher. Ist er verheiratet? Bezahlt er Alimente? Spielt er? Trinkt er? Was ißt er zu Mittag? Zieht er am Wochenende Frauenkleider an?«
»Sei nicht albern.« Miranda versuchte, sich aufrecht hinzusetzen, gab es aber dann auf und zog die Beine unter sich. »Er ist verheiratet, nicht geschieden. Zwei Kinder. Ich glaube, der älteste hat gerade mit dem College angefangen.«
»Es kostet viel Geld, Kinder großzuziehen und sie aufs College zu schicken.« Ryan überflog die Liste und sah sich das Jahreseinkommen an. »Er verdient ganz ordentlich, aber ganz ordentlich ist oft nicht genug.«
»Seine Frau ist Anwältin und verdient wahrscheinlich mehr als er. Geld ist kein Problem für sie.«
»Geld ist immer ein Problem. Was für ein Auto fährt er?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Wie zieht er sich an?«
Miranda seufzte, verstand aber, worauf er hinauswollte. »Alte Jacketts und alberne Krawatten«, begann sie. Sie schloß die Augen und versuchte, sich ihren Laborleiter vorzustellen. »Nichts Auffälliges – allerdings hat ihm seine Frau zum zwanzigsten Hochzeitstag eine Rolex geschenkt.« Sie unterdrückte ein Gähnen und kuschelte sich noch ein wenig mehr zusammen. »Er trägt jeden Tag die gleichen Schuhe. Hush Puppies. Wenn sie ihm von den Füßen fallen, kauft er sich das gleiche Paar wieder.«
»Schlaf ein bißchen, Miranda.«
»Es geht schon. Wer ist der nächste?« Angestrengt blickte sie auf die Liste. »Oh, Elise. Die Exfrau meines Bruders.«
»Häßliche Scheidung?«
»Scheidungen sind nie angenehm, aber Elise ist recht sanft mit Andrew umgesprungen. Sie war hier Johns Assistentin
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