Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
vermeiden war.
Zufrieden, ihr Bestes getan zu haben, steckte sie ihre Puderdose mit dem Spiegel wieder in die Handtasche und fuhr mit
der Hand über den französischen Knoten, der sie entschieden zuviel Zeit und Probleme gekostet hatte. Die Türen des Aufzugs öffneten sich gerade, als sie ein paar Nadeln, die sich gelöst hatten, wieder an Ort und Stelle schob.
Sie betrat die ruhige, elegante Lobby dessen, was sie immer als das innere Heiligtum bezeichnete. Der perlgraue Teppichboden, die elfenbeinfarbenen Wände und die strengen antiken Stühle paßten zu ihrer Mutter, fand sie. Hübsch, geschmackvoll und distanziert. Auch die schmale Konsole, an der die Empfangsdame mit ihrem hochmodernen Computer- und Telefonsystem arbeitete, war ganz Elizabeth. Effizient, nüchtern im Top-Design.
»Buon giorno.« Miranda trat an die Rezeption und trug ihr Anliegen kurz und in fehlerfreiem Italienisch vor. »Sono la Dottoressa jones. Ho un appuntamento con la Signora Standford-Jones.«
»Si, Dottoressa. Un momento.«
Im Geiste trat Miranda von einem Fuß auf den anderen, zupfte an ihrem Jackett und ließ die Schultern kreisen. Manchmal half es ihr, ihren Körper ruhig zu halten, wenn sie sich einfach vorstellte, wie sie zuckte und sich bewegte. Sie beendete gerade einen imaginären Schrittwechsel, als die Dame vom Empfang ihr lächelnd zu verstehen gab, sie könne eintreten.
Miranda trat durch die doppelten Glastüren zu ihrer Linken und ging den kühlen, weißen Flur entlang, der zum Büro der Signora Direttrice führte.
Sie klopfte an. Elizabeth erwartete von jedem, daß er anklopfte. Sofort ertönte ein »Entri«.
Elizabeth saß an ihrem Schreibtisch, einem eleganten Hepplewhite aus Satinholz, der perfekt zu ihrem Aussehen paßte. Das Fenster hinter ihr bot einen atemberaubenden Ausblick auf Florenz in all seiner sonnenbeschienenen Pracht.
Die Frauen blickten einander mit kurzer Anerkennung an.
Elizabeth ergriff als erste das Wort. »Wie war dein Flug?«
»Ohne besondere Vorkommnisse.«
»Schön.«
»Du siehst gut aus.«
»Ich fühle mich auch ganz gut. Und wie geht es dir?«
»Gut.« Miranda stellte sich vor, daß sie einen wilden Steptanz durch das perfekt eingerichtete Büro hinlegte – und stand aufrecht wie ein Kadett bei der Inspektion.
»Möchtest du einen Kaffee oder etwas Kaltes zu trinken?«
»Nein, danke.« Miranda zog eine Augenbraue hoch. »Du hast dich noch nicht nach Andrew erkundigt.«
Elizabeth bedeutete ihr, sich zu setzen. »Wie geht es deinem Bruder?«
Schlecht, dachte Miranda. Er trinkt zuviel. Er ist ärgerlich, depressiv, verbittert. »Es geht ihm gut. Er läßt dich grüßen.« Sie log, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich nehme an, du hast Elise gesagt, daß ich komme.«
»Natürlich.« Weil Miranda stehen geblieben war, erhob sich Elizabeth ebenfalls. »Alle Abteilungsleiter und Mitarbeiter, die es angeht, wissen, daß du eine Zeitlang hier arbeiten wirst. Die Fiesole-Bronze hat absolute Priorität. Natürlich stehen dir alle Labors und die gesamte Ausrüstung zur Verfügung, ebenso wie die Mitarbeiter und die Hilfe aller Teammitglieder, die du dabeihaben möchtest.«
»Ich habe gestern mit John gesprochen. Du hast noch nicht mit den Tests angefangen.«
»Nein. Diese Verzögerung hat uns Zeit gekostet, und ich erwarte von dir, daß du sofort mit der Arbeit beginnst.«
»Deshalb bin ich hier.«
Elizabeth senkte den Kopf. »Was ist mit deinem Bein? Du humpelst ein bißchen.«
»Du weißt doch, daß ich überfallen worden bin.«
»Du hast gesagt, daß du ausgeraubt worden bist, aber nicht, daß du auch verletzt wurdest.«
»Du hast nicht danach gefragt.«
Elizabeth gab einen Laut von sich, den jeder außer Miranda als Seufzer interpretiert hätte. »Du hättest ja sagen können, daß du bei dem Zwischenfall verletzt worden bist.«
»Hätte ich, habe ich aber nicht. Am wichtigsten war schließlich der Verlust meiner Ausweispapiere und die Verzögerung, die dadurch entstanden ist.« Sie neigte genau wie Elizabeth, den Kopf. »Das hast du mir immerhin unmißverständlich klargemacht.«
»Ich nehme an...« Elizabeth brach ab und machte eine Geste, die entweder Verärgerung oder Niederlage bedeuten konnte. »Warum setzt du dich nicht? Ich möchte dir ein paar Hintergrundinformationen geben.«
Schon kamen sie zum Geschäft. Miranda hatte es nicht anders erwartet. Sie setzte sich und schlug die Beine übereinander.
»Der Mann, der die Bronze entdeckt hat...«
»Der
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