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Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verheiratet.«
    Sie ist unerfahren, dachte er bei sich. Er mußte geduldig sein. »Miranda, wir reisen zusammen. Wir teilen uns eine Hotelsuite. Bei einem verheirateten Paar schöpft niemand Verdacht oder stellt Fragen. Das macht alles einfacher. In den nächsten Tagen bin ich Kevin O’Connell, dein ergebener Ehemann. Ich bin Stockbroker, du bist in der Werbung tätig. Wir sind seit fünf Jahren verheiratet, wohnen an der Upper West Side und überlegen uns, ob wir eine Familie gründen sollen.«
    »Dann sind wir also Yuppies.«
    »Diesen Ausdruck verwendet niemand mehr, aber im Grunde genommen sind wir es, ja. Ich habe dir ein paar Kreditkarten besorgt.«
    Sie blickte auf den Tisch. »Wie bist du daran gekommen?«
    »Kontakte«, erwiderte er leichthin.
    Sie stellte sich vor, wie Ryan in einem dunklen, stickigen Zimmer mit einem fetten Mann mit einer Schlangentätowierung und schlechtem Atem verhandelte, der gefälschte Pässe und Waffen ohne Waffenschein verkaufte.
    Natürlich ahnte sie nichts von dem Stadthaus in La Rochelle, wo Ryans Buchhaltervetter – zweiten Grades – in seinem Keller Dokumente herstellte.
    »Es ist illegal, mit einem falschen Paß ins Ausland zu reisen.«
    Er starrte sie fassungslos an, dann brach er in lautes Gelächter aus. »Du bist wundervoll! Ernsthaft. Jetzt brauche ich noch eine detaillierte Beschreibung der Bronze. Ich muß sie rasch erkennen können.«
    Miranda musterte ihn und fragte sich, wie es wohl jemand mit einem Mann aushielt, der so schnell von Heiterkeit zu kühler Geschäftsmäßigkeit wechseln konnte. »Vierundneunzig Zentimeter hoch, vierundzwanzig Komma achtundsechzig Kilogramm schwer, eine nackte Frau mit jener blaugrünen Patina, die typisch ist für eine Bronze, die mehr als fünfhundert Jahre alt sein soll.«
    Während sie sprach, sah sie die Skulptur vor sich. »Sie steht mit erhobenen Armen auf den Zehenspitzen – es wäre einfacher, wenn ich sie dir aufzeichnen würde.«
    »Großartig.« Ryan trat zu einer Anrichte und holte Block und Bleistift aus einer Schublade. »So präzise, wie du kannst. Ich hasse es, Fehler zu machen.«
    Miranda setzte sich und zeichnete mit einer Geschwindigkeit und einem Können, das ihn sprachlos machte, die Skulptur auf das Papier. Das Gesicht, das schlaue, sinnliche Lächeln, das Suchende, die hoch erhobenen gespreizten Finger, der fließende Bogen des Körpers.
    »Großartig. Absolut großartig«, murmelte er, über Mirandas Schulter gebeugt. Die Kraft, die das Bild ausstrahlte, faszinierte ihn. »Du bist gut. Malst du?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es nicht tue.« Krampfhaft bemühte sie sich, nicht seine Schulter zu berühren. Seine Wange lag fast an ihrer, als sie die letzten Einzelheiten einzeichnete.
    »Du hast echtes Talent. Warum verschwendest du es?«
    »Das tue ich gar nicht. Eine gute Skizze kann mir bei meiner Arbeit sehr nützlich sein.«
    Miranda legte den Stift weg und stand auf. »Die Zeichnung ist genau. Wenn du das Glück haben solltest, über die Bronze zu stolpern, wirst du sie wiedererkennen.«
    »Das hat wenig mit Glück zu tun.« Er berührte kurz ihre Wange. »Du siehst ihr ein wenig ähnlich – die Gesichtsform, die starke Knochenstruktur. Es wäre interessant, dich mit diesem schlauen, selbstbewußten Lächeln zu sehen. Du lächelst nicht sehr oft, Miranda.«
    »Es gab in der letzten Zeit nicht viel Grund zum Lächeln.«
    »Ich glaube, das können wir ändern. In ungefähr einer Stunde kommt der Wagen – Abby. Gewöhn dich an deinen neuen Namen. Und wenn du dir nicht merken kannst, daß du mich Kevin nennen sollst...«, er zwinkerte ihr zu, »dann nenn mich einfach Liebling.«
    »Das werde ich bestimmt nicht tun.«
    »Oh, noch etwas.« Er zog eine kleine Schmuckschachtel aus seiner Tasche. Als er sie öffnete, mußte Miranda beim Funkeln der Diamanten blinzeln. »Kraft meines Amtes, und so weiter«, sagte er und steckte ihr den Ring an den Finger.
    »Nein!«
    »Sei nicht albern. Das ist Schaufensterschmuck.«
    Sie konnte nicht verhindern, daß sie auf ihren Finger starrte. Der Ehering hatte einen Besatz aus vier eckig geschliffenen Diamanten, die wie Eis glitzerten. »Aus irgendeinem Schaufenster. Wahrscheinlich gestohlen.«
    »Du verletzt mich. Ein Freund von mir leitet einen Laden im Diamantendistrikt. Ich hab’ ihn zum Einkaufspreis bekommen. Ich muß jetzt packen.«
    Er ging zur Treppe, und Miranda betrachtete besorgt den Ring. Es war absurd, aber sie wünschte, er würde nicht so

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