Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
neigen.“
„Naja, das stimmt doch auch. Alec, wollen wir heute Abend noch etwas unternehmen? Eine feine Flasche Wein, eine Linie Kokain und ein bisschen Liebe?“
Er beugte sich zu mir, bis wir einander nahe genug waren, dass ich ihm einen zarten Kuss geben konnte. Seine Finger, die die meinen umschlossen, waren warm und glatt. Ich spürte ihren Druck, als er flüsterte: „Das ist genau das, was ich mir auch gewünscht habe. Wollen wir unser Heim damit einweihen?“
Das wollte ich aber nicht. „Nein, lieber nicht. Vergiss nicht, wir wollten einen Priester bestellen, der es segnet. Das muss zuerst geschehen, bevor wir es einweihen. Komm lieber zu mir.“
Er gab keine Antwort, aber er sah mich so zärtlich an, dass ich die Sehnsucht nach ihm im ganzen Körper spürte. Es war nicht einmal so sehr eine genitale Erregung wie ein Verlangen, das mich von den Haarspitzen bis zu den Zehen erfüllte. Ich brauchte seine Nähe, den gepflegten Duft seines massigen Körpers und seines silberweißen Haars, den kraftvollen Druck seiner Hände, die verrieten, wie stark er war. Ich freute mich im Voraus auf den Augenblick, wo er sich – in seinen luxuriösen burgunderroten Morgenmantel gehüllt – schwerfällig und feierlich auf meinem Bett niederlassen und mich erwartungsvoll anlächeln würde. Wenn ich den Morgenmantel über seinen breiten weißen Hüften auseinanderschob, war mir jedes Mal zumute, als wickelte ich ein in dunkelrotes Seidenpapier verpacktes Geschenk aus. Alec war trotz seines Alters noch sehr viel Mann, vorausgesetzt, man ließ ihm reichlich Zeit, sich zu erwärmen.
Die Fassade des frisch getauften Haus Maunaloa war noch so, wie ich sie von meinem ersten Besuch her in Erinnerung hatte, aber das Innere des Bauwerkes strahlte mir entgegen wie auf einem Prospekt für „Schöner Wohnen“. Alec hatte alle die entsetzlichen Möbel und einen Container voll anderem Kram hinausschaffen lassen und dann eine Reinigungsfirma engagiert, die das Gebäude erst ausgeschwefelt und dann vom Dachboden bis zum Keller geschrubbt hatte. Das gesamte Haus roch noch nach den verschiedenen Putzmitteln, aber es war ein angenehmer Geruch. Er erinnerte mich an die Osterzeit in meiner Jugend und das große Frühlings-Reinemachen. Alles wirkte licht, freundlich und friedlich. Die Treppe war weiß lackiert, der abgetretene grüne Filzläufer durch einen Kokosteppich ersetzt worden. Türen und Fenster waren weiß gestrichen, das winzige Badezimmer aufpoliert.
Eines allerdings überraschte mich. Ich kannte Alec als einen Mann, der einen klassischen Geschmack hatte. Er bevorzugte weiße Wände und weißen Stuck; das Schrillste an Farbe, was er sich gestattete, war cremegelb. So war ich nicht darauf gefasst gewesen, den oberen Flur in einer kühnen Kombination aus flieder, purpur und ziegelrot ausgemalt zu finden, die mich an mexikanische
casas
erinnerte. Nicht, dass es mir nicht gefallen hätte! Ich bewunderte die Farbkombination sogar ausgiebig. Es war nur seltsam, dass Dr. Alec Marhold plötzlich solche papageienhaften Anwandlungen hatte.
„Ich dachte mir, dass es deinen Geschmack trifft“, erklärte Alec mit etwas verlegenem Stolz. „Ich war mir nicht sicher, wie es wirken würde. Eigentlich wollte ich alles in weiß und creme ausmalen lassen, aber dann hatte ich diesen Einfall – und plötzlich war ich überzeugt, dass es gut aussehen würde.“
Die Zimmer der Mieter waren noch im ursprünglichen Zustand, nur einige der schlimmsten Möbel hatte Alec bereits abtransportieren lassen. Die restliche Renovierung sollte vorgenommen werden, sobald die Leute ausgezogen waren.
Tiberius kam mir entgegengerannt und begrüßte mich mit kätzischen Freudentänzen. Ich streichelte ihn und dachte daran, dass ich ihn vermissen würde, wenn Terry Hirsch ihn mitnahm.
Ich trat in den Raum rechterhand, der mein Domizil werden sollte, und sah mich um. Das Fenster stand offen, um all die beißenden Dünste nach Lack und Chlorreiniger hinauszulassen. Milde Luft wehte herein, der Nachmittagssonnenschein – das Haus blickte nach Westen – zeichnete sattgoldene Vierecke auf den Dielenboden. Alec hatte sein Zimmer mit einem Teppich ausgelegt, aber ich mochte Teppiche nicht. Der honigfarbene Schiffboden war gut erhalten, ich fand es schade, ihn zuzudecken.
Ich öffnete die Türe des Hinterzimmers und blickte hinein. Es hatte nur ein einziges Fenster, nach Süden, und war gerade groß genug, um ein breites Bett, einen Kleiderschrank und einen
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