Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)
sie und gab erneut ihre Nutzeridentität und das Paßwort ein, diesmal sorgfältiger.
»Zugang ungültig. Bitte geben Sie Ihr Paßwort ein.«
»Wieso komme ich nicht hinein?«
»Laß mich mal versuchen. Verwendest du dieselbe Identität und dasselbe Paßwort für diese Dateien wie für das allgemeine System?«
»Nein. Meine Kennung ist ›Bessere Gesundheit‹.«
»Zugang ungültig. Bitte geben Sie Ihr Paßwort ein.«
»Ich werde es anders probieren.« Jonathan schloß das Fenster und ging direkt in das Betriebssystem.
»War da unser Eindringling am Werk?«
»Nein.« Er tippte Befehle ein. »Dein Paßwort ist schattiert. Siehst du?« Er zeigte auf die Daten im Monitor. »Ein Hacker sucht nach der Paßwortdatei. Aber ein guter Datenschützer versteckt die Datei in einer anderen und setzt einen Hinweis in das Stammverzeichnis. Ich prüfe jetzt, ob … hm.«
»Was?«
»Ich dachte, man hätte dein Paßwort geändert. Aber das ist nicht so. Schau.«
Charlotte beugte sich vor und sah auf den Bildschirm. »Was heißt das?«
Jonathan ging zu dem Unterverzeichnis Finanzen zurück und versuchte nochmals, es zu öffnen.
»Zugang ungültig. Bitte geben Sie Ihr Paßwort ein«.
»Man hat dich ausgesperrt.«
»Ausgesperrt? Du meinst – der Eindringling?«
»Wenn das der Fall ist«, entgegnete Jonathan, »könnten wir es mit einem weitaus größeren Problem als nur mit verfälschten Produktrezepturen zu tun haben.«
»Wieso? Er kann uns nicht bestehlen. Wir haben von allen Buchhaltungsprogrammen Sicherungskopien.«
»Hast du je von Salami gehört?«
»Soll das ein Witz sein?«
»Es ist eine bestimme Art von Angriff auf die Unversehrtheit in Systemen gespeicherter Daten. Typischerweise wird die sogenannte Salamiangriffstaktik in einem trojanischen Pferd eingeschmuggelt – in der Regel ein autorisiertes Programm, in dem sich eine Angriffs-Software verbirgt.«
»Wie zum Beispiel?«
»Nun, nehmen wir einmal an«, antwortete er rasch, mit abgehackter Stimme, während er Programme öffnete und wieder schloß und seine Finger noch schneller flogen als seine Worte, »du installierst eine neue Software, um die Arbeitsleistung deiner Mitarbeiter zu bewerten. Ja? Ein völlig harmloses, kleines Programm. Aber was du nicht weißt, ist, daß die Software zusätzliche Anweisungen enthält, die unautorisierte Funktionen ausführen. Du weißt ja, was Computerviren sind. Also gut … eine Salamiangriffstaktik ist etwas Ähnliches, nur daß sie nicht gleich ein ganzes System verfälscht oder zerstört, sondern Daten langsam löscht, immer schön scheibchenweise, so daß es gar nicht auffällt – daher der Name Salami. Man bedient sich dieser Taktik gewöhnlich dann, wenn es um Finanzdaten geht.«
»Aber wir haben ein Sicherheitsprogramm, das uns alarmiert, sobald Daten verändert werden.«
»Auf Zehntelcents genau? Ihr verwendet Dianuba-Software, Charlotte. Dieses System rundet auf drei Stellen hinter dem Komma ab, und weil es das auch soll, wird eure Sicherheitskontrolle daran nichts zu beanstanden finden. Ein Eindringling könnte mit Hilfe der Salamitaktik diese abgerundeten Zehntelcents auf ein Sonderkonto umleiten. Charlotte, euer Unternehmen erwirtschaftet jährlich Millionen. Die Bruchteile von Cents, die unentdeckt auf ein Privatkonto wandern, summieren sich zu erheblichen Beträgen, und du würdest es nie merken.« Er drehte sich mit dem Stuhl um. »Wem hast du gesagt, du wolltest die Buchungsdateien prüfen?«
»Desmond. Adrian und Margo. Mr. Sung. Die ganze Firma weiß es, Jonathan. Es könnte jeder sein. Über tausend Menschen.«
»Von denen einer«, ergänzte er grimmig, »ein Killer ist.«
24
Als sie gegangen war, trat Jonathan vor den Überwachungsmonitor, auf dem sich Valerius Knight und Desmond Barclay ein unfreundliches Wortgefecht lieferten.
Jonathan musterte Charlottes Cousin prüfend. Äußerlich hatte sich Desmond, seit Jonathan ihn vor zwanzig Jahren zum letzten Mal gesehen hatte, ziemlich verändert. Das üppige schwarze Haar seiner Jugend war dünn und sein Körper, einst athletisch und drahtig, dick geworden. Jonathan wunderte sich über die Sonnenbrille. Es war Abend und es regnete. Warum trug Desmond dunkle Gläser?
Während er zusah, wie Desmond in seinem langen, schwarzen Ledermantel, den er in den letzten vier Stunden nicht ausgezogen hatte, so als wollte er jeden Augenblick nach draußen gehen, durch den Eingangsbereich marschierte, schien es ihm, daß sich Des zwar im Lauf der Zeit
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