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Das Haus Der Schwestern

Das Haus Der Schwestern

Titel: Das Haus Der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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einen wunderschönen Spruch vorne hineingeschrieben. Ich freue mich wirklich sehr.«
    Frances reckte den Hals, um den Spruch zu lesen, konnte aber auf die Entfernung nichts entziffern. Sie betrachtete ihre Schwester argwöhnisch: Fand diese etwa auch zuviel Gefallen an Peter?
    Laura schoß mit ihrem Geschenk den Vogel ab. Sie hatte für Peter einen Pullover gestrickt, einen riesigen, warmen Rollkragenpullover aus anthrazitgrauer Wolle. Alle waren völlig verblüfft, denn niemand hatte Laura stricken sehen.
    »Wann hast du denn das gemacht?« fragte Frances.
    »Meistens nachts«, erklärte Laura, »heimlich in meinem Zimmer.«
    »Mir hat noch nie jemand einen Pullover gestrickt«, sagte Peter, »und nun kommt meine Lebensretterin daher und macht mir ein solches Geschenk! Das ist bezaubernd von Ihnen, Laura!«
    Er trat auf sie zu und küßte sie sacht auf die Wange. Laura wurde kalkweiß und fiel ohnmächtig zu Boden.
    Es folgte einiger Aufruhr, alle zupften an Laura herum und versuchten erschrocken, sie wieder zum Leben zu erwecken. Peter hob sie schließlich auf und legte sie aufs Sofa. Dort öffnete sie die Augen und sah sich verwirrt um.
    »Was ist passiert?« fragte sie.
    »Das würden wir auch gerne wissen«, entgegnete Peter. Er betrachtete sie besorgt.
    »Sie sind plötzlich einfach umgefallen!«
    »Oh!« Sie setzte sich auf. Sie war immer noch leichenblaß. Ihre Hände zitterten. »Wahrscheinlich eine Kreislaufschwäche...«
    »Peter hat dich geküßt, und weg warst du«, sagte Victoria, »wie eine viktorianische Jungfrau!«
    »So schmeichelhaft es für mich wäre, ich glaube nicht, daß sie umgefallen ist, weil ich sie geküßt habe«, meinte Peter. Nachdenklich fügte er hinzu: »Sie sehen sehr schlecht aus, Laura. Hatten Sie schon immer solche Ringe unter den Augen?«
    Jetzt sahen sie alle Laura eindringlich an, und diese brach schließlich in Tränen aus. »Ich weiß nicht, warum ich weine«, stieß sie hervor, »ehrlich, ich weiß es nicht!«
    » Kindchen, das ist doch nicht so schlimm. Manchmal weint man eben einfach, ohne einen Grund!« Adeline setzte sich auf die Sofakante und nahm Laura in die Arme, zog sie fest an sich. Dann veränderte sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck, und sie schob das Mädchen wieder ein Stück von sich.
    »Du hast ja entsetzlich abgenommen, Laura«, rief sie erschrocken.
    »Wirklich?« fragte Frances.
    Laura trug eines der neuen Kleider, die sie ihr in Northallerton gekauft hatte, und es war so weit geschnitten, wie es auch ihre alten Sachen gewesen waren. Sie sah so unförmig aus wie immer. Aber Frances fielen nun auch die braunen Ringe unter ihren Augen auf, und daß ihr Kinn spitzer, ihre Wangen schmaler geworden waren.
    »Ich kann es fühlen«, sagte Adeline, »sie hat viel zuviel abgenommen. «
    »Ich bin fett«, schluchzte Laura, »ich bin immer noch fett!«
    Während alle betroffen auf das vom Weinen geschüttelte junge Mädchen starrten, wurde draußen heftig an die Haustür geklopft. Sie zuckten zusammen.
    »Wer kann denn das sein?« rief Victoria verstört.
    »Peter, schnell nach oben«, zischte Frances. »Hoffentlich hat niemand durch das Fenster hereingesehen!«
    Wie ein Blitz verschwand Peter die Treppe hinauf. Adeline ging und öffnete die Tür.
    »Mr. und Mrs. Leigh!« hörten die anderen sie rufen. »Das ist aber eine nette Überraschung!«
    Mit kältegeröteten Wangen traten John und Marguerite ins Zimmer. Sie waren in Mäntel und Schals gehüllt, und auf ihren Haaren schmolzen ein paar Schneeflocken.
    »Ich habe, ehrlich gesagt, daran gezweifelt, ob wir es mit dem Auto bis hier herauf schaffen«, sagte John, »aber die ganze Auffahrt ist ja wunderbar freigeschaufelt. Wer von euch hat denn so viel Kraft?«
    Peter, dachte Frances, aber laut sagte sie: »Wir haben alle zusammengeholfen.«
    John küßte sie auf beide Wangen. Seine Lippen fühlten sich kalt an. Dann wandte er sich an seine geschiedene Frau. »Victoria ...« Er küßte auch sie.
    Victoria nahm es erstaunlich gelassen. Sie brachte es sogar fertig, Marguerite die Hand zu reichen, die, nachdem sie sich aus ihrem Mantel geschält hatte, schon einen deutlich gerundeten Bauch präsentierte.
    Und ich fürchtete schon, Victoria wäre die nächste, die bewußtlos auf dem Sofa landet, dachte Frances.
    »Was tut ihr denn hier?« fragte John, nachdem er sich im Zimmer umgeschaut hatte. »Ihr habt ja schon den Baum angezündet und Geschenke ausgepackt!«
    »In Deutschland machen sie das so«, erklärte

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