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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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dass ich jemals eng genug mit jemandem befreundet war. Ich war immer ein Familienmensch, immer für die Familie da, mein Wirkungsbereich erstreckte sich im Wesentlichen auf meine Frau, meine Kinder und, solange sie noch lebten, meine Eltern. Doch wer nicht mit mir blutsverwandt war, war bei mir im strengen Wettbewerb der Gefühle immer disqualifiziert. Selbst als mein Chef aus mir einen Unternehmer machte und mir half, Meister im eigenen Frisörsalon zu werden, machte mich nicht einmal das ihm gegenüber so unterwürfig, dass ich ihm längere Zeit treu gedient hätte, und es entwickelte sich daraus auch keine lange Freundschaft. Ich sah es alles als Mannespflicht an, als eine Möglichkeit, wie wir als Erwachsene sein und wie wir verantwortungsvoll und anständig handeln können. Obwohl unser erstes Kind in den Klauen eines geisteskranken Gottes gestorben war und auch die falschen Sorgen derer, die uns damals begleiteten, geisteskrank waren, führten Laura und ich ein Leben, das diskrete Formen der Rebellion bevorzugte. Es war eigentlich gar keine richtige Rebellion, sondern ein Schmerz, der uns nichts gegen etwas oder jemanden unternehmen ließ, sondern nur unsere Vorstellungen von den Absichten der anderen verbitterte. Das geschah vor allem wegen des Regimes, natürlich. Wir widersetzten uns nicht, waren ihm aber auch nicht besonders zugeneigt. Es war Vorsicht, wie wir in den wenigen Vier-Augen-Gesprächen, da wir zu der Angelegenheit ein Wort verloren, ganz unter uns übereinstimmend feststellten. Und der junge Student, der Kommunist und Revolutionär, dem ich mal im Laden geholfen hatte, konnte an meiner Art, wie ich mich um die anderen kümmerte, nichts ändern. Wäre es mein Ricardo gewesen, wäre dieser Bursche auf dem Boden der Abstellkammer mein Ricardo gewesen, weil ihn in seiner funkelnden Jugend neue Ideen überwältigt hätten, so hätte ich das Regime verflucht, weil es aus meinem Jungen einen Verfolgten machte, denn ich hätte die ganze Wut, die seinen Kopf erhitzte, und diesen stürmischen Drang, ein ganzes Land zu befreien, besser verstanden. Aber er, dieser Junge, bedeutete mir nichts. Er war nur ein junger Bursche mit fröhlich-charmanten Manieren, doch nicht von meinem Blut, als hätte das verhindert, dass meine Ohren seine Worte aufnahmen, als hätte das verhindert, Verständnis für seine Sorgen aufzubringen, selbst wenn sie legitim waren. Es war, als erführe man vom Drama eines weit entfernten Menschen durch eine Nachricht im Fernsehen oder Radio. Etwas, worüber ich mich als Weltbürger, nicht aber in meinem tiefsten Inneren sorgen könnte. Wie wir auch immer glauben, dass uns die wirklich die ganze Welt betreffenden Fragen im Innersten eigentlich nichts angehen. Wir erwarten, dass es in der Welt eine höhere, allumfassende und mächtige Körperschaft gibt, die solche Situationen abwendet und unsere Nichtbeteiligung, unser fehlendes Engagement entschuldigt, denn wir sind ja klein, nur ein Sandkorn im unendlichen Kosmos, und wir strecken die Waffen, ohne uns körperlich oder geistig anzustrengen. Das Engagement, dachte ich mein Leben lang, ist etwas Beschränktes und äußert sich im unmittelbaren Überleben. Heiraten, lieben, essen, Kinder in die Welt setzen, für immer leben. Nicht sterben. Nie sterben und niemanden sterben lassen. Niemanden aus dem innersten Kreis, natürlich. Nie zulassen, dass so etwas geschieht, sonst bricht alles zusammen und der Kampf endet in einer Niederlage.
    Ich legte mich hin. Ich glaubte, dass bestimmt auch Senhor Pereira wie die anderen auch in seinem neuen Bett lag und sich am Rande des Todes verlassen fühlte. Ich glaubte, dass ihm ein Besuch von mir guttun würde. Ich dachte an Dona Marta. Wie sie zur Wand gedreht dagelegen hatte. Wie sie zur Wand gedreht tot dagelegen hatte. Etwas täuschte mich grausam und redete mir ein, dass ich sie getötet hätte, als wäre der Wahnsinn möglich, eine so hartnäckige Wirklichkeit wie diese zu erfinden. Ich dachte an Senhor Pereira, der dort eingesperrt, mürrisch und traurig lag, und ich sah Dona Marta, wie sie weder wach noch schlafend gewesen war und angstvoll zur Wand gedreht gelegen hatte, als brächte ich wegen ihrer Angst den Mut auf, den ich hatte, sie tatsächlich zu töten. Das Alter, dachte ich, ist das Gehirn, das den Körper unterminiert, bis es die anderen Organe nicht mehr funktionieren lässt. Man stelle sich vor, das Gehirn fiele in den Körper hinein und bliebe dann über dem Herzen hängen, ohne ganz

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