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Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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perfekt passen. »Ryan, glaubst du, es gelingt dir wirklich?«
    Er zwinkerte ihr über die Schulter zu. »Beobachte mich einfach.«
    Er wußte sofort, daß sie seine Sachen durchwühlt hatte. Sie war zwar ordentlich vorgegangen, aber nicht ordentlich genug. Natürlich hatte sie die kleinen Hinweise nicht bemerkt, die er überall angebracht hatte – das einzelne Haar über dem Griff seines zweitürigen Schranks, das winzige Stückchen unsichtbares Klebeband über seiner Kommode. Es war eine alte Gewohnheit, die er nicht ablegen konnte.
    Ryan schüttelte den Kopf. Sie hätte sowieso nichts gefunden, was er ihr nicht freiwillig gezeigt hätte.
    Er öffnete seinen Schrank, drückte auf einen verborgenen Mechanismus unter der Leiste und betrat sein privates Zimmer. Er brauchte nicht viel Zeit, um auszusuchen, was er mitnehmen wollte. Das hatte er sich schon zurechtgelegt. Er benötigte seine Dietriche und die handliche Elektronik seines Gewerbes. Das dünne Seil und die chirurgischen Handschuhe.
    Klebstoff, Haarfärbemittel, ein paar Narben, zwei Brillen. Er bezweifelte zwar, daß er sich für den Job würde verkleiden müssen, und wenn alles planmäßig ablief, würde er auch nur die grundlegendsten Werkzeuge brauchen, aber er wollte trotzdem auf alles vorbereitet sein.
    All diese Dinge verpackte er sorgfältig im doppelten Boden seines Koffers. Obenauf legte er die Dinge, die ein Mann für einen Italienurlaub zu zweit benötigte. Am Ende hatte er den Koffer und eine Reisetasche damit gefüllt.
    In seinem Arbeitszimmer präparierte er seinen Laptop, suchte die notwendigen CD-Roms aus. Im Geiste hakte er beim Packen alles ab und fügte noch ein paar Dinge hinzu, die er besorgt hatte.
    Zufrieden schloß er schließlich seinen Paß in dem Safe hinter der kompletten Werkausgabe von Edgar Allan Poe ein – der Vater des Krimis der verschlossenen Tür – und nahm aus einem Impuls heraus den schlichten Goldring an sich, den er dort aufbewahrte.
    Es war der Ehering seines Großvaters gewesen. Bei der Beerdigung vor vielen Jahren hatte seine Mutter ihn Ryan gegeben. Obwohl er schon bei früheren Gelegenheiten zur Tarnung einen Ehering tragen mußte, hatte er diesen noch nie benutzt.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, warum es dieses Mal gerade dieser Ring sein mußte, streifte er ihn über seinen Ringfinger, verschloß den Safe und widmete sich wieder seinem Koffer.
    Als er sein Gepäck gerade die Treppe hinuntertrug, summte die Gegensprechanlage und kündigte den Wagen an. Miranda hatte ihre Sachen bereits nach unten gebracht. Ihre Koffer, ihr Laptop und ihre Aktentasche standen im Wohnraum. Ryan zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich mag Frauen, die pünktlich fertig sind. Alles okay?«
    Sie holte tief Luft. Jetzt geht es los, dachte sie. »Laß uns fahren. Ich komme nicht gern in letzter Minute zum Flughafen.«
    Er lächelte sie an. »So liebe ich es«, sagte er und beugte sich vor, um einen ihrer Koffer zu nehmen.
    »Ich kann meine Sachen selbst tragen.« Sie schob seine Hand weg und ergriff ihre Koffer.
    Achselzuckend trat er beiseite und wartete, bis sie sich bepackt hatte. »Nach dir, Dr. Jones.«
     
    Es überraschte Miranda nicht, daß er trotz der kurzen Zeit zwei Plätze in der Ersten Klasse hatte buchen können. Weil sie jedesmal zusammenzuckte, wenn die Stewardeß sie mit Mrs. O’Connell anredete, vergrub sie sich kurz nach dem Start in ein Buch von Kafka, das sie mitgenommen hatte.
    Ryan amüsierte sich einige Zeitlang mit dem neuesten Krimi von Lawrence Block. Dann trank er Champagner und sah sich in seinem Sitzfernseher einen Film mit Arnold Schwarzenegger an. Miranda trank Mineralwasser und versuchte später, sich auf eine Naturdokumentation zu konzentrieren.
    Auf halbem Weg über dem Atlantik machte sich bemerkbar, daß sie in der Nacht zuvor nur unruhig geschlafen hatte. Sie tat ihr Bestes, um ihren Sitznachbarn zu ignorieren, ließ die Rückenlehne ihres Sitzes herunter, streckte sich aus und schlief ein.
    Sie träumte von Maine, von den Klippen, gegen die das Meer donnerte, und von einem dicken, grauen Nebel, der alles einhüllte. Das Licht flackerte nur schwach, dabei brauchte sie es, um den Weg zum Leuchtturm zu finden.
    Sie war allein, völlig allein.
    Und sie hatte Angst. Schreckliche Angst.
    Sie stolperte und fiel und unterdrückte sogar das laute Keuchen ihres Atems. Das sanfte und gleichzeitig bedrohliche Lachen einer Frau ängstigte sie so sehr, daß sie blindlings weiterrannte.
    Und plötzlich stand

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