Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
uns eindeutig klar, dass der Garten
seine
Domäne war, weder Alec noch ich hatten noch etwas mitzureden, obwohl Alec die Rechnungen zahlte. Wir durften allenfalls Wünsche anmelden.
Alec war allerdings boshaft genug, ihn gelegentlich damit zu necken, dass er so tat, als wollte er sich in die Gartengestaltung einmischen. Robert geriet dann jedes Mal in einen qualvollen Zwiespalt. Einerseits sagte ihm sein Verstand, dass er von seinem eigenen Geld nicht einmal ein Dutzend Blumenzwiebeln hätte bezahlen können und Dr. Marhold immerhin der offizielle Besitzer von Haus und Garten war, während er selbst nur den Rang eines geduldeten Untermieters und unbezahlten Gärtners einnahm. Andererseits rebellierte alles in ihm dagegen, dass sich ein anderer Mann in seinem Revier breit machte, und er ließ den Herausforderer seinen Groll fühlen. Sooft sie einander ins Gehege kamen, schlug er auf irgendeine versteckte, aber meist sehr wirksame Weise zurück.
Seinen kühnsten Vorstoß wagte er, als er an einem einzigen Tag ein Schweinegeld im Blumenmarkt ausgab, ohne Alec vorher zu fragen. (Im Blumenmarkt kannten sie uns bereits gut, und wenn Robert einkaufte, ließ er alles auf Alecs Kreditkarte schreiben). Für ihn, der mit Geld sehr sorgsam umging, musste das eine Provokation auf Leben und Tod gewesen sein. Nur ging der Angriff völlig ins Leere, weil Alec, genau wie ich, wenig Sinn für Geld hatte. Seine Devise, wie die meine, hieß: Viel verdienen und dann hinauswerfen wie ein betrunkener Seemann. Er nickte nur und unterschrieb geistesabwesend die Rechnung, als Robert ihm, heiser vor Anspannung, mitteilte, dass es diesmal ein bisschen mehr geworden sei.
Ich merkte allerdings, dass die Gartenfehde früher oder später böses Blut schaffen würde. Robert fand Alecs spielerische Übergriffe nicht spaßig, er wurde ernsthaft wütend. Wenn Alec nur an einem Rosenbusch zupfte, versetzte ihn das so sehr in Zorn und Aufregung, dass ich meinen Gefährten bat, ihn nicht mehr auf diese Weise zu quälen.
„Alec“, versuchte ich ihm zu erklären, „wenn du an seine Pflanzen gehst, dann ist das für ihn, als würdest du seine Frau begrapschen oder dich in seinem Büro an den Schreibtisch setzen. Es ist für ihn kein Spaß. Er wird wirklich zornig.“
„Ich weiß“, gestand Alec. „Aber ich muss immer drüber lachen, wie wütend er mich anfunkelt, wenn ich nur einen Löwenzahn ausrupfen will.“
„Du solltest niemals einen Mann zum Zorn reizen, es sei denn, er wäre stärker als du.“
Ich merkte sofort, dass das die richtige Argumentation war. Mein Gefährte sah betroffen aus. Er war ein sehr fairer Mann, und nichts lag ihm ferner, als Roberts untergeordnete soziale Rolle dafür auszunützen, dass er ihn ärgerte. Er hatte einfach seinen Spaß an dem jähzornigen und herrschsüchtigen Temperament des Mannes gehabt. Gerade deshalb, weil er ihn als Gleichgestellten achtete, war er nicht auf den Gedanken gekommen, dass unser Freund sich nach allem, was ihm widerfahren war, in seiner Rolle als Mann sehr unsicher fühlte und jede harmlose Neckerei als ernsthaften Angriff betrachtete.
„Mylord, versteh ihn doch!“, beschwor ich ihn. „Nach langer Zeit besitzt er wieder etwas, was allein ihm gehört. Es ist ihm wichtig, dass er etwas hat, was er vollkommen beherrscht, auch, wenn es nur Pflanzen sind. In dieser Hinsicht hat der Leopard seine Flecken nicht verloren. Du darfst seine Grenzen nicht übertreten.“
Nachdem ich Alec das klar gemacht hatte, hörte er – wofür ich ihm sehr dankbar war – auf, Robert herauszufordern. Er legte ihm gegenüber, was den Garten betraf, von da an sogar ein leicht unterwürfiges Verhalten an den Tag, indem er wiederholt darauf hinwies, dass er (was auch durchaus der Wahrheit entsprach) von Pflanzen nichts verstand und die ganze Angelegenheit in kompetentere Hände legte.
Robert blühte auf, als er sein Revier nicht mehr gefährdet sah. Ich hatte ihn richtig eingeschätzt: Die Tatsache, dass er sich wieder als Herr über einen eigenen Lebensbereich fühlte, wirkte sich ebenso unmittelbar auf seine Sinnlichkeit aus wie die reichliche sexuelle Erfüllung, die ihm zuteilwurde. Er wurde viel zugänglicher, viel lockerer. Seine übersteigerte Furcht vor anderen Männern ließ ein wenig nach, wenigstens so weit, dass er Terry als den harmlosen Jungen behandelte, der er war.
Wie hieß es doch? Jeder Mann sollte in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Buch schreiben und ein Kind zeugen. Buch würde
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