Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
»Die Forscher haben nichts dem Zufall überlassen, oder?«
JC schlenderte den Flur hinab und überließ es den anderen, mit ihm Schritt zu halten. Er tat sein Bestes, um cool, ruhig und ganz und gar aufgeräumt auszusehen, aber er schaute sehr aufmerksam in jeden Raum, an dem er vorbeikam, und nahm alles auf. Die Räume waren einigermaßen bequem, wenn auch etwas klein, mit all dem üblichen Luxus. Fernsehen, Computer …
Melody wartete ab, bis sie das dritte Zimmer erreichten, dann hielt sie es nicht mehr aus. Sie schoss hinein und setzte sich hinter den Computer. Die anderen hielten an und kamen zurück. Sie beobachteten Melody von der Zimmertür aus, als sie den Computer einschaltete und sich einloggte.
JC seufzte leise. »So viel dazu, dass ich hier das Sagen habe.«
»Du brauchst Informationen«, sagte Melody und sah nicht einmal von all den illegalen Dingen auf, die sie tat. »Und hier finde ich Informationen.«
»In der Tat«, murmelte JC. »Ich bin überrascht, dass du so lange in der Lage warst, dich zu beherrschen. Also, was sagt dir der Computer in diesem Zimmer, das ich mal Raum drei nennen will? Denn es gibt keine Nummern oder andere Schilder auf irgendeiner der Türen. Hat einer von euch das bemerkt? Ich bemerke solche Dinge immer. Happy, Melody scheint nicht mehr mit mir zu sprechen. Was ist mit dir? Hast du mir was zu sagen? Schnappst du etwas auf?«
»Kaum«, erwiderte Happy und sah flüchtig den Gang auf und ab. »Niemand lebte hier lange genug, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ich kann aber sagen, dass nichts Lebendiges sich in diesem Stockwerk versteckt. Alle Zimmer sind leer … Aber eins ist seltsam. Wenn ich meine Schilde herunterlasse und mich umsehe, dann höre ich normalerweise sofort euch drei in meinem Kopf herumschreien und muss euch dämpfen, bevor ich etwas anderes empfangen kann. Aber hier … Ich spüre euch nur ganz leise, wie aus weiter Entfernung. Da ist etwas in diesem Haus, etwas, das meine Sinneswahrnehmung stört.«
»Willst du damit sagen, dass jemand das absichtlich tut?«
»Das würde mich nicht überraschen«, meinte Happy. »Ich sage allerdings nicht, dass mich das beunruhigt. Eigentlich ist es sogar ganz entspannend, zur Abwechslung mal nicht all eure Stimmen mit Gewalt von mir fern halten zu müssen.«
»Kannst du irgendwelche Spuren der Person empfangen, die in diesem Raum gelebt hat?«
Happy starrte ihn böse an. »Ich sage dir doch immer, dass ich kein solcher Wahrsager bin! Ich lese in Personen und Orten, und das war’s! Ich lese nicht in Objekten, bin kein Medium für Vergangenes oder lese in Teeblättern! Ich bin Telepath, und das ist mehr als genug, mit dem ich fertig werden muss. Ich kann keine Wunder wirken!«
»Schade«, erwiderte JC prompt. »Ich könnte das eine oder andere Wunder gebrauchen. Ich werde mal weiter den Gang hinuntergehen und sehen, was ich da wohl finde. Schrei, wenn du etwas brauchst, Melody.«
Weg war er, und Kim schwebte hinter ihm her. Happy schlurfte trübe in den Türrahmen. »Wir sollten diesen Fall nicht bearbeiten«, sagte er rundheraus. »Wir sollten mit Geistern und Ghoulen und Dingern umgehen, die nachts ›Buh!‹ schreien. Was auch immer hier passiert ist, da steht überall fett und groß ›höhere Wissenschaft‹ drauf. Wir haben die Grenze dazwischen weit überschritten, auch wenn JC das nicht zugeben will, und sind nicht mehr bei unserer Kernkompetenz.«
»Das sagst du«, erwiderte Melody und runzelte angesichts der Daten auf dem Computerbildschirm nachdenklich die Stirn.
»Allerdings!«, sagte Happy. »Laut und deutlich, aber keiner hört auf mich! Um so was hier kümmern wir uns normalerweise nicht!«
Melody seufzte laut und wandte sich auf dem Stuhl zu ihm um. »Da unten in der Eingangshalle, das waren doch Geister, oder?«
»Naja, schon irgendwie, aber …«
»Nichts aber. Du hast doch gehört, was dieser lästige Mann aus der Stretch-Limo gesagt hat – finden Sie raus, was da los ist, und stoppen Sie es. Das ist der Job. Alles andere sind nur Details.« Sie hielt inne und lächelte ihn beinahe freundlich an. »Ich weiß, dass du das nicht gern zugibst, Happy, aber das alles ist Wissenschaft, immer. Geister, Dämonen, das Jenseits – alles, was existiert, und alles darüberhinaus – alles ist Wissenschaft. Wir verstehen es nur nicht immer, das ist alles. Und jetzt sei ein braver kleiner Junge und lass mich weitermachen. Sonst werfe ich mit Worten wie ›Quantum‹ um mich, und du weißt selbst,
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