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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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Bart küssen, mich an seinem herbsüßen Schweiß ergötzen, der wie ein Duft aus Moschus und den Blüten des Mandel- und des Zitronenbaumes extrahiert, doch niemand antwortet auf meine Rufe, nur die Wächter aus Vaters Haus, die mich gefunden und in der Dunkelheit rufen und nach mir deuten, doch ich will bloß sterben noch, will meinem Leben ein Ende bereiten von den hohen Mauern unserer Stadt, unter denen sich der Abgrund auftut, blind lehne ich mich zurück, lasse meinen Körper in die Tiefe sinken, dem harten und kalten Steinpflaster der Stadt entgegen, zwischen ihren Mauern, und da hinab ich stürze, ein süßes Lächeln mich erfüllt, die Erinnerung an meinen blondhaarigen Liebsten wie tödliches Gift über mich kommt, doch die Wächter eilen herbei und fangen mich in meinem Flug, ich zapple gefangen wie ein neugeschlüpfter Schmetterling in ihren Netzen, da sie die liebeskranke Laila, deren Verrücktheit schon in ganz Bagdad bekannt und gar dem Kalifen selbst zu Ohren gekommen ist, forttragen und mich zurück ins Haus meines Vaters bringen, um den alten, weißhaarigen Bräutigam zu heiraten oder jede Nacht von neuem zu sterben.

26. September 1895, Neve Shalom
    Salim und Salam hatten keinerlei Neuigkeiten und frohe Kunde zu überbringen, und auch von einer grünäugigen Araberin mit geschürzten Lippen in Begleitung eines schwachsinnigen Knaben wussten sie nichts zu sagen. Stattdessen nahmen sie mich zu den Lagern der Zigeuner unweit des Meeresgestades, um von ihnen Messer, Dolche und mit falschen Edelsteinen besetzte Schwerter zu kaufen. Sie selbst sind ebenfalls mit Ringen und Ketten in großer Zahl behängt und tragen ein jeder über dem Fuß, der in Holzpantinen steckt, einen Reif aus Gold.
    Auf ihren Rat habe ich einen erlesenen Dolch mit zweischneidiger Klinge gekauft und ihnen ihre zwanzig Prozent in die Hand gezahlt. Ich verweilte noch vor den Ständen der Zigeuner, da begannen die beiden, einander ob irgendeiner Lappalie zum Streit aufzuwiegeln, waren alsbald unter dem Gegröle einer begeisterten Menge fest ineinander verkrallt und wälzten sich auf dem Boden, in einem Augenblick Salim auf Salam, die Hände um seine Kehle gelegt, im nächsten Salam auf Salim, diesen in den Staub drückend, bis man am Ende nicht mehr mit Bestimmtheit wissen konnte, wer Salim und wer Salam, da sie sich zu den frenetischen Anfeuerungsrufen der Umstehenden unentwirrbar ineinander verknotet hatten. Die Araber lieben Handgemenge, Streitereien und Blut fürwahr über alle Maßen.
    Ich ging und entfernte mich von ihnen, allein und in mich gekehrt, als ein Zigeunermädchen von neun oder zehn Jahren mich rief, ich möge ihr die allerarmseligsten Ketten, die man sich nur denken kann, abkaufen, welche es auf einem angesengten, sonnengebleichten Brett feilbot, und da es meinen teilnahmslosen Blick gewahrte, bat es flehend, für deine Frau, für deine Frau.Mich überkam Mitleid mit dem Zigeunermädchen, das brotlos darbte, und mit einem Male erbarmte sich mein Herz auch der gnädigen Frau, die ohne die Liebe ihres Gatten darbend darniederlag. So zog ich zehn
Bishliks
hervor und kaufte der Göre zu ihrer Bestürzung all ihre Ketten ab. Ich war eben im Begriff, ihr das Geld zu geben, da tauchten wie aus dem Nichts Salim und Salam auf, halb nackt und schweißüberströmt von ihrem Ringkampf, und verlangten wie ein Mann ihren Anteil. Wohl oder übel fingerte ich noch ein paar Münzen hervor und überließ sie ihnen.
    Bei meiner Rückkehr in unser Haus in Neve Shalom, meine Taschen voll beladen mit Zigeunerketten und Korallenschnüren als Geschenk und Gabe für meine Gattin, gewahrte ich, dass die gnädige Frau sich von ihrem Krankenlager erhoben und einen frischeren Anblick vermittelte, doch indes, sie grüßte mich nicht einmal und machte ein säuerliches Gesicht. Erbost über ihr Gebaren, sich mir zu entziehen, packte ich all den wertlosen Tand und schleuderte ihn auf die Straße.

    Amina hat sich in mein Zimmer bemüht und gefragt, warum ich nicht mehr hinunter in ihre Küche komme, wie ich es immer beliebt zu tun, und weshalb ich mich von ihr und Mutter abgesondert, ohne ihnen ein Wort zu sagen, und sogleich gewahrte sie die Fülle von Zeichnungen, die mein Bett, meinen Tisch und meinen Stuhl bedeckten und die allesamt die Gestalt des schönen Fremdlings zeigen, darunter Zeichnungen von seiner stattlichen Statur, von seinen schwellenden, starken Muskeln, von seinem gelockten goldenen Haar oder seinen blauen Augen, Quell der Güte

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