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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Anhaltspunkte finden konnte. Mit Desmond verhielt es sich ein wenig anders. Er war immer stolz auf seine Mutter gewesen und hatte gerne mit Margos vielseitigen Talenten und damit, wie jugendlich und schön sie immer noch war, geprahlt. Jetzt aber hörte Charlotte etwas anderes aus seinen Worten heraus. Die Einstellung zu seiner Mutter schien nicht mehr die gleiche zu sein.
    Was war während ihrer Abwesenheit geschehen?
    »Sag Margo, wenn du sie siehst –«, Charlotte verschob das Nachdenken über dieses neue Geheimnis auf später –, »daß ich mit ihr über meine Presseerklärung im Fernsehen sprechen möchte.«
    »Okay. Was willst du denn bekanntgeben?«
    Wenn ich Glück habe, den Namen des Killers.
    Charlotte antwortete nicht. Ihr Cousin ging. Sie sah ihm nach und mußte an Naomi denken, wie sie in eine Decke gewickelt eine nasse Katze umklammerte, und sie fragte sich: Könnte Desmond es getan haben?
    »Agent Knight«, sagte sie. »Wenn Sie mich nicht mehr brauchen …?«
    Er sah wieder auf die Uhr und lächelte sein glattes Lächeln. »Ich warte nur noch auf … bestimmte Informationen. Sie lassen mich doch wissen, wenn Sie das Gelände verlassen?«
    Als sie gehen wollte, sagte er plötzlich: »Ach, noch eins. Sie sagten, Sie hätten das erste Opfer – die Frau, die nach dem Gebrauch von Strahlende-Intelligenz-Balsam starb – nicht gekannt.«
    Charlotte fühlte, wie ihr Mund trocken wurde. Sie sah ihn mit festem Blick in die Augen. »Das stimmt.«
    »Und dabei bleiben Sie? Sie sind der Frau nie begegnet?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    Sie ging durch den Korridor zu Adrians Büro und blieb dort, wo Knight sie nicht mehr sehen konnte, erst einmal stehen und atmete tief durch, um zur Ruhe zu kommen. Wußte er inzwischen von dem Interview vor acht Jahren und daß die Verstorbene es geführt hatte? Oder war er nur gründlich? Charlotte hatte Angst, die Fassung zu verlieren, wenn er sie noch einmal danach fragte.
    Der Finanzchef des Unternehmens telefonierte auf zwei Handys gleichzeitig. Im Gegensatz zu Margo, bei der man sich darauf verlassen konnte, daß sie frisch, tadellos geschminkt und als Herrin der Lage aus ihrem Büro treten würde, sah Adrian nicht gut aus. Zum ersten Mal, dachte Charlotte, merkt man ihm jeden Tag seiner achtundsechzig Jahre an.
    »Ich muß mit dir reden«, sagte sie.
    Er hielt fünf Finger hoch.
    »Jetzt«, beharrte sie.
    Er beendete die beiden Gespräche und wandte ihr seine volle Aufmerksamkeit zu. »Also gut. Was gibt es?«
    Wie immer fielen Charlotte Adrians Augen auf. Sie hatte sich oft gefragt, ob er wußte, wie sie auf andere wirkten. Hinter der rauchgrauen Iris und den dichten, schwarzen Wimpern schienen Geheimnisse und Macht zu liegen. Es waren diese Augen, mußte Charlotte plötzlich denken, in die Vollkommene Harmonie sich verliebt hatte, als sie durch das Fenster eines Juwelierladens spähte. Es waren Gideon Barclays Augen, denn Adrian war Gideon Barclays Sohn.
    Charlotte erinnerte sich daran, wie diese Augen, denen nichts entging, sie in dem Sommer beobachtet hatten, als sie fünfzehn war. Die Barclays waren wegen irgendwelcher Firmenangelegenheiten zu ihnen gekommen. Die Erwachsenen saßen in der Bibliothek – Gideon, Margo, Adrian, Olivia und Charlottes Großmutter –, und Mr. Sung reichte Verträge herum, die genehmigt werden sollten. Charlotte hatte auf der Fensterbank gehockt und sich Jonathan vorgestellt, der ihr auf dem Bürgersteig entgegenrannte, wie er es in ein paar Wochen wirklich tun würde, wenn er aus Schottland zurückkam. Sie hatte einen Blick im Nacken gespürt und war, als sie sich umdrehte, Adrians grauen Augen begegnet. Sie kannte die Gedanken, die hinter ihnen verborgen lagen. Wie alle anderen wollte auch Adrian wissen, wohin sie für drei Wochen verschwunden war. Aber anders als die anderen, hatte er sie nicht gefragt.
    »Hast du mich aus den Kontendateien ausgeschlossen?« fragte sie ohne Umschweife.
    Er seufzte und knetete sich den Nacken. »Ja. Tut mir leid, ich hätte es dir sagen sollen. Ich habe jeden ausgesperrt, bis hier alles wieder in Ordnung ist.«
    »Dazu bist du nicht berechtigt, ohne mich vorher zu fragen.«
    »Ja, das ist mir klar.« Er rieb sich das stoppelige, unrasierte Kinn.
    »Aber …«
    Eines seiner Telefone klingelte. Als er danach griff, legte Charlotte die Hand auf den Apparat. »Adrian, was geht hier vor? Mit wem telefonierst du seit drei Stunden?«
    »Was glaubst du denn? Mit unseren Investoren

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