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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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Aussehen. Schließlich sagte ich, er sei ein schweigsamer, höflicher Mann, der nicht viel rede. Sie fragten mich, ob er oft komme. Ich antwortete, samstags, fast jeden zweiten Samstag. Am kommenden Samstag sei es wieder so weit. Der dickere PIDE-Mann sah mir von ganz nah in die Augen und fragte, Senhor Silva, wenn einer von diesen Scheißkommunisten Ihren Laden besuchen sollte, würden Sie sagen, dass es dieser Kerl ist? Ich antwortete, ja, wenn es einen geben sollte, muss es der sein.
    Am fünfundzwanzigsten September neunzehnhunderteinundsiebzig, als die PIDE-Leute in meinen Laden eindrangen und den Jungen mitnahmen, dem ich neun Jahre früher geholfen hatte, ihnen zu entkommen, glaubte ich, ich würde tun, was ich tun musste. Ich fühlte mich, als wüsste ich von der Angelegenheit und legte sie wieder zu den Akten wie etwas, was anderen zugestoßen ist, wirklich wie etwas, wovon ich nur aus dem Fernsehen wusste. Das Regime hatte einen Mann festgenommen, und ein anderer hatte ihn angezeigt. Ich war nicht der eine und auch nicht der andere. Das Leben ging weiter, als wäre nichts geschehen, denn am Ende jedes Tages kam ich zu meiner Laura, die darauf wartete, dass sie die Suppe warm machen, sich über die größer werdenden Kinder und darüber unterhalten konnte, wie gut es sei, dass wir uns vorsichtig und gesetzestreu verhielten. Wir lebten, wie man es haben wollte, perfekt in die Gesellschaft eingeordnet, ohne die schwarzen Schafe zu spielen, allerdings auch ohne Kirche, ohne Freunde, ohne Geld, ohne etwas von der Zukunft zu wissen, ohne Würde und ohne diese Schweinerei, die es gar nicht gibt, über die ich mir aber viel den Kopf zerbreche: die Seele.
    Salazar war wie ein Besucher, den wir gern zu Hause empfingen und der uns erst half, dann aber nicht wieder fortwollte und uns mit seinem Besuch belastete, bis er uns alles, was er konnte, aus den Händen riss, weil er meinte, wir seien geschwächt bis zur völligen Erschöpfung. Die schweigende Mehrheit muss sich eines Tages zu Wort melden, hatte mir der kommunistische Student gesagt, wenn auch mit anderen Worten. Alles war so eingerichtet, dass wir keine Bürgerrechte wahrnahmen und uns nur wie das Räderwerk einer Maschine verhielten, die zu kompliziert und zu groß war, als dass wir bemerkt hätten, wie sie entstanden war und wie ihr Ziel und Zweck darin bestand, dem Hochmut eines einzigen Mannes zu dienen. Alles trug dazu bei, dass die Staatsbürger auf ihre Rechte verzichteten, dass wir sie nur ehrenhalber erhielten, solange wir weiterhin nicht den Mund aufmachten. Als würden sich die Frauen herabwürdigen, um Männer ehrenhalber zu werden, waren wir Menschen nur durch die Großzügigkeit des Diktators. Und so benahm ich mich. Als jemand, der Anerkennung und Ruhe erbettelte. Wie so viele war ich ein Schwein.

16 Das selektive Gedächtnis

    Ich vertraute Doktor Bernardo mehr an, als ich wollte. Viel mehr. Lieber hätte ich weiter den Mund gehalten. Doch die vergehende Zeit übte auf mich eine sonderbare Wirkung aus und machte es mir schwer, allein zu bleiben und mich abseits zu halten. Niemandem hatte ich die Geschichte von dem Jungen erzählt, und auch Laura hatte nicht gemerkt, wie ich es zum guten Familienvater brachte, indem ich den Jungen der Polizei auslieferte. Keiner hatte erfahren, wie sehr ich mich als Egoist in dieser Zeit des Regimes ängstigte. Was für ein beschissener Feigling war ich bloß, ein heimtückischer Esel, der die bitteren Erfahrungen innerlich wiederkäute, so dass ich immer und immer wieder alles wortlos in mich hineinfraß. Mir fehlte jede Achtung vor dem, was Freundschaft bedeutet. Darum weiß ich auch nicht, was ich Senhor Pereira sagen soll, und ich sehe nichts, was ich tun kann, damit es ihm bessergeht. Doktor Bernardo erklärte, es ist wieder passiert. Jetzt beschwert er sich über das Zimmer und sagt, er komme die ganze Nacht nicht zur Ruhe und fahre immer wieder aus dem Schlaf hoch. Pflichtschuldig äußerte ich mein Bedauern, ohne dass ich tatsächlich dergleichen fühlte. Senhor Pereira hatte sich in der Nacht beschmutzt und saß nun gewindelt auf dem Stuhl in seinem Zimmer. Er ging nicht nach draußen, mit dieser dicken Hose würde er das Zimmer niemals verlassen. Eigentlich war sie gar nicht so ungeheuer dick, und wenn man es nicht wüsste, würde man es gar nicht unbedingt bemerken. Wortlos saß Senhor Pereira auf dem Stuhl. Er wollte beschämt und allein eingesperrt bleiben, so ertrug er es etwas besser und fühlte

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