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Das Haus Der Schwestern

Das Haus Der Schwestern

Titel: Das Haus Der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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können wir ja gar nicht nach Leigh’s Dale fahren!«
    »Nein. Keine Chance. Der Schnee liegt meiner Ansicht nach bereits über einen Meter hoch, und es kommt ja immer mehr dazu. Das schaffen wir nicht.«
    Fröstelnd schlang Barbara beide Arme um den Körper. Sie war nur in Slip und T-Shirt und registrierte erst jetzt, daß es ziemlich kalt war im Zimmer.
    »Bin ich heute früh so verfroren«, fragte sie, »oder war es gestern abend tatsächlich wärmer?«
    »Es war gestern abend tatsächlich wärmer«, sagte Ralph bedrückt, »denn da funktionierte die Heizung noch.«
    Sie starrte ihn an. »Was?«
    Er nickte. »Ich war im Keller. Die Pumpe läuft ohne Strom nicht. Und ein Notstromaggregat gibt es nicht.«
    »Dann haben wir ja auch kein heißes Wasser! Wir können den Herd nicht in Gang setzen. Kein ...«
    »Übrigens auch kein Telefon. Die Leitung ist tot.«
    Barbara ging langsam zu ihrem Bett zurück, ließ sich darauf fallen und stützte den Kopf in die Hände. »Verdammter Mist! « sagte sie inbrünstig.
    Ralph versuchte ein aufmunterndes Lächeln. »Das ist nicht das Ende der Welt, Barbara. Ich meine, wir sitzen ja nicht irgendwo da draußen in der Schneewüste, ohne ein Dach über dem Kopf, oder in einem Auto, das langsam unter den Schneemassen verschwindet. Wir haben ein festes, trockenes Haus mit mehreren Kaminen, in denen wir Feuer machen können. Wir werden ein paar Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten sein, aber es schneit nicht ewig weiter, und die Lage wird sich normalisieren. Schau«, setzte er hinzu, weil er irgendwie das Gefühl hatte, das könnte ein Trost sein, »wir sind ja nicht die einzigen, denen es so geht. Ringsum haben alle das gleiche Problem, und sie werden es auch meistern.«
    Entschlossen stand Barbara auf, griff nach ihrem Morgenmantel. »Ich brauche jetzt erst einmal einen starken Kaffee«, sagte sie, »vorher kann ich nicht nachdenken. Kommst du mit in die Küche? «
    Er hielt sie am Arm fest. »Wie willst du...?«
    »Dieser eiserne alte Ofen. Irgendwie kriege ich ihn in Gang. Und selbst wenn ich mitten im Wohnzinuner ein Lagerfeuer machen muß — ich werde jetzt einen Kaffee trinken! «
    Neben dem Kamin im Wohnzimmer lagen noch drei Holzscheite ordentlich gestapelt in einem Korb aus Messing. Es schien sich um das einzige Holz zu handeln, das sich im Haus befand, aber Ralph sagte, er sei überzeugt, daß es hier irgendwo einen größeren Vorrat gebe. »Hinter dem Haus befindet sich ein Schuppen, das habe ich gestern abend noch gesehen«, erklärte er, »ganz sicher hat Miss Selley dort ihren Holzvorrat. Irgendwie muß ich dort hingelangen. Ob es hier eine Schneeschaufel gibt?«
    Während er in den Keller ging, um nachzusehen, setzte Barbara den alten eisernen Ofen in Gang. Sie stellte rasch fest, daß das Holz alleine nicht brennen wollte. Im Eßzimmer lag eine Fernsehzeitschrift, die aber angesichts des Stromausfalls ohnehin überflüssig war. Barbara riß ein paar Seiten heraus und knäulte sie zwischen das Holz. Bald brannte ein Feuer, und sie konnte das Wasser für den Kaffee aufsetzen. Sie kam sich vor wie eine Pionierin in einem unzivilisierten Land. In einem Schrank fand sie eine Kaffeekanne und Filterpapier. Sie setzte eine Pfanne auf den Herd und briet zwei Spiegeleier, nahm zwei Brotscheiben aus dem Päckchen mit geschnittenem Brot. Es wurde etwas wärmer in der Küche, und es roch belebend nach frischem Kaffee.
    »Frühstück ist fertig«, sagte Barbara, als Ralph zurückkam. Er hatte einen Schmutzfleck auf der Wange und Spinnweben im Haar. Er nieste. »Dieser Keller ist total staubig und verdreckt. Aber es gibt mehrere Schneeschaufeln da unten, also kann ich mich zu dem Schuppen durchwühlen.« Er trat an den Herd, öffnete die Ofenklappe und hielt seine klammen Hände vor die Flammen. »Da unten ist es eisig wie in einem Grab. Übrigens riecht es hier gut!«
    »Kaffee und Spiegeleier. Auf warmes Essen müssen wir wenigstens nicht verzichten.«
    Während er sich an den Tisch setzte, sagte Ralph vorsichtig: »Wir sollten sparsam sein mit unseren Vorräten. Möglicherweise müssen sie für einige Zeit reichen.«
    »Meinst du nicht, wir könnten zu Fuß nach Leigh’s Dale gelangen und einkaufen?«
    »Ausgeschlossen. Der Schnee reicht mir bis zur Hüfte, und ich bin ziemlich groß. Wir würden viel zu lange brauchen, weil wir uns nach jedem Schritt praktisch wieder freigraben müßten. Außerdem würden wir wahrscheinlich die Richtung verlieren. Es ist ja keine Straße

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