Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
richtigen Moment warteten, um etwas Furchtbares zu tun.
    Es waren die Gesichter. Menschliche Gesichter waren nicht dafür gedacht, so auszusehen wie sie. Diese toten, wissenden Augen, dieses völlige Fehlen jeglicher Emotion oder jeglichen Ausdrucks – in Gesichtern, die nicht tot genug waren.
    »Seht euch die Pflanzen an«, sagte Kim leise. »Seht euch mal die Topfpflanzen an.«
    Sie alle sahen zu den Pflanzen hin, doch zu lange wollten sie die Toten nicht aus den Augen lassen. Das halbe Dutzend eingetopfter Pflanzen, die groß und stolz dagestanden hatten, als JC und die anderen hereingekommen waren, schrumpfte und welkte. Zerfall und Fäulnis hatten eingesetzt, zusammengerollte Blätter fielen traurig auf den Boden. Jemand hatte das Leben direkt aus ihnen herausgesaugt, um die Präsenz der Toten aufrechtzuerhalten. Die Qualität des Lichts in der Lobby hatte sich ebenfalls geändert. Das grelle, fluoreszierende Licht schien jetzt forciert, geschwächt, ja infiziert. Einer der Polizisten ging jetzt einen Schritt nach vorn, seine Muskeln wirkten steif und so, als wüssten sie nicht, was zu tun sei. Dann einer der Sicherheitsleute. Und dann kamen alle Toten auf JC und sein Team zu, aus jeder Richtung gleichzeitig, einen Schritt nach dem anderen. Ihre Gesichter änderten sich nicht, die Augen blinzelten nicht, aber da war dennoch eine grauenvolle Unerbittlichkeit um sie.
    »Bleibt zusammen!«, rief JC. »Rücken an Rücken!«
    JC und Kim drängten sich aneinander, ebenso wie Happy und Melody. Nah genug, sodass niemand dazwischenfahren konnte, aber nicht so nah, dass sie einander in den Weg geraten wären, wenn es hart auf hart käme. JC grinste breit. Er war bei einem Fall immer dann am glücklichsten, wenn etwas geschah. Es hieß, dass das Warten vorüber war und er sich endlich mitten in der Mission befand. Er liebte es heiß und innig, sich die Hände schmutzig zu machen und in der Klemme zu stecken. Melody hatte ihre Maschinenpistole hervorgezogen und schwenkte sie hin und her, um jeden der Toten damit bedrohen zu können. Happy gab geräuschvolle, wimmernde Laute von sich, aber er blieb stehen, wo er war. Wenn auch nur, weil alle Fluchtwege blockiert waren. Auf seine Weise war er ebenfalls am glücklichsten, wenn es losging, denn dann wusste er wenigstens, wo die Gefahr war.
    Die Toten kamen mit schauerlicher, unerbittlicher Langsamkeit näher, als ob Bewegungen etwas seien, an das sie sich nur vage erinnerten. Die Arme der Sicherheitsleute hingen immer noch an ihrer Seite herab, die Gewehrläufe wiesen weiterhin auf den Boden, aber das Gefühl von Bedrohung und Gefahr war noch stärker geworden. Die Spannung in der Luft war so groß, dass sie JC förmlich erdrückte, wie ein unerträgliches Gewicht. Er starrte den nächsten Toten böse an.
    »Wer seid ihr? Was wollt ihr? Erinnert ihr euch daran, was euch hier passiert ist? Erinnert ihr euch daran, wer ihr seid?«
    Der Tote reagierte nicht, als ob Worte ihm nichts bedeuteten. Aber seine starren Augen waren auf JC gerichtet, und da war etwas in seinem Gesicht, etwas essentiell Seltsames, Fremdes, das alle Nackenhaare JC’s sich aufstellen ließ.
    »Kim«, sagte er drängend. »Kannst du sie lesen? Kannst du mir irgendetwas über sie sagen?«
    »Da ist nichts zu lesen!«, erwiderte Kim.
    »Ich schnappe auch nichts weiter auf!«, mischte Happy sich ein und sah sich verzweifelt um. »Es ist … ja, als ob nichts da ist! Aber natürlich ist da doch was!«
    »Es sind Hüllen«, sagte Kim plötzlich. »Nur Hüllen! Sie sind tot, eine Art von Gespenst, aber es sind nicht wie ich überlebende Persönlichkeiten. Sie sind das, was übrig blieb, nachdem alles Leben und alle Energie direkt aus ihnen herausgesaugt wurden. Etwas wirklich Schlimmes ist diesen Leuten passiert. Denn es ist nichts Menschliches mehr an ihnen. Etwas anderes beobachtet uns durch ihre toten Augen, JC.«
    JC nickte schnell. Er dachte fieberhaft nach. »Haben sie eine echte physische Präsenz? Können sie uns verletzen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Kim. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Sie sind das, was übrig bleibt, wenn Leute keine Leute mehr sind.«
    »Großartig«, murmelte JC. »Okay, dann machen wir es auf die harte Tour.«
    Er schritt schnell voran und ließ sein Team hinter sich. Er ging direkt auf den nächsten Sicherheitsmann zu und piekte ihm mit einem ausgestreckten Zeigefinger in die Kevlar-Weste. Und schrie prompt auf vor Schreck und Schmerz, als sein Finger in den Toten sank und

Weitere Kostenlose Bücher