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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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ihre Feinde mit dem Schwert, in alten Zeiten herrschten über alle Länder des Erdballs sie, von Ost nach West. Wir werden einem schmutzigen, verachteten Juden und seinem Volk, dessen Natur Durchtriebenheit und Intrige, nicht erlauben, uns auszurauben und von unserem Land uns zu vertreiben», und Amina fragte: «Aber was können wir tun, denn wir sind bloß zwei Frauen und ein Knabe, unsere Feinde aber bitter, gefühllos und grausam?» Ich sagte ihr, all dies habe ich bereits bei mir bedacht, und dass diese Geschichte kein anderes Ende haben könne als eine Aufforderung zum Duell, weshalb ich am morgigen Tag zu ebendieser Stunde den Feind und Bedrücker in den Ring zu rufen gedächte, wo wir einander mit gezückten Dolchen gegenüberstehen würden, auf dass der Bessere von uns beiden obsiege, doch Amina rang die Hände und sagte: «Salach, mein guter Junge, du gehst in deinen Tod, denn dieser Mann ist hünenhaft und behände, wenn du mit deinem Schwert ihn angreifst, wird er nicht zögern, dir den Kopf von den Schultern zu trennen», aber ich sagte: «Gott, der im Himmel thront, hat mir diesen Weg gewiesen, und auch der Geist meines Vaters, möge in Frieden er ruhen, wird mir Kraft und Wagemut geben, über meinen Bedrücker herzufallen, denn Söhne eines heldenhaften Volkes sind wir, ruhmesgesättigt, bekannt zu allen Zeiten», doch bei diesen Worten überkam mich große Schwäche, und ich fühlte, dass ich dabei war, in die Schwärze der Ohnmacht zu sinken, und Amina eilte, verließ das Zimmer und brachte mir ein Stück Brot und Olivenöl,das Brot darin einzutauchen, und Mutter erwachte aus dem Schlummer ihres Wahns und sagte: «Salach, ich habe all deine Ränke mit angehört und gebe dir meinen vollen Segen, dass dieser Akt des Tötens gelingen möge, damit morgen um diese Stunde diese Geschichte ihr Ende findet und dieser Mann, den trefflich du einen Feind und Bedrücker genannt, nicht länger unter den Lebenden weilt, die Schar seiner Getreuen sich in alle Winde verstreut und wir zu unseren guten Tagen doch noch zurückkehren.»

8. März 1896, Neve Shalom
    Die Geschichte meines Lebens erscheint mir wie das missratene Werk eines stümperhaften Schreiberlings, nicht aber wie die reine Wahrheit. Überzeugt war ich bis zum heutigen Tage, dass meine Geschichte und all meine Tage eine Art humoreske Romanze, angelegt als Komödie und Posse, zuweilen meinte auch eine Art Theaterschauspiel darin ich zu sehen und stellte mir die Zuschauer vor, im Frack und mit Kneifer auf der Nase, die in trauter Eintracht sich ergötzten und lachten über meine Begebenheiten mit der gnädigsten und den anderen Frauen, über die verbotenen Begattungen, die verführerischen Weibsbilder und meine männlichen Konkurrenten, über Brüderlichkeit und Liebe, da all dies vieles enthält, was Spaß und Witz befeuert.
    Doch Tage wie dieser lassen das Gegenteil mich vermuten, dass meine Geschichte mitnichten eine Komödie, deren Held ich, sondern ein Melodram, das jeden Augenblick auf das Unheilvollste zu enden bestimmt, mit Krieg, Tod und Unglück, und wenn kein Melodram, dann eine Tragödie, und wenn nicht eineTragödie, dann das Schlimmste von allem – eine Farce, die im Herzen ihrer Zuschauer oder Leser ein hämisches Lachen von Verachtung und Blamage weckt, da ich in ihren Augen eine Art Schuft und Gauner, ein Ehebrecher und verkommenes Subjekt. Und was ist der Unterschied? Ein Mensch, gefangen in einer Tragödie, leidet, und alle weinen mit ihm. Ein Mensch, gefangen in einer Farce, leidet, und alle verspotten ihn.
    Diese Vorrede möge allein dem Zwecke dienen, meinem Tagebuch eine Erklärung zu geben für dies wahrhaft seltsame Ereignis, das mir heute auf dem Gute widerfahren und dessen Quintessenz, dass der Junge, wie aus einem schlechten Traum oder als sei eine groteske Gestalt er in einer Geschichte für Einfaltspinsel und Trottel, heute nach Hause zurückgekehrt ist.
    Woher er gekommen und was ihm widerfahren, ob sein Ziel er erreicht und wenn ja, was ihm dort gesagt und nicht gesagt ward, welches Schicksal dem Brief von Doktor Al-Bittar beschieden und wo Salim und Salam sein mochten und das Fuhrwerk und der Kutscher und was mit der Barschaft geschehen, die ihnen anvertraut für alle Ausgaben unterwegs – all dies weiß ich nicht. In diesem Winkel Asiens, wo weder Ordnung noch Regierung herrschen, wo jeder tut, was rechtens ihn dünkt, und Macht Gesetz ist, in diesem Land kann nie man wissen, was die Fährnisse des Weges bringen und

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