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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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der Himmel stehe uns bei – sei durch sein Weib gemordet worden, in Konspiration und Komplott mit einem Bösewicht, der ihr Liebhaber gewesen.
    Unbegreiflich war mir, wie dieser Junge, der all seine Zeit auf dem abgelegenen Anwesen verbracht, in seiner Phantasie eine derart absonderliche Geschichte zu ersinnen vermocht, und aus welch dunklen Abgründen seiner verwirrten Seele er eine solche Mixtur zusammengepanscht. Dies war anders nicht zu erklären, als dass die boshafte Dienerin, wann immer kein Gemüse zu schälen, keine Auberginen zu braten und keinen Reis zu lesen sie hatte, ihre Lügen und Unwahrheiten dem Jungen in seine Ohren geflößt.
    Doch das Schlimmste von allem lag vor uns noch, und ob der Worte, die noch folgen mochten, verharrte meine Seele in Erschütterung. Und schon fuhr fort der Junge und verlas mit seiner stillen, sanften Stimme die Beschreibung jenes Liebhabers, der angeblich die Frau bewogen, ihren Ehemann zu morden, ein Mann von hellem Haar, der in allem einer genauen und getreulichen Beschreibung meiner Gestalt entsprach. In meiner Brust begann eine lodernde Flamme sich zu regen, denn dieser Mann war nichts anderes als eine Inkarnation des Bösen. Und da der Junge fortfuhr und beschrieb, wie der Liebhaber mit süßer Eloquenz zudem Ermordeten vor dessen Tode gesprochen, schlug empor die Flamme aus meiner Brust in meine Kehle, ward mein ganzer Körper von einem Sturm der Empörung gepackt über die Boshaftigkeit dieses Jungen, über seine Undankbarkeit, denn wie konnte er es wagen, mich mit solchem Dreck zu bewerfen, mir diese schändlichen Lügen anzudichten? Mir! Seinem guten Freund, seinem Gefährten, der ich Tag um Tag mit unendlicher Geduld mich bemüht, ihn zu erziehen und zu ermutigen, ihn in die Gefilde der Freude und des Glücks zu geleiten, und all dies, obgleich er nicht mein Sohn, nicht die Frucht meiner Lenden, er in mir nicht reine und natürliche Gefühle der Liebe zu wecken vermocht, derweil sein Vater auf allen Meeren und in allen Häfen unterwegs, um dort über seine Huren und Dirnen zu kommen. Nur ein einziges Verlangen war in mir, den bleichen Wangen dieses verkommenen Knaben eine schallende Ohrfeige zu vermachen, doch stattdessen erhob ich mich, schritt aus dem Raum und ließ hinter mir das Gut, um nicht eine einzige weitere Silbe dieser niederträchtigen Fabel zu hören, die in einem kranken, fiebernden Hirn erdacht, einer Geschichte, die in einer Form und Weise verfasst, welche nur mit einem Worte zu beschreiben ist:
Chutzpe
.

23. Januar 1896, Neve Shalom
    Mitternacht ist schon vorbei. Doch mein Schlaf will beim besten Willen nicht sich einstellen, sodass am Ende ich mich erhoben, um noch in meinem Tagebuch zu schreiben, denn die Geschichte des Jungen drückt arg aufs Gemüt mir. Nicht wegen der falschen Anschuldigungen darin oder der phantastischen Elemente oderder fruchtbaren asiatischen Einbildungsgabe, die zu solch empörendem Gemisch zusammengerührt, sondern aufgrund der Kränkung, die in der Kehle mir brennt.
    Tage und Wochen habe ich mich geplagt, das Gut gedeihen und erblühen zu lassen, die Araberin über den Tod ihres Gatten zu trösten und nur Güte und Wohltätigkeit den Bewohnern dieser Welt zu bringen. Und was ist mein Dank? Eine Art Parabel über die Schlechtigkeit, ersonnen mich zu hörnen und zu beleidigen. Wäre ich der Vater des Jungen, hätt ich längst meine Hand ihn kosten lassen. Morgen werde ich mit seiner Mutter sprechen, ihm eine gebührende Strafe zu gewähren.
    Die gnädige Frau wälzt unruhig im Schlafe sich. Die ganze Nacht würgt sie und wünscht zu erbrechen sich.
    Doch speien tut und wird sie nicht, was allein darin seinen Grund hat, dass schwanger sie nicht ist.
    Fürwahr noch ein Fall von Phantasie.

    Der Mond scheint bleich und blass heut Nacht, doch reicht sein mattes Licht, meine Lider zu blenden, da ich nicht schlafen kann und meine Finger wie von selbst zu Tinte und Heft marschieren, zwischen seinen Seiten zu ergießen, was keinem Menschen ich sagen kann, denn meine Seele ist sehr bedrückt in dieser Nacht, nicht ob des stürmischen Aufbruchs des guten Engels aus unserem Kabinett, da er meine Geschichte über sein Ebenbild und über einen Schierlingstrank und einen Mord durch Einflößen des Giftes durch das Ohr gehört, und auch nicht ob Mutters Kopflosigkeit, als sie mich fragte: «Was hast du getan?›, und ihre Wangen aschfahl wurden, als sei sie selbst ein Geist aus der Hölle, nicht wegen alldem, sondern eingedenk dieser

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