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Das Haus Der Schwestern

Das Haus Der Schwestern

Titel: Das Haus Der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Es interessierte sie gar nicht, was Cynthia dachte. Sie saß da, nur mit sich anstatt mit anderen beschäftigt, schlürfte ihren Tee und hatte einen Gesichtsausdruck . . . ja, Cynthia kam es vor, als trage dieser Gesichtsausdruck alle Unerbittlichkeit der Welt in sich. Cynthia konnte reden, das ganze Dorf konnte reden, jeder mochte sich an die Stirn tippen — Laura Selley würde ihren Tee austrinken und sich auf den Weg nach Westhill machen.
    Das war ungewöhnlich und erschreckend. Etwas in Cynthias Weltbild geriet ins Wanken. Wenn Laura nicht mehr Laura war — worauf konnte man sich dann überhaupt noch verlassen?

    Wenige Minuten nach ein Uhr klingelte das Telefon auf Cynthias Ladentisch. Cynthia hatte sich wieder dem Umordnen von Lebensmitteln in den Regalen zugewandt, nachdem sie begriffen hatte, daß mit Laura nicht zu reden war. Laura selbst hielt ein Fünf-Minuten-Nickerchen im Sitzen, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie schreckte auf, als die Klingel schrillte, und sah sich verwirrt um.
    »Ich gehe schon«, sagte Cynthia.
    Sie nahm den Hörer ab. »Hallo?«
    Sie lauschte einen Moment. »Wer? Ach, Lilian! Ich habe Ihre Stimme erst gar nicht erkannt! Sie klingen so komisch! «
    Bei dem Namen »Lilian« wurde Lauras Blick mit einem Schlag klar und wach. Sie stand auf.
    »Lilian Leigh?« fragte sie.
    Cynthia nickte. Sie lauschte wieder, dann sagte sie: »Lilian, nun beruhigen Sie sich doch! Was ist denn passiert? Hat Fernand wieder... Er ist gar nicht da? . . . Wo... Ach! Wann? . . . Gestern abend? . . . Ja, natürlich hat er dann dort geschlafen . . . Aber er ruft doch nie an, so ist er nun einmal . . . Ehrlich gesagt, mich beruhigt das. Ich dachte schon, Barbara hat sich auf den Weg gemacht, ihren Mann zu suchen, aber das hätte Fernand nie zugelassen . . . Ja, das ist in der Tat merkwürdig . . . Wir erreichen auch niemanden . . . Ja, stellen Sie sich vor, Laura Selley ist hier . . . Ja . . . Sie will nach Westhill . . . Ich weiß auch nicht genau, ich glaube, sie denkt, das Haus steht nicht mehr oder etwas Ähnliches . . .« Cynthia lachte.
    »Was ist los?« fragte Laura.
    »Lilian, ihm wird schon nichts passiert sein«, sagte Cynthia beruhigend. »Wissen Sie, was ich denke? Barbara hat ihn beschwatzt, mit ihr zusammen auf die Suche nach ihrem Mann zu gehen . . . Wie? . . . Nein, da müssen Sie sich keine Sorgen machen, Fernand kennt die Gegend doch wie seine Westentasche. Ich hätte mir nur Gedanken gemacht, wenn ich Barbara alleine hätte herumirren gewußt... Natürlich. Wenn sich hier jemand meldet, sage ich sofort Bescheid . . . Ja. Ganz sicher. Nun regen Sie sich nicht auf. Bis bald, Lilian! «
    Sie legte den Hörer auf.
    »Lieber Himmel«, sagte sie, »Lilian ist wirklich ein nervöses Huhn! Heult schon wieder herum, weil sie nicht weiß, wo Fernand steckt! Sie sollte doch froh sein, wenn er mal nicht daheim ist! Da hat sie wenigstens Zeit, ihr Veilchen vom letzten Mal zu kurieren.«
    »Fernand ist in Westhill?« fragte Laura alarmiert.
    »Er hat sich gestern abend auf den Weg dorthin gemacht, ja. In gewisser Weise ist das meine Schuld, weil ich Lilian erzählt habe, daß die beiden da nichts zu essen haben. Und da wollte Fernand ihnen unbedingt etwas hinüberbringen — Barbara zumindest, Ralph war ja nicht da. Also, ich muß sagen, das rührt mich nun wieder!« Cynthia setzte eine zufriedene Miene auf. »Meine Mutter hat immer behauptet, daß in jedem Menschen etwas Gutes steckt. Da sieht man, wie recht sie hat! Hättest du gedacht, daß Fernand Leigh so hilfsbereit ist?«
    »Und er ist bis jetzt nicht wieder daheim?«
    »Nun ja«, Cynthia lächelte schlau, »ich wollte es Lilian natürlich nicht sagen, aber ihm macht es sicher Spaß, mit der hübschen Barbara zusammenzusein. Nicht, daß ich denke . . . äh, daß sie etwas Unrechtes tun. Aber er hat es sicher nicht eilig, nach Hause zu der verhuschten Lilian zurückzukehren.«
    »Lilian war auch einmal sehr hübsch«, erinnerte Laura.
    »Ja, aber nun ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Jedenfalls denke ich, Fernand macht bestimmt dieser Barbara schöne Augen.«
    »Deshalb könnten sie aber doch trotzdem ans Telefon gehen«, sagte Laura.
    Sie wirkte jetzt sehr angespannt und noch nervöser. Cynthia fragte sich, was nun schon wieder mit ihr los war.
    »Ich sagte es ja zu Lilian schon, vielleicht sind sie losgezogen, Barbaras Mann zu suchen«, meinte Cynthia. »In diesem Fall passiert Barbara sicher nichts. Ich bin richtig erleichtert, daß

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