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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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und Faltenröcke in Beige, Weiß und Pastelltönen, und ich verstand, wie schockierend ich mit meinem gekrausten Haar, den knallroten Lippen und Fingernägeln und dem Pariser Cocktailkleid aussehen mußte.
    Gideons Verlobte, ein Halbblut ohne jeden Geschmack.
    Die Speisen waren mir fremd. Wir begannen mit Fischeiern – »Kaviar«, sagte Mrs. Barclay –, und ich beging den Fehler, mehrere große Löffel voll davon zu nehmen, was für die Gastgeberin eines chinesischen Essens ein Kompliment bedeutet hätte, hier aber, wie ich später lernte, grundfalsch war. Als nächstes gab es Artischocken, und ich hatte keine Ahnung, wie man so etwas aß.
    Die Dame zu meiner Rechten wandt sich mir lächelnd zu. »Erzählen Sie mir doch, Miss … äh …«
    »Mein Name ist Harmonie.«
    »Spielen Sie Bridge?«
    Ich wußte nicht, was ich antworten sollte. Was für eine Art Brücke meinte sie?
    »Oder Tennis?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Die Damen unterhielten sich quer über den Tisch, alle um mich herum sprachen, über andere Clubmitglieder, Ferienreisen, neue Filme und Bücher, alles Themen, zu denen ich nicht das geringste zu sagen hatte.
    Die Dame zu meiner Linken fragte: »Wo, sagten Sie, wohnen Sie, Liebes?«
    Wie konnte ich antworten »Über der Glücklichen Wäscherei«? Ich konnte noch nicht einmal Chinatown erwähnen. Also erwiderte ich: »Jackson Street.«
    »Oh! Ist das in der Nähe der Lovecrafts? Sie wohnen auch auf der Jackson Street, Höhe Broderick.«
    Da begriff ich, daß sie das obere Ende der Jackson Street meinte, das oben auf dem Hügel lag, während ich von der Jackson Street unten in Chinatown gesprochen hatte. »Ich kenne sie nicht«, sagte ich.
    Eine andere Dame schaltete sich ein. »Sie haben einen köstlichen Akzent, Herzchen. Darf ich fragen, woher Sie stammen?«
    »Aus Singapur.«
    »Ach ja! Dort war ich vor drei Jahren mit meinem Mann. Wir hatten das Glück, im Raffles-Hotel Mr. Somerset Maugham kennenzulernen. Sind Sie ihm schon einmal begegnet?«
    Ich hatte nie von ihm gehört.
    Und dann kam endlich der Moment, auf den ich die ganze Zeit gewartet hatte.
    Diesmal war es der Restaurantchef selbst, kein kleiner Limonadenkellner. Der Kellner damals war jung gewesen, dieser Mann schon älter. Aber sein Gesichtsausdruck war genau der gleiche. »Es tut mir leid, Mrs. Barclay, die anderen Mitglieder haben mich gebeten …« Den Rest flüsterte er ihr ins Ohr, so daß ich ihn nicht hören konnte. Das war auch gar nicht nötig. Die anderen Damen am Tisch waren plötzlich damit beschäftigt, hierhin und dahin zu blicken, sie falteten ihre Servietten immer wieder neu und drehten Kristallgläser auf dünnen Stielen. Nur Olivia ließ mich nicht aus den Augen, als wolle sie sehen, wie ich reagierte.
    »Sie können den anderen Mitgliedern sagen, Steven«, erklärte Mrs. Barclay ruhig, »daß diese junge Dame mit meinem Sohn verlobt ist und bald meine Schwiegertochter sein wird. Sie sehen also, daß sie ebenso berechtigt ist hier zu sein, wie ich.«
    Der Mann wurde so rot, daß er mir leid tat.
    In diesem Augenblick wurde mir bewußt, wie mein Leben mit Gideon aussehen würde: Speisen, von denen ich nicht wußte, wie man sie aß. Spiele namens »Bridge« und »Polo«. Menschen, die uns anstarrten, unbehaglich husteten und immer einen Weg finden würden, uns hinauszukomplimentieren.
    Ich erhob mich. »Vielen Dank für die Einladung zum Essen, Mrs. Barclay.« Ich sah die anderen Damen an. »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    Vom Clubhaus fuhr ich direkt nach Chinatown in meine Wohnung. Ich wusch mir die Locken aus dem Haar, schrubbte Elizabeth Arden von Gesicht und Fingernägeln, faltete mein Pariser Kleid zusammen und zog meinen Cheongsam wieder an. Dann ging ich hinüber in meine kleine Fabrik hinter Mr. Huangs Handelsgesellschaft und entließ die acht Mädchen fristlos. Ich schickte sie sofort nach Hause und schloß den Fabrikraum ab.
    Anschließend suchte ich Mr. Lee in seiner Wohnung auf und sagte zu ihm: »Ich werde nach neuen Räumlichkeiten Ausschau halten, die ich mieten kann, um meine Fabrik zu erweitern. Ich möchte, daß Sie mir eine Werbekampagne entwerfen, komplett mit Plakaten, Zeitungsanzeigen und Anschlagtafeln. Ich werde dem Roten Drachen eine Schlacht liefern, die er so schnell nicht vergißt. Außerdem gebe ich Ihnen das Geld, um Ihre Familie aus Hawaii herzuholen, und jeder von ihnen kann in meiner Firma arbeiten. Es handelt sich dabei weder um ein Almosen noch um ein

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