Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)
Darlehen. Sie bekommen das Geld für einen Gefallen, um den ich Sie bitten möchte.«
Schließlich kehrte ich in meine Wohnung zurück, setzte mich hin und schrieb einen Brief an Gideon.
Als es an der Tür klopfte, dachte ich: Ah, ein später Gast. Aber als ich öffnete und Gideon draußen stehen sah, erstarrte ich hinter der erst einen Spaltbreit geöffneten Tür zu Stein.
»Ich weiß, ich hätte dich vorwarnen sollen«, sagte er schnell. »Aber ich wollte sofort zu dir.« Er unterbrach sich und riß die Augen weit auf. »Harmonie, du hast ja deine Haare abgeschnitten!«
Ich fuhr mit der Hand an den eckigen chinesischen Pagenschnitt, der mir knapp bis unter die Ohren reichte. »Du wolltest doch erst in acht Monaten wiederkommen«, sagte ich, gelähmt vor Entsetzen. Es war, als hätte ich einen Geist vor mir.
»Ich habe meinen Vertrag gekündigt. Als ich deinen Brief bekam …«
Ich sah den Schmerz und die Verwirrung in seinem Blick und den Brief in seiner Hand, meinen Brief, in dem ich ihm mitteilte, daß ich ihn nicht heiraten konnte.
»Was ist denn nur geschehen, Harmonie? Warum hast du deine Meinung geändert? Es war meine Mutter, nicht wahr? Was hat sie gesagt? Sie würde mir abraten, dich zu heiraten? Mein Gott, du glaubst doch nicht, irgend etwas könnte mich abhalten?«
»Deine Mutter war sehr freundlich zu mir. Sie hat mich zum Mittagessen eingeladen.«
Er legte die Hand an die Tür. »Bitte laß mich hereinkommen. Wir müssen reden.«
Aber ich ließ ihn nicht hinein. »Ich würde niemals in deine Welt passen, Gideon«, sagte ich fast flehend, »und du nicht in meine.«
»Dann bauen wir uns eine eigene Welt. Hier.« Er hielt mir lächelnd einen Umschlag hin. »Mein Hochzeitsgeschenk. Ich wollte bis zum Tag der Trauung warten, aber jetzt ist vielleicht der bessere Zeitpunkt.«
»Was ist das?«
Er öffnete den Umschlag und entfaltete mehrere zusammengeheftete Blätter. »Es ist ein Vertrag zwischen der Titan Minengesellschaft und den Chinesischen Heilmitteln von Vollkommener Harmonie. Darin steht, daß du die Alleinrechte für Vertrieb und Verkauf medizinischer Produkte an Angestellte und Arbeiter der Titan Minengesellschaft hast.«
Ich betrachtete ihn verstört. Sein Lächeln wurde breiter. »Es hat mich einige Mühe gekostet, aber endlich haben sie eingewilligt, ausschließlich deine Produkte zu führen. Das bedeutet Tausende von Arbeitern in ganz Asien, die alle deine Stärkungsmittel und Salben verwenden. Dein Zugang zum Exportmarkt! Diese Arbeiter werden deinen Goldlotuswein mit nach Hause zu Frau und Kindern nehmen und nie wieder etwas anderes kaufen. Roter-Drache wird nicht länger den Markt beherrschen. Nun? Willst du nichts sagen?«
»Ich wußte nicht, daß du so etwas vorhattest.«
»Es sollte eine Überraschung sein. Ich hatte so viele Pläne für die Zeit nach meiner Rückkehr, aber, mein Gott, als ich deinen Brief bekam und du mir schriebst, du hättest deine Meinung geändert, da verlor ich fast den Verstand. Darum bin ich abgereist. Ich habe den Leuten gesagt, es sei etwas Schlimmes zu Hause passiert. Übrigens wirst du sehen, daß mein Name auch im Vertrag steht.« Er grinste. »In deinem Brief stand nicht, warum du dich anders entschlossen hast, darum habe ich eine Klausel hinzugefügt, damit du dich noch einmal anders entschließen kannst. Wir sind Geschäftspartner, Harmonie. Der Vertrag besteht zwischen dir, der Titan Minengesellschaft und mir.«
Ich nahm die Papiere und starrte sie an.
»Harmonie, du bist mein Leben, meine Seele«, fuhr er leidenschaftlich fort. »Ohne dich kann ich nicht leben. Es ist mir gleich, was meine Mutter denkt. Wenn ich zwischen dir und ihr wählen muß, entscheide ich mich für dich. Ich flehe dich an, Harmonie. Sag, daß du mich heiratest.«
Ich sah auf den Vertrag in meiner Hand und konnte vor lauter Tränen kaum die Sätze lesen, die mir garantierten, daß ich als einzige berechtigt war, Naturheilmittel und Medikamente für die Angestellten und Arbeiter der Titan Minengesellschaft zu liefern. Die Gesellschaft verfügte über Niederlassungen in Ländern, die ich sofort als bisherige Domäne der Roter-Drache-Gesundheitsgesellschaft erkannte. Ich fühlte, wie mir das Herz stockte, als ich meinen schrecklichen und furchtbaren Fehler begriff.
Ich konnte den ratlosen Ausdruck in Gideons Gesicht nicht ertragen, als ich zurücktrat und die Tür so weit öffnete, daß er die Menschen in der Wohnung sehen konnte, die angeschnittene Hochzeitstorte
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