Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
anzuspringen. Als ob sich jeden Moment Falltüren unter ihnen öffneten, um sie in einen unvorstellbaren Horror fallen zu lassen. Als ob sich gleich alle Spielregeln in einem schrecklichen Spiel, von dem sie nicht einmal wussten, dass sie es spielten, ändern würden.
»Oh Mann, das ist übel«, unkte Happy. »Das fühlt sich wirklich übel an.«
»Ich habe Gänsehaut auf dem Rücken«, bestätigte Melody. »So als ob jemand eine Zielscheibe darauf gemalt hat.«
Kim sah JC an. »Was fühlst du, Süßer?«
»Als ob wir beobachtet würden«, sagte er. »Und ich sehe keine Überwachungskameras.«
»Der ganze Ort fühlt sich an, als würden Fingernägel über die Tafel meiner Seele gezogen«, meinte Happy. »Ich kann spüren, wie sich jemand an mich heranpirscht. Aber da ist keiner.«
»Ja.« Melody versuchte, in mehrere Richtungen gleichzeitig zu sehen. »So, als ob jemand hereingeschlichen ist und mir über die Schulter lugt.«
»Echos«, erklärte JC ruhig. »Psychische Echos von etwas, das bereits passiert ist. Lasst das nicht an euch ran. Kim, kannst du irgendwelche Steinaufnahmen aufschnappen? Wenn all diese Leute hier getötet worden sind, dann hat sich das vielleicht in die Umgebung geprägt.«
»Hier ist es schlimmer«, erwiderte Kim. »Es wurde schlimmer gemacht. Hier ist Böses passiert. Mit Absicht. Jemand badete in Blut und Mord und fand es toll. JC, dieses ganze Gebäude ist von unnatürlichen Energien gesättigt. Zu sehen versuchen, was hier Übles passierte, ist, als blicke man in einen Scheinwerfer.«
Melody ging jetzt direkt hinter den Empfangstresen, setzte sich vor den eingebauten Computer, schaltete ihn an und ließ einen kurzen Seufzer der Befriedigung hören, als ihre Finger geschäftig über die Tastatur tanzten. Aufgescheucht und eingeschüchtert huschten Informationen über den Bildschirm.
»Für ein so großes Unternehmen mit Hochsicherheitsprotokollen sind die Firewalls wirklich amateurhaft«, sagte sie selbstzufrieden.
»Öffne jede Datei, die du finden kannst«, sagte JC. »Ich habe Fragen.«
»Ich bin drin«, sagte Melody. »Alles itzibitzi. Was willst du wissen?«
Happy sah sie an. »Brauchst du keine Passwörter oder so was?«
»Passwörter sind auch für Fußföner«, sagte Melody. »Man muss einfach wissen, wie man mit diesen Dingern umzugehen hat. Okay. Sie haben gestern Abend die letzte Versuchsreihe gestartet. Codename Zarathustra . Ach, Scheiße. Das ist nicht gut. Immer, wenn ein Forscher Nietzsche zitiert, kann man sicher sein, dass es nicht gut ausgeht.«
»›Nun aber lehrte ich euch sagen: Übermensch‹«, zitierte JC nüchtern. »Er ist der Donner, er der Blitz. ›Der Mensch ist etwas, was überwunden werden will.‹«
»Verdammt«, sagte Happy. »Willst du damit sagen, dass sie versuchen, hier Übermenschen zu züchten? Ich dachte, es gäbe eine ganze Reihe wirklich ernstzunehmender Gesetze gegen das Herumspielen mit menschlicher DNS?«
»Oh, die gibt’s«, sagte JC. »Noch und nöcher. Deshalb gibt es auch eine ganze Menge Unternehmen und Regierungen, die Schlange stehen, um dem Erstbesten ernstzunehmende Summen zu zahlen, der etwas Nützliches erfindet. Da werden keine Fragen gestellt. Es gibt einen stillen, nicht offiziellen Wettbewerb darum, etwas zu produzieren, das die Menschen verbessert. Supermensch, Supersoldat, Supergenie – Besitz, nicht Leute.«
»Hier steht nichts darüber, was dieses besondere Mittel bewirken sollte«, sagte Melody. »Ich komme von hier unten nicht in die Aufzeichnungen der Labore. Ich brauche direkten Zugang. Was heißt, dass wir weiter oben herumstochern müssen. Ich kann euch aber sagen, dass dieses neue Mittel den Freiwilligen vor etwa sieben Stunden gegeben wurde. Wenn also etwas schiefging, dann ging es rasant schnell schief. Ich habe hier eine Liste mit Namen und Informationen zu all den Freiwilligen. Sind die eigentlich wirklich freiwillig, wenn sie bezahlt werden und man sie nicht ordentlich über die Risiken aufklärt?«
»Kommt drauf an, wie viel sie bekommen«, meinte Happy.
»Vierzigtausend Pfund für zwei Wochen, einschließlich Unterkunft und Verpflegung.«
»Peanuts«, sagte JC. »Das kriegt man normalerweise dafür, Erkältungsmittel, Handcremes und Allergiearzneien zu testen. Angenommen, das Unternehmen wollte keine Aufmerksamkeit auf das ziehen, was sie da taten. Wie viele Testobjekte gab es, Melody?«
»Zwanzig. Zehn Männer und zehn Frauen im Alter von zwanzig bis dreißig. Natürlich haben einige
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