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Das Haus Der Schwestern

Das Haus Der Schwestern

Titel: Das Haus Der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Nobelkarosse!«
    »Das ist ein Bentley«, sagte Ralph ehrfürchtig, »scheint ziemlich reiche Leute in der Gegend zu geben.«
    Die wenigen Schritte vom Auto bis zur Ladentür reichten aus, um sie beide wie Schneemänner aussehen zu lassen. Inzwischen zerbarst der anthrazitgraue Himmel in Millionen von dicken Schneeflocken.
    Eine ältere Frau, die gleich neben der Tür stand und in das stürmische Wetter hinausblickte, nickte den Eintretenden freundlich zu und sagte: »Da kommt noch eine Menge runter! Ich hab’ es schon letzte Woche gesagt. Da hat mir keiner geglaubt. Wir kriegen eine Menge Schnee über Weihnachten, habe ich gesagt, aber meine Enkelkinder meinten, das könnte ich doch gar nicht wissen!« Sie schnaubte verächtlich. »Die jungen Leute haben von nichts eine Ahnung! Sie setzen sich vor den Fernseher und hören einem Wetteransager zu, und daran halten sie sich, egal, wie oft die danebentippen. Das Wetter hier oben habe ich im Blut, wissen Sie. Ich sehe es an der Farbe des Himmels. Ich atme den Geruch, der von der Erde aufsteigt. Und ich weiß, was kommt.« Sie nickte stolz. »Meine Mutter war auch so. Sie hat die Schneekatastrophe von 1947 vorausgesagt. Da lag der Schnee mehr als zwei Meter hoch. Manche Häuser sind darunter verschwunden. Und diesmal wird’s nicht viel besser.« Nach dieser pessimistischen Voraussage lächelte sie und fuhr fort: »Was kann ich für Sie tun? Sie sind nicht aus der Gegend, nicht wahr?«
    »Nein. Ich bin Barbara Amberg. Mein Mann Ralph. Wir wollen zum Westhill House.«
    » Oh — zum Haus der Schwestern! Ich bin Cynthia Moore. Mir gehört der Laden hier.«
    »Schwestern?« fragte Barbara. »Ich dachte, Miss Selley lebt allein dort.«
    »Ach, das ist nur ein alter Name. Hat sich eingebürgert in der Zeit, als von der ganzen Familie auf Westhill nur noch zwei Schwestern übriggeblieben waren und dort lebten. Beide gibt es nicht mehr, aber irgendwie nennen es immer noch alle das Haus der Schwestern.« Sie lächelte wieder und senkte gleich darauf die Stimme, als stelle sie eine unanständige Frage: »Obwohl Sie sehr gut Englisch sprechen, scheint es mir, als ob ...«
    »Wir kommen aus Deutschland«, sagte Ralph.
    »Aus Deutschland? Und da verirren Sie sich hierher? Herzlich willkommen in Leigh’s Dale! Westhill Farm wird Ihnen gut gefallen, auch wenn von einer Farm kaum mehr die Rede sein kann. Laura konnte das mit dein Schafen und Pferden natürlich nicht alleine weiterführen. Sie ist ein bißchen verrückt, aber ein lieber Kerl! «
    »Verrückt?« fragte Barbara.
    »Na ja. Eine alte Jungfer. Ein bißchen verschroben, manchmal etwas hysterisch. Seit ihrem dreizehnten oder vierzehnten Lebensjahr kennt sie nur Westhill und Leigh’s Dale, wenn man von den gelegentlichen Reisen zu ihrer Schwester nach Kent absieht. Und da sitzen die beiden dann auch nur in der Wohnung, und Marjorie nörgelt vor sich hin. So ist Laura vielleicht ein wenig wunderlich geworden.«
    »Es wäre sehr nett, wenn Sie uns den Weg nach Westhill beschreiben könnten«, sagte Ralph, die kurze Atempause nutzend, die Cynthia einlegte. Ihm schien, daß sie drauf und dran war, Lauras gesamte Lebensgeschichte vor ihnen auszubreiten, und daran hatte er nicht das mindeste Interesse. »Außerdem würden wir gern ein paar Lebensmittel einkaufen.«
    »Selbstverständlich«, stimmte Cynthia eifrig zu, »suchen Sie nur aus, was Sie brauchen. Später erkläre ich Ihnen den Weg! «
    Der Laden erstreckte sich nach hinten hin weiter, als es von außen den Anschein hatte. Lange Regalreihen unterteilten ihn in mehrere Gänge. Als Barbara um die Ecke in den zweiten Gang einbog, wäre sie beinahe mit einem großen Mann zusammengestoßen, der, einen Stapel Konservendosen in den Händen balancierend, wie aus dem Nichts auftauchte. Er trug einen dunkelgrünen Barbour und hohe Stiefel.
    Barbara blieb abrupt stehen, so daß Ralph, der direkt hinter ihr kam, gegen sie stieß. Einen Moment lang sahen sich alle drei überrascht an; jeder hatte geglaubt, es sei sonst niemand im Laden.
    »Entschuldigung«, sagte der Fremde schließlich.
    »Nichts passiert«, erwiderte Barbara.
    Er starrte sie an. Er hatte dunkle Augen, einen eindringlichen Blick. Barbara erwiderte diesen Blick, aber ihr war unbehaglich zumute, und sie wußte, sie würde als erste wegschauen, wenn er sich jetzt nicht abwandte.
    Zum Glück löste er sich plötzlich von ihr und drehte sich um. »Lil!« Der soeben noch höfliche Tonfall war völlig aus seiner Stimme

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